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Als Schnittstelle zwischen Informatik und Geisteswissenschaften verbinden die Digital Humanities die Arbeitsweisen und Methoden aus beiden Welten miteinander. An der Universität Hildesheim beschäftigt sich Nakia El-Sayed (26) im Studiengang „Digitale Sozialwissenschaft“ vor allem mit den sozialen Phänomenen der Digitalisierung.
Seit einigen Jahren bieten Hochschulen auch in Deutschland Studiengänge unter dem Dachnamen „Digital Humanities“ an: Einerseits werden dabei geisteswissenschaftliche Daten, beispielsweise aus literarischen Werken, mithilfe statistischer Methoden erschlossen, digitalisiert und kuratiert. Andererseits wird die Informatik mit einem geisteswissenschaftlichen Blick bedacht.
Als das Fach Digitale Sozialwissenschaft (DiSo) zum Wintersemester 2020/21 an der Universität Hildesheim an den Start ging, konnte niemand ahnen, wie schnell die Disziplin mitten in einer gigantischen Feldstudie landen würde: „Covid-19 und die Folgen sind ein Paradebeispiel für die Anwendungs- und Forschungsgebiete von DiSo“, sagt Nakia El-Sayed, der als freiberuflicher Informatiker vergleichsweise spät zum Studium fand. „Die Pandemie hat unserer Gesellschaft einen enormen Digitalisierungsschub gegeben. Doch man muss sich die Frage stellen: Warum hat es das gebraucht? Woher kommt es, dass unsere Gesellschaft die Digitalisierung im internationalen Vergleich bis dato ablehnte und einen höheren Wert auf den Datenschutz legt als andere Gesellschaften? Und welche Weichen müssen gestellt werden, damit das künftig anders läuft?“
Covid-19 und die Folgen sind ein Paradebeispiel für die Anwendungs- und Forschungsgebiete von DiSo.
Nakia El-Sayed
Auch die weiteren Fragen, mit denen sich Nakia El-Sayed seit drei Semestern beschäftigt, sind brandaktuell: Wie kann Wahlmanipulation in den sozialen Netzwerken verhindert werden? Wie schafft die Gesellschaft die Balance zwischen Technik und Menschlichkeit? Und wie digital muss die Zukunft sein?
Vier Semester lang nehmen die aktuell gut 25 Studierenden des Fachs Module aus den Bereichen Informationswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft und Angewandte Sprachwissenschaft durch. In letzterer wird Grammatik und Syntax, Analyse sprachlichen Handelns oder interkulturelle Kommunikation vermittelt. Dadurch lernen die Studierenden nicht nur mit automatisierter Texterstellung zu arbeiten, sondern vor allem, solche zu erkennen und zu untersuchen.
Im Bereich Informationswissenschaft werden die Grundlagen der Softwareentwicklung und User Experience behandelt, also etwa Mensch-Maschine-Interaktion und maschinelle Sprachentwicklung, zum Beispiel zum Erkennen sogenannter „Hate Speech“.
In den Sozialwissenschaften lehren die Dozierenden sowohl methodische als auch theoretische Grundlagen: Deutsche, EU- und digitale Politik, also beispielsweise Datenschutz, Künstliche Intelligenz oder den Einfluss sozialer Netzwerke wie Tiktok oder Facebook auf Medien und Politik. Aber auch: Welchen politischen Spielraum haben Regierungen und was macht eigentlich das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)?
„Man verschafft sich im Laufe des Studiums einen breiten Überblick über die aktuellen Global Player sowie einen Ausblick auf die Zukunft“, fasst es Nakia El-Sayed zusammen. Ergänzt wird das durch Methoden der Soziologie: Statistisches Werkzeug, qualitative und quantitative Umfragetechniken oder vermeintlich simple Fragen: Wie verhalten sich Menschen in der digitalen Welt? Welchen gesellschaftlichen Mehrwert bringt die Technologie in Medizin oder Pflege? Was sind Netzwerkanalysen? Wie funktioniert die Auswertung von Twitter-Daten im Wahlkampf? Wo liegt der Nutzen und wo die Gefahr sozialer Medien? „Wir müssen verstehen, welche Methoden, Techniken und Innovationen es gibt, damit wir am Ende nicht davon überrascht werden“, erklärt Nakia El-Sayed.
Sein Wissen möchte der 26-Jährige im für alle Studierenden obligatorischen Auslandsemester in seinem Wunschland Japan praktisch umsetzen. In seiner Bachelorarbeit, einer „Kausalanalyse zwischen Bildung und Informations- und Medienkompetenz“ wird Nakia El-Sayed erforschen, wie unterschiedliche Digital Natives befähigt sind, Informationen zu beschaffen und einzuordnen. Oder einfacher ausgedrückt: „Wie nutzen Schüler Computer und das Internet im kulturellen Vergleich?“
Im Anschluss lockt ihn ein Masterstudiengang im Bereich Science & Technology Studies. Nakia El-Sayed wünscht sich langfristig „eine akademisch forschende Tätigkeit“, aber auch bei NGOs im Bereich Social Media, bei Regierungsorganisationen oder im Datenjournalismus gäbe es für ihn Beschäftigungsmöglichkeiten.
Die Studienvariante „Digitale Sozialwissenschaften“ (DiSo) des Bachelorstudiengangs Internationales Informationsmanagement in Hildesheim verbindet deutschlandweit einzigartig Politikwissenschaften und Soziologie mit Informations- und Sprachwissenschaft und ermöglicht einen kritischen Umgang mit Daten und Informationen mittels fundiertem technologischem Wissen und sozialwissenschaftlichen Kompetenzen und Analysefähigkeiten. Das Vollzeitstudium startet zum Winter- als auch zum Sommersemester. In der Regelstudienzeit von sechs Semestern ist ein Auslandssemester obligatorisch.
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Digitale Sozialwissenschaften)
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Stand: 22.03.2024
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