zum Inhalt

Humanmedizin im Modellstudiengang: Wie ein Sechser im Lotto

In ihrem Modellstudiengang in Humanmedizin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wird Mirjam Philippi (26) vom ersten Semester an praktisch an ihren späteren Arbeitsalltag als Ärztin herangeführt. Um ihre Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen, absolvierte sie nach dem Abi zunächst eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin.

Eine Person wird auf einem Operationstisch intubiert.

Die Zusage für ihren Studienplatz im Modellstudiengang Medizin an der Uni Oldenburg bezeichnet Mirjam Philippi rückblickend als „Sechser im Lotto“. „Dabei war es zunächst gar keine bewusste Entscheidung, mich hier zu bewerben. Mit einer Abinote von 1,8 konnte ich auf einen Studienplatz in Deutschland sowieso nur hoffen“, erzählt die 26-Jährige. Aus diesem Grund machte sie zunächst eine Ausbildung im Rettungsdienst. Anschließend bewarb sie sich an Universitäten, die eine abgeschlossene Berufsausbildung und andere Kriterien wie den TMS (Test für medizinische Studiengänge), den sie im Vorfeld absolviert hatte, bei der Bewerberauswahl miteinbeziehen.

Im Unterschied zu Regelstudiengängen werden im Modellstudiengang in Oldenburg vom ersten Tag an vorklinische Fächer wie Chemie, Physik, Physiologie oder Anatomie und klinische Fächer wie klinische Chemie, Orthopädie und Augenheilkunde parallel gelehrt. Bereits ab dem ersten Semester haben die Studierenden Kontakt zu Patientinnen und Patienten und belegen Lehrveranstaltungen zu Patientenkommunikation und Untersuchungsmethoden. „Das macht großen Spaß, da man von Anfang an versteht, warum es wichtig ist, für die Grundlagenfächer zu lernen.“

Ein Jahr Studium in den Niederlanden

Ein Porträt-Foto von Mirjam Philippi Ein Porträt-Foto von Mirjam Philippi

Mirjam Philippi

Nach den ersten drei Studienjahren erhalten die Studierenden ein Äquivalent zum Physikum, das im Regelstudiengang den Abschluss des vorklinischen Teils markiert. In den darauffolgenden beiden Jahren wechseln sie dann zwischen dem klinischem Trainingszentrum und den Lehrkrankenhäusern der Uni Oldenburg, wo sie das Gelernte praktisch anwenden.
Ihr drittes Studienjahr verbringt Mirjam Philippi an der niederländischen Universität Groningen. Da zwischen den Universitäten Oldenburg und Groningen eine Kooperation besteht, ist mindestens ein Semester in den Niederlanden verpflichtend. Seit 2012 wird der länderübergreifende Studiengang unter dem Titel „European Medical School Oldenburg-Groningen“ angeboten. Nicht nur aus diesem Grund ist Mirjam Philippi froh, in Oldenburg gelandet zu sein. „Ich kann die Modellstudiengänge nur empfehlen. Der frühe Patientenkontakt löst anfängliche Berührungsängste schnell in Luft auf und schult einen guten Patientenkontakt auf Augenhöhe“, sagt die Studentin. „Nachteilig ist vielleicht die Anzahl von 40 Wochen Studienzeit im Jahr.“ In Regelstudiengängen sind es lediglich 26 bis 30 Wochen. Dafür fallen bis auf das Pflegepraktikum zu Beginn des Studiums alle Prüfungen und verpflichtenden Praktika in die Vorlesungszeit. „Ferien sind also tatsächlich Ferien.“

Lernen, mit dem Prüfungsdruck umzugehen

Besonders spannend findet die Studentin die Vielfalt an Fächern und Lehrformaten. „Im Kurs ‚Problemorientiertes Lernen‘ zum Beispiel treffen wir uns jede Woche in einer kleinen Gruppe mit einem Tutor – das sind in diesem Fall Ärzte verschiedener Fachrichtungen – und erarbeiten gemeinsam klinische Fälle.“

In den ersten drei Jahren steht alle zehn Wochen eine schriftliche Prüfung an, am Semesterende findet zusätzlich eine mündlich-praktische Prüfung statt. „Das Medizinstudium ist ein anstrengendes Studium. Mit einem gewissen Prüfungsdruck sollte man daher umgehen können. Man muss für die Medizin brennen und ein besonderes Interesse daran haben, wie der Mensch funktioniert und wie Erkrankungen entstehen.“