Ingenieur für Abfallwirtschaft:
Wenn aus Abfall ein Rohstoff wird
Die Welt versinkt förmlich im Plastikmüll. Als Projektingenieur arbeitet Niklas Ernst (30) daran mit, dass aus diesem Müll keine Umweltbelastung, sondern ein neuer Rohstoff entsteht.
Plastik ist praktisch, vielseitig, bunt. Deshalb wird es massenweise produziert – und landet anschließend genauso massenweise im Abfall. Wieviel Kunststoff in Deutschland täglich in den Müll kommt, sieht Niklas Ernst immer wieder, wenn er an einem der Produktionsstandorte seines Arbeitgebers Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH unterwegs ist. Vorsortiert und zu Ballen gepresst, kommt der Kunststoff aus dem Gelben Sack dort an. „Er wird zerkleinert, gewaschen und zu Granulat verarbeitet“, erklärt der 30-Jährige. Und damit zu einem Rohstoff, der überall in der Kunststoffindustrie wieder eingesetzt werden kann.
Der Prozess dahinter ist komplex. „Meine Themen sind die Wäsche und das Abwasser“, erklärt Niklas Ernst. Kleben Etiketten auf dem Kunststoff oder finden sich Lebensmittelreste an dem Material, müssen diese zunächst entfernt werden. „Ich schaue, wie wir den Waschprozess so optimieren können, dass das Granulat am Ende eine noch bessere Qualität hat.“
Niklas Ernst
Foto: privat
Niklas Ernst arbeitet hauptsächlich im Kunststoff-Technikum des Unternehmens in Köln. Gut die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er am Computer, recherchiert über den Stand der Technik und führt Berechnungen durch. „Ich mache aber auch Versuche im Labor oder Tests am Extruder“, erklärt er. Die restliche Zeit verbringt er unter anderem an den Produktionsstandorten und hilft dort, seine Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. „Die Mischung zwischen Forschung und Praxis, zwischen Büroarbeit und Unterwegssein finde ich ideal“, sagt der 30-Jährige.
Eine rein wissenschaftliche Karriere wollte er nicht einschlagen. „Nach meinem Master habe ich eine Zeit lang an der Universität gearbeitet und dabei gemerkt, dass das eher nicht meins ist.“ Er wollte eben nicht nur theoretisch an etwas arbeiten, sondern sehen, wie es sich in der Praxis umsetzen lässt.
Studiert hat Niklas Ernst an der RWTH in Aachen. Nach dem Abitur suchte er nach einer Studienrichtung, mit der er dabei helfen konnte, Lösungen für aktuelle Umweltprobleme zu finden. Bei einer Jobmesse stieß er auf den Bereich Erneuerbare Energien und den Studiengang Rohstoffingenieurwesen (auslaufend, der Nachfolger heißt: Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung) – und bewarb sich dort. „Der Studiengang kombiniert die primäre Rohstoffgewinnung mit Themen wie Recycling und Energiegewinnung“, erklärt Niklas Ernst. Später, so sein Plan, wollte er den Master Nachhaltige Energieversorgung anschließen.
Doch im Studium merkte er, dass ihn die Aufbereitung von sekundären Rohstoffen viel mehr interessiert. „Wie aus Abfall wieder ein Rohstoff wird – das fand ich spannend.“ Im Master Werkstoff- und Prozesstechnik lernte er dann im Detail kennen, wie Papier oder Kunststoffe aufbereitet werden und wie die verschiedenen Anlagen funktionieren. Wissen, mit dem er heute arbeitet. Er kann Abiturientinnen und Abiturienten nur empfehlen, einen etwas allgemeineren Bachelor zu studieren und sich erst im Master zu spezialisieren. „So hat man die Gelegenheit, auch andere Bereiche kennenzulernen. Oft findet man ja doch erst mit der Zeit heraus, was einen wirklich interessiert – so wie ich.“
Viele Bewerbungen musste Niklas Ernst nach dem Studium nicht schreiben. Die Chancen für Absolventinnen und Absolventen in diesem Bereich stehen gut. Für seine Tätigkeit sollte man Spaß an Technik und am Thema Recycling mitbringen, sagt Niklas Ernst. „Außerdem ist Teamarbeit wichtig – und man sollte keine Scheu vor etwas intensiveren Gerüchen haben.“ Er lacht. Der 30-Jährige kann sich durchaus vorstellen, in einigen Jahren Führungsverantwortung zu übernehmen. „Aber momentan finde ich meine Aufgabe richtig spannend.“
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