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Forstwirtschaft: Spannungsfeld „Wald und Mensch“

Anton Lehmkuhl (23) hat am Studium der Forstwirtschaft gereizt, dass es „praxisnah“ ist und „so vielfältig wie die Funktionen des Waldes.“ Ein zentraler Aspekt dabei ist der Waldbau: die Gestaltung dieses Ökosystems durch den Menschen.

Ein Holztransporter lädt Baumstämme mit einem Kran auf.

Zwischen Streuobstwiesen und Wäldern befindet sich die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (bei Tübingen), an der Anton Lehmkuhl studiert. Ein 2.500 Hektar großes Lehrrevier liegt direkt vor der Tür. So können die Studierenden möglichst viel Wissen im Gelände sammeln. „Die Praxis fängt im ersten Semester an und zieht sich bis zum Ende durch“, sagt der 23-Jährige. Er ist im zehnten Semester und arbeitet an seiner Bachelorarbeit.

Im besonders praxisnahen Fach Waldbau etwa lernen er und seine Kommilitoninnen und Kommilitonen verschiedene Standorte zu analysieren. Wie ist der Boden beschaffen, sind die Lichtverhältnisse, was wächst dort bereits? Nach der Bestandsaufnahme erarbeiten sie Planungsvorschläge für geeignete Baumarten. Zudem gibt es draußen Seminare in Waldpädagogik, Naturschutz oder Bodenkunde. Bei diesen Übungen sind normalerweise Kleingruppen mit meist 20 Leuten und einer Dozentin beziehungsweise einem Dozenten unterwegs. Auch externe Expertinnen und Experten sind immer wieder mit von der Partie, etwa Revierleiter/innen oder Naturschutzbeauftragte.

Statistikübung zwischen Bäumen

Ein Foto von Anton Lehmkuhl Ein Foto von Anton Lehmkuhl

Anton Lehmkuhl

In den sieben Semestern Regelstudienzeit steht aber nicht nur Praxis auf dem Lehrplan. Anton Lehmkuhl: „Es kommen Themen aus Wirtschaft, Recht und Politik vor.“ Beispiele dafür sind forstliche Betriebswirtschaftslehre oder Landnutzungspolitik. Bei der Theorie stellt der Studiengang ebenfalls häufig einen praktischen Bezug her. So war der Student selbst beim Fach Statistik im Wald, hat dort Baumdurchmesser erfasst und eine Inventur der Waldbestände durchgeführt. Ganz der Praxis jedoch war das fünfte Semester gewidmet. Er verbrachte ein halbes Jahr in einem Forstbetrieb im bayerischen Spessart. Dort hat er einen Revierleiter begleitet und unterstützt.

Im sechsten und siebten Semester wählen die Studierenden mehrere fachliche Schwerpunkte. Angeboten werden etwa „Forstbetriebsführung“ oder „Agrarökologie und Regionalwirtschaft“. Anton Lehmkuhl spezialisierte sich auf „Geographische Informationssysteme (GIS) und Landschaftsmanagement“. Mit Hilfe von GIS können Landflächen exakt erfasst und analysiert werden. Wer möchte, kann neben dem Studium unterschiedliche Zusatzqualifikationen erwerben, beispielsweise den Jagdschein. Letzteren brachte Anton Lehmkuhl bereits ins Studium mit.

Master? Nicht unbedingt in Forstwirtschaft

Dass der Studiengang so breit angelegt ist, hat mit den verschiedenen Funktionen des Waldes zu tun. Er ist Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Er ist Naherholungsgebiet und Holzlieferant. Und er bindet Kohlendioxid – besser bekannt als CO2 – nicht einfach, er ist darauf angewiesen, denn ohne CO2 können Pflanzen nicht leben. Das alles hat Anton Lehmkuhl an der Forstwirtschaft gereizt: „Wie managt man die verschiedenen Interessen am Wald, auch unter dem Aspekt des Klimawandels?“

In seiner Bachelorarbeit beschäftigt er sich mit CO2, nämlich mit zukünftigen Perspektiven des Handels damit. Denn Waldbesitzerinnen und -besitzer leisten einen Beitrag für die Allgemeinheit, indem ihre Bäume CO2 speichern. Er fragt sich, ob der Handel für sie Perspektiven eröffnet. Für die berufliche Zukunft kann sich Anton Lehmkuhl vorstellen, tiefer mit dem Thema „Mensch und Wald“ zu beschäftigen. Ein Masterstudiengang wäre eine Option, der aber nicht unbedingt etwas mit Forstwirtschaft zu tun haben muss. „Das ist das Schöne an dieser breit angelegten Ausbildung. Ich kann in verschiedene Richtungen gehen.“

Forstwirtschaft studieren

In Deutschland bieten 13 Hochschulen Bachelor- und Masterstudiengänge in Forstwirtschaft beziehungsweise Forstwissenschaften an. Dazu gehören Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Die Bezeichnungen für die Studiengänge variieren und demnach auch die Schwerpunkte, beispielsweise Forstwissenschaften, -wirtschaft, -ingenieurwesen oder „Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement“.

Absolventinnen und Absolventen der Forstwirtschaft können in den Vorbereitungsdienst für den gehobenen Forstdienst einsteigen. Neben dem öffentlichen Dienst stehen weitere Branchen offen, beispielsweise Landschaftsplanung, Umweltschutz, Forstwirtschaft oder die Holz- und Papierindustrie.

Video: Forstwissenschaften

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Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchworte: Revierförster/in, Forstdienst)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de

Studiensuche

Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit hilft dir bei der Auswahl von Studienort und Studienfach.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Deutscher Forstunternehmer-Verband e.V.

Interessensvertretung und Berufsverband für die in der Forstwirtschaft tätigen Unternehmer
www.forstwirtschaft-in-deutschland.de

Johann Heinrich von Thünen-Institut

Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
www.thuenen.de