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Man kennt viele Berufe im Bereich Sicherheit, etwa bei Polizei, Technischem Hilfswerk und Nachrichtendiensten. Doch Digitalisierung und Globalisierung haben die Grenzen des Bereichs erweitert: Gebraucht werden mittlerweile auch Informatiker/innen, Geologen/-innen und Gesundheitswissenschaftler/innen.
Sebastian heißt er und geht auf die 30 zu – mehr Persönliches erfahren wir nicht über ihn. Denn außerhalb des engsten Familienkreises darf niemand wissen, wo er arbeitet: beim Bundesnachrichtendienst (BND), wo er für die zivile und militärische Auslandsaufklärung zuständig ist.
Im Auftrag der Bundesregierung sammelt die Behörde Informationen, die wichtig sind für außen- und sicherheitspolitische Entscheidungen. Als Informatiker ist Sebastian dafür zuständig, dass die Informationstechnik (IT) der Behörde reibungslos läuft, sagt er: „Unser Support wird weltweit abgefragt.“ Er und sein Team kümmern sich dann um die Störung, was meist von seinem Büro aus möglich ist. Manchmal auch nicht. „Dann muss man dorthin reisen, wo das Problem aufgetreten ist.“ Gibt es keine akuten Fälle, entwickelt Sebastian Softwareprodukte weiter und arbeitet daran, die IT der Behörde noch besser und vor allem sicherer zu machen.
Berufe rund um Sicherheit sind in Deutschland gefragt wie nie, dabei geht die Zahl der Straftaten statistisch gesehen seit Jahren zurück. Das hat vor meist damit zu tun, dass sich die Gefahren in einer globalisierten, vernetzten Welt verändert haben. Sie sind unberechenbarer geworden, weniger greifbar. Bei Terrorattacken kann man die Täter meist wenigstens sehen, wer aber hinter Cyberangriffen steckt, bleibt oft ein Rätsel. Auch die Berufe, die sich mit Sicherheit beschäftigen, folgen dieser Verschiebung: Sie werden digitaler und umfassen mittlerweile fast alle Fachbereiche. Studiengänge mit Bezug zu Sicherheitsthemen reichen von Geistes- über Ingenieur- bis hin zu Naturwissenschaften und Medizin.
„Früher gab es eine Trennung zwischen innerer und äußerer Sicherheit“, sagt Alexander Ulbricht, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit in Bautzen. „Aber in einer globalisierten, digitalen Welt verschwimmt sie immer mehr – ein Computervirus kennt keine Landesgrenzen.“ Er unterscheidet zwischen Berufen in Uniform und ohne. Zwischen den „typischen“ Sicherheitsberufen bei Polizei, Bundeswehr, Zoll, Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk und Berufen, die sich in einem Fachgebiet mit Sicherheitsaspekten beschäftigen. Und diese werden immer mehr. „Die Zahl der Studiengänge mit Sicherheitsbezug steigt ständig“, sagt Alexander Ulbricht. Er rät Abiturienten jedoch, zunächst einen allgemeinen Bachelorstudiengang zu wählen und sich im Masterstudiengang zu spezialisieren: „So verbauen sie sich nichts, wenn sich die Interessen doch noch ändern“, führt er aus. Mit einem Informatikstudium kann man beispielsweise als IT-Sicherheitsspezialist bei der Bundesagentur für Arbeit arbeiten und mit einem Geologiestudium beim Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation. Auch wer sich für eine Ausbildung im Sicherheitsbereich interessiert, habe sowohl bei Bundesbehörden viele Möglichkeiten als auch im privaten Sektor – etwa mit einer Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit, die Personen, Objekte, Anlagen und Werte schützt.
Sebastian hat Informatik und Mathematik studiert, bevor er zum BND ging. „Kryptographie – Verschlüsselungstechnik – hat mich immer sehr interessiert“, erzählt er. „Und wer sich näher damit beschäftigt, landet fast zwangsläufig bei den Nachrichtendiensten.“ Zum Ende seines Studiums klickte er sich durch die Stellenangebote des BND und bewarb sich als Anwendungsentwickler.
Mit der Bewerbung setzte er einen komplizierten Prozess in Gang. „Wer sich bei uns bewirbt, sollte das frühzeitig tun und gut ein Jahr einplanen“, erklärt Isabelle Kalbitzer, Pressesprecherin des BND. Gleiches gilt für das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), den deutschen Inlands-Nachrichtendienst. Denn neben den üblichen Bewerbungsstufen – schriftliche Bewerbung, Gespräch, weiteres Auswahlverfahren – kommt hier eine Sicherheitsüberprüfung hinzu. „Alle Bewerber müssen Referenzpersonen angeben und sie müssen auch damit rechnen, dass wir mit weiteren, zufällig ausgewählten Personen aus dem Umfeld reden“, sagt Isabelle Kalbitzer. So wollen die Nachrichtendienste herausfinden, wer die Bewerber*innen sind, ob sie fest hinter der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen und was sie antreibt. „Wir suchen hier keine James Bonds. Wir brauchen diskrete Teamplayer, keine Einzelkämpfer, die den Adrenalinkick suchen“, stellt Isabelle Kalbitzer klar.
Die Geduld lohnt sich, sagt Sebastian. Denn auf erfolgreiche Bewerber warte ein spannender Beruf mit den Vorzügen des öffentlichen Dienstes: Bezahlung nach Tarif, geregelte Arbeitszeiten, gute Karrierechancen. Sebastian kann sich gut vorstellen, nach einigen Jahren den IT-Betrieb zu verlassen und andere Aufgaben innerhalb des BND zu übernehmen. „Informationen, die gesammelt werden, auswerten und aufbereiten – das würde mich auch reizen“, sagt er. Sein Vorteil: Informatiker*innen werden gesucht, in fast allen Bereichen.
Für Abiturientinnen und Abiturienten, die bereits sicher sind, dass sie beim BND arbeiten wollen, verweist Isabelle Kalbitzer auf die Möglichkeit, direkt bei der Behörde eine Ausbildung zu machen oder zu studieren. Voraussetzung für den gehobenen Dienst ist die Hochschulreife. Möglich ist ein dreijähriges Studium zum/r Diplom-Verwaltungswirt/in, das gemeinsam mit dem BfV angeboten wird. Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit einem Stipendium des BND ein duales Bachelorstudium zu absolvieren und anschließend direkt als Mitarbeiter*in in den BND übernommen zu werden. Hier kann man zwischen den Fachrichtungen „Informatik“ sowie „Technische Informatik“ und „Kommunikationstechnik“ wählen.
Berufsberater Alexander Ulbricht rät Abiturientinnen und Abiturienten, sich eine Sache auf jeden Fall vorher zu überlegen: „Wie stehe ich zum Tragen einer Waffe und dem eventuellen Einsatz von körperlicher Gewalt?“ Das sei entscheidend, ob ein Beruf „in vorderer Reihe“ in Betracht kommt, oder doch eher einer im Hintergrund. Und wer sich für einen Job bei einer Bundes- oder Landesbehörde interessiert, sollte noch andere Dinge im Auge behalten: „Sind Sporttests gefragt, muss ich die deutsche Staatsangehörigkeit haben, darf ich Tattoos tragen? Nach solchen spezifischen Vorgaben sollte man sich unbedingt erkundigen“, rät Alexander Ulbricht.
Wer sich bereits vor der Entscheidung für einen Sicherheitsberuf in die Thematik einfühlen will, kann dies auch mit einem freiwilligen Engagement, beispielsweise beim Technischen Hilfswerk, tun – 99 Prozent der dort Tätigen sind Ehrenamtliche.
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort „Sicherheit“)
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier kannst du über Studienmöglichkeiten in Deutschland informieren.
studienwahl.de
Homepage der Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sicherheitsforschung
Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.
Weitere Filme findest du auf der abi» Videoübersicht.
Aktualisiert: 01.09.2021
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