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Berufspädagogik: Fürs Leben lehren

Erst durch ihre eigene Bildungslaufbahn wurde Norina Rogg (27) klar, dass sie Berufsschullehrerin werden möchte. Ihren zukünftigen Schülerinnen und Schülern will sie nicht nur den Schulstoff vermitteln, sondern auch Werte fürs Leben.

Ein Lehrer erklärt einer Schulklasse ein Balkendiagramm.

Während ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnologie sammelte Norina Rogg weniger gute Erfahrungen mit den Lehrkräften an ihrer Berufsschule. Anstatt dies einfach hinzunehmen, beschloss sie, es besser zu machen und selbst Berufsschullehrerin zu werden.

Da sie schon vor ihrer Ausbildung einen Bachelorabschluss in Energie- und Umwelttechnik erworben hatte, schrieb sich die 27-Jährige kurzerhand für den Masterstudiengang Berufspädagogik Technik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ein. Für ihren Schwerpunkt Metalltechnik konnte sie sich sogar einige Fächer anrechnen lassen.

  • Portraitbild von Master-Studentin Norina Rogg.

    Wenn ich am Ende einer Stunde das Gelehrte noch mal überprüfe und mein Stoff tatsächlich angekommen ist, ist das ein tolles Gefühl.

    Norina Rogg, Masterstudentin Berufspädagogik

Ein abgespecktes Maschinenbaustudium

Das Berufspädagogik-Studium wird als Bachelor und Master angeboten: „Wer den Master absolviert und das zweijährige Referendariat dranhängt, dem stehen die Türen zur Verbeamtung offen. Wer nur den Bachelor macht, kann später als Aushilfs- und Springkraft arbeiten oder in die Wirtschaft gehen“, weiß die Studentin. Wer sich wie sie als Quereinsteiger/in für den Berufspädagogik-Master bewirbt, benötigt einen Bachelor in einem vergleichbaren Studiengang und muss ein Qualifizierungsfeststellungsverfahren durchlaufen.

Generell sollten sich Studierende aber nicht nur für das Lehren an sich begeistern, sondern auch für die fachliche Richtung: „Für mein Studium sollte man zum Beispiel technisch interessiert sein. Es ist auch ein Master of Science, nicht of Education. Vor allem das Erstfach hat es in sich, das ist eigentlich ein abgespecktes Maschinenbaustudium“, betont Norina Rogg. „In die Wirtschaft gehen" würden in ihrem Fall entsprechend auch eine Stelle im Bereich Maschinenbau bedeuten, während Berufspädagoginnen und Berufspädagogen mit der Fachrichtung „Wirtschaftspädagogik" wie geschaffen sind für Positionen im Personalwesen.

Ein Muss: Praktische Erfahrung

In den ersten zwei Semestern verbringen die Studierenden jede Woche einen Tag in der Berufsschule und halten dort später auch selbst einige Unterrichtsstunden. „Ich konnte dabei die zuvor theoretisch gelernten Unterrichtsmethoden, wie zum Beispiel Gruppenunterricht, das erste Mal in der Praxis anwenden“, erzählt die Masterstudentin. Das habe ihr sehr geholfen, um herauszufinden, ob sie die richtige berufliche Wahl getroffen hat. Außerdem sind 48 Wochen betriebliches Praktikum in einschlägigen Tätigkeitsfeldern Pflicht oder alternativ der Nachweis einer einschlägigen Berufsausbildung.

Erste Erfolgserlebnisse hatte die Studentin bereits: „Wenn ich am Ende einer Stunde das Gelehrte noch mal überprüfe und mein Stoff tatsächlich angekommen ist, ist das ein tolles Gefühl.“ Es seien auch schon Schülerinnen und Schüler mit ihren Problemen auf sie zugekommen. „Das war richtig wichtig. Ich glaube es ist eine Chance, den jungen Menschen noch etwas mit auf den Weg zu geben, weil es häufig der letzte pädagogische Einfluss ist. Ich versuche zum Beispiel auch ethische Werte zu vermitteln.“

Zwar sind die Lehrerinnen und Lehrer an den Lehrplan gebunden, doch dessen Auslegung ist flexibel. „Ich kann im Unterricht auf Trends eingehen oder zum Beispiel die Medienkompetenz fördern“, erklärt Norina Rogg. Die Möglichkeit dazu hat sie in den technischen Fächern, die sie unterrichtet – etwa durch die Vorbereitung von Referaten auf Tablets.

Selbstorganisation und Struktur

Vor Rückschlägen ist aber auch die motivierteste Lehrkraft nicht gefeit. „Man braucht für den Beruf sehr viel Geduld, manchmal geht der Unterricht auch in die Hose, das kann kräftezehrend sein.“ Schließlich ist nicht jede Klasse jeden Tag gleich motiviert – und auch eine Berufspädagogin ist nicht immer auf streikende Technik oder Zeitnot vorbereitet. Das Wichtigste: Selbstorganisation und Struktur. Und ein wenig Selbstnachsicht, wenn es mal keine Werte, sondern nur trockene Mathematik zu vermitteln gilt.

Berufspädagoge/-pädagogin werden

Absolventinnen und Absolventen der Berufspädagogik dürfen an Berufsschulen sowie an Fachakademien, Fachoberschulen und Berufsoberschulen lehren. Der Studiengang lässt sich in der Regel mit anderen Fächern kombinieren und weist je nach Hochschule Spezialisierungen aus, etwa in Form von „Berufspädagogik Gesundheitswesen“, "Berufs- und Wirtschaftspädagogik" oder "Agrarwirtschaft (Lehramt Berufspädagogik)".

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Berufspädagogik). www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge. www.berufe.tv

studienwahl.de

Das Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung informiert zu Themen rund ums Studium (Suchwort: Berufspädagogik). www.studienwahl.de

Studiensuche

Mit der Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du herausfinden, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden (Suchwort: Berufspädagogik). www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Studiencheck

Das Portal der Bundesagentur für Arbeit bietet studiengangspezifische Wissenstests (Checks) für Studieninteressierte an. Die Checks prüfen die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an einer bestimmten Hochschule. www.studiencheck.de