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Influencerin: Fließende Grenzen zwischen Beruf und Privatleben

Ihre Tätigkeit wird oft belächelt, dabei bestreiten Influencer ihren Lebensunterhalt mit ihren Social-Media-Auftritten. Seit 2014 gibt Roxana Strasser (30) ihren Followern auf ihrem YouTube-Kanal und dem dazugehörigen Instagram-Account „Roxis Ecke“ Fitness-, Ernährungs- und Motivationstipps und ist damit sehr erfolgreich.

Ein Porträt-Foto von Roxana Strasser

Sport studieren – das war Roxana Strassers Traum nach dem Abi. Doch der Ausdauertest, den Bewerber im Rahmen der Sporteignungsprüfung ablegen müssen, um zum Studium zugelassen zu werden, machte ihr einen Strich durch die Rechnung. „Ich war acht Sekunden zu langsam und fiel durch. Das hat mich damals so frustriert, dass ich den Traum vom Sportstudium verworfen und zwei Jahre lang keinen Sport gemacht habe“, berichtet die heute 30-Jährige. Doch dann kam der Punkt, an dem sie unzufrieden mit ihrem Lebenswandel wurde. „Ich habe in der Zeit viel zugenommen und mich ungesund ernährt. Das wollte ich ändern.“

Ein Porträt-Foto von Roxana Strasser Ein Porträt-Foto von Roxana Strasser

Roxana Strasser

Sie begann, ins Fitnessstudio zu gehen und sich mit gesunder Ernährung zu beschäftigen. „Ich war sieben Jahre lang Trainerin im Leistungsturnen und habe selbst geturnt, seit ich ein Kind war, außerdem war ich auf einem ernährungswissenschaftlichen Gymnasium. Ein Grundwissen über Fitness und Ernährung hatte ich also. Das wollte ich gerne ausbauen und weitergeben“, sagt Roxana Strasser, die zudem Angewandte Freizeitwissenschaft an der Hochschule Bremen studiert hat. Als Ziel setzte sie sich die Teilnahme an einer Bodybuilding-Meisterschaft. Und sie entschloss sich, andere an ihrem Weg teilhaben zu lassen. So entstand ihr YouTube-Kanal „Roxis Ecke“.

Verantwortung gegenüber den Zuschauern

Mit der Zeit kamen immer mehr Zuschauer, die sie auf ihrem Weg begleiteten, hinzu. „Um das Interesse der Menschen zu wecken, brauchst du eine Geschichte. Sie wollen live dabei sein, wie du etwas erreichst, wie du ein Ziel in die Tat umsetzt.“ 2015 belegte sie bei der Ostdeutschen Meisterschaft für Bodybuilding Platz drei, bei der Deutschen Meisterschaft schaffte sie es unter die besten Zehn. „Ich wollte mir und den Zuschauern beweisen, dass ich es schaffen kann. Allerdings habe ich irgendwann gemerkt, dass so ein extremes Fitnesstraining nicht gerade gut für den Körper ist und mir gesagt: Ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Zuschauern – ich sollte vermitteln, was wirklich gesund ist.“

Auch heute besteht ihr YouTube-Kanal, der über 31.000 Abonnenten zählt, vor allem aus Fitnessübungen und -workouts sowie Ernährungstipps, aber einen Fitnesswahn propagieren will sie nicht. Die Grenzen zwischen Job und Privatem sind bei ihr, wie bei den meisten Influencern, fließend. Mal ist Roxana Strasser mit ihrem Freund im Garten ihrer neuen Wohnung am Bodensee zu sehen, mal trainiert sie auf Instagram mit ihrer Mutter, die ebenso bei ihr angestellt ist. Dass sie auf der Straße erkannt oder um ein gemeinsames Foto gebeten wird, gehört mittlerweile zu ihrem Alltag.

Lange Arbeitstage als Standard

Der Aufwand für ein Video, in dem sie ein Sieben-Minuten-Workout zeigt, beträgt einen Tag. Auch bei einem Foto, das sie auf Instagram postet, handelt es sich selten um eine einfache Handyaufnahme. Stattdessen überlegt sich Roxana Strasser im Vorfeld ein Konzept und was sie mit dem Bild aussagen will. Lichtverhältnisse, die richtige Kamera und das passende Objektiv, eine entsprechende Location, Outfit und Styling, Nachbearbeitung der Bilder, ein passender Text – der Aufwand für ein einzelnes Foto ist höher, als manch einer denkt.

Während viele Zuschauer und Kritiker nicht sehen, wie viel Zeitaufwand hinter den Inhalten steckt, die Roxana Strasser kostenlos ins Netz stellt, haben immer mehr Unternehmen in den letzten Jahren begriffen, wie profitabel die Werbung mit Influencern sein kann. So kann die 30-Jährige heute gut von ihren Social-Media-Kanälen und den Werbeverträgen, die sie mit Firmen abschließt, leben. Ihren Erfolg führt sie unter anderem darauf zurück, dass sie sich von Anfang an klare Regeln gesetzt hat: „Ich halte keine Produkte in die Kamera, die ich nicht selbst benutze und die ich nicht vertreten kann. Mir ist es wichtig, mich nicht verstellen zu müssen.“ Aus diesem Grund hat sie schon häufiger lukrative Werbeangebote abgelehnt.

Um sich über Wasser zu halten, nahm sie im ersten Jahr ihrer Selbstständigkeit Aufträge als Fitnessmodel an und konnte sich so die Zeit nehmen, in Ruhe ihren Kanal aufzubauen. Geholfen hat ihr dabei das Wissen, das sie während eines Auslandssemesters in Kalifornien im Social Media Marketing sammeln konnte. „Es muss einem klar sein, dass es ein richtiger Job ist. Am Anfang habe ich oft 15 Stunden am Tag gearbeitet, hatte kaum Privatleben. Mittlerweile hat sich das eingependelt.“

Heute ist ein Tag in der Woche für die Buchhaltung reserviert, von Dienstag bis Sonntag produziert sie Inhalte für ihre Social-Media-Kanäle, besucht Events in ganz Deutschland und kümmert sich um Organisatorisches. Vor Kurzem hat sie das erste Mal eine einwöchige Social-Media-Pause eingelegt. „Das habe ich gebraucht. Mal eine Woche das Handy größtenteils ausgeschaltet lassen.“ Denn Feierabend hat die Influencerin eigentlich nie.