Zahnmediziner/innen:
Medizinische Feinmotoriker*innen mit der Lizenz zum Bohren
Zahnärztinnen und -ärzte brauchen nicht nur medizinisches Know-how, sondern müssen feinmotorisch begabt sein. Der Arbeitsmarkt ist stabil, Arbeitslosigkeit kein Thema.
Kontrolluntersuchungen, Karies-, Parodontitis- und Wurzelbehandlungen, Zahnersatz wie Kronen oder Implantate – im Jahr 2019 kümmerten sich laut Statistischem Jahrbuch der Bundeszahnärztekammer rund 69.300 niedergelassene oder in Praxen angestellte Zahnärzt*innen um die Gesundheit im Mund. Zahnmediziner*innen sind aber auch außerhalb von Praxen beschäftigt, zum Beispiel in Forschungseinrichtungen oder an Hochschulen.
Zahnmediziner Dr. Basel Kharbot
Foto: Privat
So wie Dr. Basel Kharbot. Er arbeitet in der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni hat man drei Standbeine: die Patientenversorgung, die Lehre und die Forschung. Hinzu kommen viele organisatorischen Aufgaben“, erklärt der 30-Jährige.
Zur Lehre zählen beispielsweise die Praxiskurse, die Basel Kharbot für Studierende im siebten Fachsemester anbietet. Hier betreut er zweimal pro Woche mehrere Studierenden-Gruppen. Jeweils zwei angehende Zahnmediziner*innen behandeln dabei einen Patienten und setzen diesem etwa eine Zahnfüllung. Er bespricht mit den Studierenden Befunde und Behandlungspläne sowie die einzelnen Behandlungsschritte, die dann präzise abgearbeitet werden müssen. Anschließend kontrolliert der Zahnmediziner das Endergebnis. Weitere Bestandteile seiner Lehrtätigkeit sind die Vorbereitung von Vorlesungen und anderen Lehrveranstaltungen, das Erstellen von Klausuren und die Abnahme praktischer Prüfungen.
Zur Arbeit an seinem eigenen Forschungsprojekt im Bereich mikroinvasive Kariesbehandlung gehören die Literaturrecherche und Analyse von Daten, aber auch Laborarbeiten, zum Beispiel die Auswertung von Zahnproben. Und natürlich die Versorgung seiner eigenen Patienten. Daneben steht immer wieder Organisatorisches an, etwa Besprechungen in der Abteilung oder in Arbeitsgruppen für Projekte, Behandlungen oder Prüfungen.
„Jeden Tag finden sich andere Tätigkeiten auf der Agenda“, sagt Basel Kharbot. „Genau diese große Vielfalt reizt mich an der Arbeit an der Universität.“ Aber auch die akademische Arbeit selbst, mit der er die Zahnmedizin ein Stück weit mitgestalten kann, fasziniert ihn: „Aus unserer Forschung an der Uni entsteht schließlich das, was zur Lehrmeinung wird und später in der Praxis ankommt.“
Nach seinem Studium der Zahnmedizin an der Georg-August-Universität in Göttingen absolvierte der Berliner im Rahmen einer sogenannten Famulatur einen dreimonatigen Auslandseinsatz in Kambodscha. Dort behandelte er ehrenamtlich vor allem Kinder, die sonst keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. „Das hat mich etwas geerdet. Einfach weil man sieht, wie viel hier bei uns im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt möglich ist“, resümiert er.
Zahnmedizin wird an 30 Hochschulen in Deutschland gelehrt. 2.770 Studierende haben laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. Rund 1.800, fast zwei Drittel, waren Frauen. „Nach der zweijährigen Assistententätigkeit arbeiten viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte zunächst weiterhin angestellt in einer Praxis“, erklärt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. „Vor allem Frauen wählen diese Berufsausübung zunehmend dauerhaft auch in größeren Einrichtungen. Niederlassungen werden meist im Rahmen einer Praxisübernahme realisiert. Beste Voraussetzungen bieten dabei die ländlichen Gebiete, wo zunehmend Zahnärzte fehlen.“
Außer in Praxen, wo die meisten Zahnärzt*innen tätig sind, oder Hochschulen sind Zahnmediziner*innen seltener auch in Krankenhäusern und zahnmedizinischen Kliniken tätig. Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten bieten sich in Gesundheitsämtern, bei Sozialversicherungsträgern, Krankenkassen, in Weiterbildungseinrichtungen, bei Zahnärztekammern, Berufs- und Fachverbänden sowie in der Pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik.
„Arbeitslosigkeit ist für Zahnmediziner kein Thema und wird es in absehbarer Zeit auch nicht werden“, sagt Claudia Suttner, Arbeitsmarktexpertin der Bundesagentur für Arbeit. Lediglich 1.500 Personen seien im Jahresschnitt 2020 arbeitslos gemeldet gewesen. Gleichzeitig gingen etwa 500 Stellenangebote bei der Bundesagentur für Arbeit ein. Dies entsprach einem durchschnittlichen Bestand von 200 Stellenangeboten für Zahnärzt*innen einschließlich Kieferorthopäd*innen. „Trotz eines leichten coronabedingten Anstiegs liegt die Arbeitslosenquote deutlich unter drei Prozent“, ergänzt Claudia Suttner. „Damit herrscht nach wie vor Vollbeschäftigung.“
BERUFENET
Das Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Zahnmediziner)
berufenet.arbeitsagentur.de
studienwahl.de
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
studienwahl.de
BERUFETV
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
berufe.tv
Bundeszahnärztekammer
Informationen zum Beruf, zu Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und weiteren Themen. Ebenso Links zu den Zahnärztekammern der Länder
www.bzaek.de
Freier Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ)
Website mit eigenem Bereich für Studierende
www.fvdz.de
Zahnmedizinischer Austauschdienst e.V.
Umfassende Informationen zur Famulatur im Ausland und aktuelle Erfahrungsberichte
www.zad-online.com
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