Deutsch als Fremdsprache:
Sprachen eröffnen neue Welten
Für Sedat Özkul (29) ist Mehrsprachigkeit ein spannendes Thema. Er begreift sie als enorme Bereicherung und ist begeistert von den beruflichen Möglichkeiten, die er mit seinem Studiengang Deutsch als Fremdsprache später hat – im Inland ebenso wie im Ausland.
Sein Studium macht Sedat Özkul richtig Spaß, sagt er: „Es war die beste Entscheidung meines Lebens.“ Nach dem Abi hat der gebürtige Münchner erstmal eine Weile gearbeitet, nachdem er ganz knapp durch die Aufnahmeprüfung für ein Psychologiestudium in Wien gefallen war. Bei seiner Arbeit als „Security“ in einem Asylbewerberheim kam er dann zum ersten Mal in Kontakt mit dem Unterrichten: In seiner Freizeit brachte er den Asylbewerberinnen und -bewerber Deutsch bei und lernte von ihnen im Gegenzug Französisch und Arabisch.
Da Sedat sich auch vorstellen konnte, beruflich etwas mit Kinder zu machen, hat er auch Praktika an Grundschulen gemacht. Doch so richtig für einen Studiengang entschieden hat er sich erst, als er auf das Goethe-Institut aufmerksam wurde. „Die vielen Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten und dadurch interkulturelle Erfahrungen zu sammeln, haben mich begeistert.“ Schließlich schrieb sich der heute 29-Jährige für den Bachelor Deutsch als Fremdsprache (DaF) an der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München ein.
„Viele haben eine ganz falsche Vorstellung von DaF“, berichtet Sedat Özkul von seinen Erfahrungen. „Ich werde oft gefragt: Warum studierst du denn Deutsch, du sprichst es doch perfekt?“ Außerdem macht er aufmerksam auf den Unterschied zwischen DaF, das das Lehren von Deutsch an Nicht-Deutsche meist im Ausland meint, und Deutsch als Zweitsprache (DaZ), bei dem es um Deutschunterricht für in Deutschland lebende Mitbürgerinnen und -bürger geht, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
„Auf jeden Fall ist es wichtig, Praxiserfahrung schon während des Studiums zu sammeln“, so die persönliche Einschätzung des Studenten. Sedat Özkul hat aus Eigeninitiative viele entsprechende Möglichkeiten wahrgenommen: Er absolvierte ein Schulpraktikum, engagierte sich im LMU-Projekt Students4refugees München e. V. und arbeitete weiter als Deutschlehrer für Asylbewerberinnen und -bewerber.
Im Studium hatte er anfangs viele Klausuren, später eher Hausarbeiten, bei denen die Dozierenden meist große Freiheit bezüglich der Themen geben. Meist hatte er die Wahl zwischen theoretischen Themen oder solchen, die Theorie und Praxis verbinden. Ganz besonders gefällt Sedat, dass das DaF-Studium so breit angelegt ist. Neben der Sprachlehr- und Sprachlernforschung gibt es drei weitere Säulen: Literaturwissenschaften, Sprachwissenschaften und Kulturwissenschaften. Vor allem die Kulturforschung hat es ihm angetan, z. B. das Basismodul Hermeneutik und Landeskunde. Hier werden verschiedene Theorien behandelt über Stereotype, kulturelle Identität sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung. „Es werden neue Sichtweisen auf die Dinge vermittelt und man lernt viel über sich selbst, was man vorher nie so reflektiert hatte.“ Das Thema der Interkulturalität will er gerne vertiefen, vielleicht in einem Master.
Das Thema Mehrsprachigkeit ist für Sedat Özkul auch ein ganz persönliches: Er ist selbst zweisprachig aufgewachsen und betrachtet das als große Bereicherung. „Vor 20, 30 Jahren war die Angst noch groß, dass man zweimal halbsprachig aufwächst.“ Neuere Theorien belegen das Gegenteil. „Vielleicht ist es am Anfang etwas schwieriger, aber im Laufe der Zeit wird es zu einem riesigen Vorteil. Man lernt automatisch einen viel kreativeren Umgang mit Sprache.“
Die Berufsmöglichkeiten nach einem Studium im Bereich Deutsch als Fremdsprache sind sehr vielfältig, weiß er. „Angefangen beim klassischen Deutsch-Lehrer über die Bereiche Journalismus, Tourismus, Medien oder auch als Korrespondent deutscher Firmen im Ausland gibt es jede Menge Berufsmöglichkeiten. Das hängt natürlich auch ab vom Nebenfach.“ DaF kann an der LMU als Haupt- oder Nebenfach studiert werden, je nach eigenem Interesse in Kombination etwa mit BWL, einer anderen Sprache oder Kulturwissenschaften. Sedat hat das Nebenfach Antike und Orient gewählt. „Weil Archäologie schon immer mein Hobby war.“
Deutsch als Fremdsprache (DaF) beziehungsweise Deutsch als Zweitsprache (DaZ) beschäftigt sich mit dem Fremd- oder Zweitsprachenerwerb in Bezug auf die deutsche Sprache. Wer Nicht-Muttersprachler in Deutsch unterrichten will, braucht ein Studium oder ein äquivalentes Zertifikat in DaF. Das Studium beschäftigt sich mit der Linguistik des Deutschen, aber auch mit Literaturwissenschaften, Landeskunde und Didaktik. Daneben ist die Unterrichtspraxis wichtig und damit verbunden Kenntnisse über andere Kulturen.
Studiert werden kann DaF/DaZ an etwa 25 Hochschulen in Deutschland. Neben der LMU München, die einen Kombi-Bachelor und einen Master anbietet, kann man einen Bachelor DaF zum Beispiel in Jena, Bonn, Tübingen oder Leipzig erwerben. Im Anschluss kann ein Masterstudium folgen, etwa in Halle, Berlin (TU und FU), Mainz oder Göttingen.
Ohne einen Bachelor in DaF/DaZ ist ein Abschluss in einer Philologie, in Linguistik, Philosophie, oder einem anderen kulturwissenschaftlichen Fach Voraussetzung für die Zulassung zum Master. An manchen Unis wie Nürnberg, Marburg oder Greifswald kann DaF/DaZ auch als Lehramtsstudiengang oder als Bachelor of Education studiert werden.
BERUFENET
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Deutsch als Fremdsprache)
www.arbeitsagentur.de/berufenet
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de
Forum Deutsch als Fremdsprache
Internetseite des Fachverbands Deutsch als Fremdsprache mit Informationen, Materialsammlungen, weiterführenden links, einer Jobbörse sowie der Möglichkeit zum Austausch in Diskussionsforen.
www.deutsch-als-fremdsprache.de
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