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Zahnmediziner/innen: „Die Einzelpraxis hat weiterhin Bestand"

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollten Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner für ihren Beruf mitbringen? Welche aktuellen Trends zeichnen sich auf dem Arbeitsmarkt ab? Und welche Herausforderungen bringt die Selbstständigkeit für Zahnärztinnen und Zahnärzten mit sich? abi>> sprach mit Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, niedergelassener Zahnarzt im ländlichen Raum.

In einer Zahnpraxis wird ein Wattestäbchen aus einer Box entnommen. Foto: Christof Stache

abi» Herr Prof. Dr. Oesterreich, welche Soft Skills, Fähigkeiten und Eigenschaften brauchen Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner für Ihren Beruf?

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich: Zahnärztinnen und Zahnärzte benötigen ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Empathie, ein offenes Ohr für die Patientinnen und Patienten. Und natürlich gute kommunikative Fähigkeiten. Wer zur Zahnbehandlung kommt, möchte ja umfassende Beratung und Aufklärung. Daneben braucht man Teamfähigkeit, denn man arbeitet immer mit anderen Menschen zusammen. Gleichzeitig ist man der Chef oder die Chefin, und da ist Führungskompetenz gefragt. Was auch wichtig ist: Manuelles Geschick und Freude an Genauigkeit oder gar Perfektion.

abi» Welche aktuellen Trends bestimmen den Arbeitsmarkt für Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner?

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich: Festzustellen ist, dass die Zahl angestellter Zahnärztinnen und Zahnärzte deutlich zunimmt. Gleichzeitig liegt der Anteil an Zahnärztinnen heute bei etwa 50 Prozent und mit einem  Frauenanteil von über 70 Prozent bei den Studierenden ist dies ein ungebremster Trend. Die Niederlassung in einer Einzelpraxis vorwiegend im Rahmen einer Praxisübernahme ist noch die häufigste Form der Berufsausübung. Neben Kooperationen von zwei bis drei Zahnärztinnen und -ärzten nehmen zahnmedizinische Versorgungszentren durch den Trend zur Anstellung zu. Im ländlichen Raum gibt es bereits eine Unterversorgung. Hier erscheinen die Erfolgsaussichten für die Berufsausübung und eine hohe Berufszufriedenheit am besten.

abi» Verändert sich die Arbeit der Zahnärztinnen und Zahnärzten auch inhaltlich?

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich: Die Entwicklung zeigt einen deutlichen Trend zu einer ganzheitlichen medizinischen Sichtweise der Zahnmedizin. Schließlich ist die Zahnmedizin wichtiger Teil der medizinischen Primärversorgung und aufgrund des demografischen Wandels der Bevölkerung sehr viel stärker im medizinischen Wissen gefordert. Und: Das Thema Prävention ist nicht nur sehr erfolgreich, sondern fester Bestandteil des Leistungsspektrums.

abi» Welchen Herausforderungen müssen sich Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner mit eigener Praxis stellen?

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich: Als niedergelassene Ärztin oder Arzt ist man selbstständiger Unternehmer. Das bringt zusätzliche Verantwortung für die Mitarbeitenden mit sich. Über das fachliche Können hinaus muss man immer auch die wirtschaftlichen Aspekte im Blick haben. Man braucht eine gut organisierte und strukturierte Arbeitsweise. Aber man genießt auch Freiheiten und hat großen Gestaltungsspielraum.

abi» Worauf sollten Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger vorbereitet sein?

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich: Die eigene Berufssozialisation muss gut geplant werden. Abwägungsprozesse zwischen Anstellung und Selbstständigkeit bedürfen einer genauen Planung. Eine Praxis zu gründen klappt nur mit Rückhalt aus dem eigenen Umfeld. Berufszufriedenheit entsteht durch ein gutes kollegiales Verhältnis und hohe soziale Akzeptanz, die auch eine Vorbildfunktion beinhaltet. Die Anforderungen, die ich an meine Patientinnen und Patienten stelle, muss ich selbst vorleben. Sei es die Ernährung, die Bewegung, die Hygiene – meine Patientinnen und Patienten beobachten mich sehr genau.

Der abi» Experte

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich Prof. Dr. Dietmar Oesterreich

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, niedergelassener Zahnarzt im ländlichen Raum