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Nanostrukturwissenschaften: „Ich will wissen, wie die Welt funktioniert“

In Nico Kubetscheks Studium dreht sich alles um die Welt der kleinsten Teilchen. Der 29-Jährige hat den Bachelor Nanostrukturwissenschaften an der Universität Kassel abgeschlossen und befindet sich nun im Master.

Mikroskopaufnahmen

Nico Kubetschek steht im Labor. Mit einem Kommilitonen arbeitet er den ganzen Tag an einer Versuchsreihe zur Kinetik, also der Bewegung, von Proteinen. Proteine finden sich in jeder Zelle. Das Protein haben sie in eine Pufferlösung gegeben, die der natürlichen Zellumgebung ähnelt. Nun setzen sie einen Kinase-Inhibitor in verschiedenen Konzentrationen an. Der Inhibitor kann an die Proteine binden und Nico Kubetschek will herausfinden, bei welcher Konzentration eine Bindung von 50 Prozent erreicht ist. Dazu analysiert er die Massenänderung mit einem speziellen Gerät – Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie ist der Fachbegriff.

Wozu das gut ist, erklärt er so: „Der Versuch simuliert wichtige Körperprozesse. Proteine spielen eine Rolle bei der Übertragung von Informationen. Die Bindung mit dem Inhibitor ist wie ein Schalter, der im Körper umgelegt wird, und weitere Kommunikationssignale auslöst oder blockiert.“ Die wichtigste Etappe im Versuch ist die Dokumentation. „Wir haben eine Woche Zeit, um ein detailliertes Protokoll zu erstellen, das den Ausgangspunkt, die Methodik und das Ergebnis darstellt und diskutiert.“

  • Ein Foto von Nico K.

    Mit dem Bachelor ist man gut aufgestellt, um an interdisziplinären Schnittstellen zu arbeiten.

    Nico Kubetschek

Zwischen Labor und Hörsaal

Den Versuch hat er im vierten Semester im Rahmen seines Biochemiepraktikums absolviert. „In den Nanostrukturwissenschaften arbeiten wir etwa einen Tag in der Woche im Labor“, sagt er. In den ersten beiden Semestern werden Grundlagen in Chemie, Physik und Biologie gelegt. Die Vertiefung folgt im dritten und vierten Semester. „Hier arbeitet man viel mit interdisziplinären Fächern wie der Physikalischen Chemie.“ Quantenmechanik ist dabei ein wichtiges Thema. „Bei Größenordnungen von 1 bis 100 Nanometern stößt die klassische Physik an ihre Grenzen“, weiß der Student. Aus den drei Themen Nanobiologie, Nanochemie und Nanophysik wählen Studierende zwei Schwerpunkte, normalerweise am Ende des dritten Semesters. Nico Kubetschek hat sich für die Nanobiologie und Nanochemie entschieden. Einen Teil der benötigten Credits erhält man über Wahlfächer aus einer breiten Palette an Themen von der Photochemie bis zur Astrophysik.

„In den Nanostrukturwissenschaften haben wir detaillierte Studienverlaufspläne. So verliert man nicht den Überblick“, sagt Nico Kubetschek. „Mit dem Bachelor ist man gut aufgestellt, um an interdisziplinären Schnittstellen zu arbeiten.“ Für ihn ging es nach dem Studium mit dem Master weiter, aktuell studiert er im dritten Semester.

Brennen für Naturwissenschaften

Der Einstieg ins Bachelorstudium an der Universität Kassel 2014 war unkompliziert. „Es gibt keine Aufnahmeprüfung, wir mussten nur Bewerbungsunterlagen einreichen. Von Jahr zu Jahr gibt es unterschiedliche Schwellen beim Numerus clausus“, erklärt er. Er hat auf Umwegen zur Nanowissenschaft gefunden. „Begonnen habe ich 2013 mit einem Bachelor zum Umweltingenieur, aber das Studium ist sehr anwendungsbezogen. Ich wollte die Hintergründe verstehen.“ Ihn zog es in die Grundlagenforschung. Sein Studium der Nanostrukturwissenschaften hat er für drei Jahre unterbrochen, um zu arbeiten, und 2021 abgeschlossen.

Sein Werdegang zeigt, worauf es ankommt. „Wichtig ist, dass man für Naturwissenschaften brennt und Spaß an intellektuellen Herausforderungen hat. Ich will wissen, wie die Welt funktioniert, das ist mein Antrieb“. Der hilft, um das intensive Studium zu meistern. „40 Stunden in der Woche war ich schon beschäftigt. Man braucht Durchhaltevermögen, bis man sich einen Durchblick verschafft und die Anwendungshorizonte der Nanowissenschaften klärt“, sagt Nico Kubetschek. Die beruflichen Perspektiven sind dann breit – von der Biomedizin bis zur Astrophysik geht nichts ohne kleinste Teilchen.

Nanowissenschaften studieren

Es gibt rund 28 Studiengänge im Bereich Nanowissenschaft, darunter 13 grundständige. Nanowissenschaften kommen auch in Ingenieur-Studiengängen zum Tragen. Studienorte sind unter anderem Erlangen, Kassel, Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Regensburg und Tübingen.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Nanotechnologie, Nanowissenschaft)
www.arbeitsagentur.de/berufenet  

Studiensuche

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden. (Suchwort: Nanotechnologie, Nanowissenschaft)
www.arbeitsagentur.de/studiensuche 

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen über Studienmöglichkeiten in ganz Deutschland.
www.studienwahl.de 

Studiencheck

Das Online-Portal der Bundesagentur für Arbeit bietet studiengangsspezifische Wissenstests für Studieninteressierte an.
www.studiencheck.de  

VDI Fachbereich Nanotechnik

Informationen des Vereins deutscher Ingenieure zur Nanotechnologie
www.vdi.de/technik/fachthemen/materials-engineering/fachbereiche/nanotechnik