Berufswunsch: Ich will berühmt werden:
Wunsch und Wirklichkeit
Der Traum vom Ruhm – unzählige Menschen träumen ihn, doch nur für wenige wird er tatsächlich wahr. Doch ab wann genau gilt man eigentlich als berühmt? Und wie haben das Internet und die sozialen Medien die Möglichkeiten berühmt zu werden verändert?
Mancher Ruhm währt nur kurz, manche berühmte Persönlichkeiten gehen in die Geschichte ein. „Während früher vor allem die Adeligen in einer Monarchie aufgrund ihrer Abstammung, ihres Standes berühmt waren, hat Berühmtheit in der modernen Gesellschaft vor allem mit Leistung zu tun“, erklärt der Soziologe Prof. Dr. Hermann Strasser, der mehrere Abhandlungen zu diesem Thema verfasst hat. Ab wann jemand als berühmt gilt, definiert er folgendermaßen: „Erstens wird der Prominente von mehr Leuten erkannt, als er selbst kennt. Zweitens sind Promis ständig überall zu sehen, auf allen Kanälen und in allen Spalten der Presse“, so der Soziologe. „Drittens versuchen Promis, ihren Status durch eine soziale Haltung zu bekräftigen, um so den Erwartungen der Öffentlichkeit zu entsprechen.“
Hermann Strasser
Foto: privat
Ein Rezept fürs Berühmtwerden gibt es nicht. Auch wenn etwa Castingshows das gerne suggerieren. Berühmtheit erlangen kann man in nahezu allen Bereichen: zum Beispiel als Unternehmer, Showstar, Opernsänger, Wissenschaftler, Tennisprofi oder Topmodel. Berühmtsein bedeutet laut Hermann Strasser dabei zweierlei: Gefeiert werden und herausragen. „Deshalb spricht man auch von ‚Celebrities‘, den Gefeierten, und den Prominenten, weil sie herausragen, wie das lateinische Wort ‚prominere‘ andeutet.“ Doch nicht immer ist Prominenz gleichzusetzen mit großer oder sogar internationaler Bekanntheit. „Sogenannte C-Prominente sind oft nur kurzzeitig bekannt, manchmal wird ihre Bekanntheit eher negativ registriert. Beispiele sind Auftritte in Casting-Shows oder Ehe- bzw. Ex-Partner von A-Prominenten.“
Eine Studie des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW) besagt, dass rund 30 Prozent der 14- bis 21-Jährigen berühmt werden wollen. Dennoch hört Berufsberater Michael Wenzler von der Agentur für Arbeit in Esslingen diesen Wunsch für die Zukunft nicht allzu häufig. „Berühmtheit als explizites Berufsziel wird selten genannt. Eine ganze Reihe von Abiturienten wünscht sich aber, in den Bereichen Sport, Musik, Schauspiel, Tanz oder im Internet erfolgreich zu werden und dort Geld zu verdienen – und damit natürlich auch Berühmtheit zu erlangen.“
In der Regel könnten die Abiturienten ihre eigenen Fähigkeiten und die Situation allgemein sehr gut einschätzen. „Wie etwa ein Fußballer, der mit 18 bei einem Regionalverein unterschrieben hat und dem bewusst ist, dass es, wenn er nicht in den nächsten ein bis zwei Jahren entdeckt wird, vermutlich nichts mit der Fußballerkarriere wird“, erklärt der Berater. „Dennoch ist es wichtig, dass man es versucht. Von so einem Ziel von vorneherein abraten würde ich deshalb nicht. Man sollte sich allerdings klarmachen, dass es ein weiter Weg dorthin ist, den nur wenige schaffen.“
Jörg-Michael Wenzler
Foto: privat
Durch die sozialen Netzwerke ist in den letzten Jahren eine neue Art von Berühmtheiten entstanden, die sogenannten „Influencer“. „Bei Kindern und Jugendlichen sind Influencer mittlerweile beliebter als Sportler oder Schauspieler“, sagt Hermann Strasser. Ihr Geld verdienen sie häufig mit Werbedeals und Kooperationen mit Unternehmen. Diese profitieren von einem modernen Image und einer Steigerung des Umsatzes, die die Influencer ihnen einbringen. „Eigentlich nichts Neues, wenn wir an die seit Jahrzehnten kursierenden Werbeverträge für Spitzensportler denken. Auch die Influencer werden von ihren Fans berühmt gemacht. Die Zahl der Klicks wird zur Meinung, der Meinungsmacher zum Influencer, der Influencer zur Macht. Kein Wunder, dass immer mehr junge Menschen Blogger oder Influencer sogar als Berufswunsch angeben.“
Hauptsache berühmt werden, egal womit? Das hält der Berufsberater für unrealistisch. Ohne Vorkenntnisse oder Erfahrungen auf einem bestimmten Gebiet sei es laut Michael Wenzler äußerst schwer, Bekanntheit zu erlangen. „Fast alle erfolgreichen Schauspieler, Regisseure oder Influencer haben klein angefangen. Mit einer Schauspiel-AG in der Schule, einer Laien-Theatergruppe oder mit kleinen Filmen auf YouTube.“ Für Berufe wie Musiker oder Schauspieler ist zudem eine entsprechende Ausbildung sinnvoll. „Allerdings ist es nicht leicht, einen Platz an einem Konservatorium, einer Pop-Akademie oder einer staatlichen Schauspielschule zu ergattern. Das wissen die meisten und bereiten sich darauf vor.“
Aber selbst, wenn man es an eine dieser Einrichtungen schafft, heißt das noch lange nicht, dass man berühmt wird und viel Geld verdient. „Man braucht auf jeden Fall viel Idealismus.“ Und für den Fall, dass es mit der Wunscheinrichtung nicht klappt, rechtzeitig einen Plan B. „Kriterien bei der Berufswahl sollten nicht nur die eigenen Wünsche und Ziele sein, man sollte ebenso seine Neigungen und Fähigkeiten berücksichtigen.“ Wichtig sei ein gesundes Realitätsbewusstsein, um die eigenen Chancen richtig einschätzen zu können, und die Bereitschaft, sich mit Alternativen zu beschäftigen.
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