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Dass sich Anna Riga (23) in ihrem Germanistik-Studium mit Goethes Lyrik beschäftigt, verwundert nicht. Dass sie auch etwas über den Spracherwerb bei Kindern mit geistiger Behinderung lernt, schon eher.
Anna Riga ist an der Universität des Saarlandes im sechssemestrigen Bachelorstudiengang Germanistik immatrikuliert. Zu diesem Hauptfach hat sie als Nebenfach unter einer Vielzahl von Optionen Philosophie gewählt. Möglich gewesen wären auch Geschichte, Spanisch oder gar Informatik. Das zeigt, wie vielfältig das Studium gestaltet werden kann.
Zumal auch die Germanistik an sich aus mehreren Fachgebieten besteht. Sie umfasst Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Ältere deutsche Philologie sowie Sprachwissenschaft, auch Linguistik genannt. Das ist nicht nur in Saarbrücken so, sondern in der Regel an allen Hochschulen, die das Fach anbieten.
Man sollte die Bereitschaft mitbringen, viel zu lesen, und generelles Interesse an Sprache und Literatur.
Anna Riga
„Der Studienverlauf ist so gedacht, dass man pro Semester aus jedem dieser drei Teilbereiche mindestens ein Modul belegt. Man kann es jedoch auch nachholen oder gleich mehre Module machen“, erklärt Anna Riga, die im sechsten Semester studiert. Innerhalb eines Moduls stehen mehrere Lehrveranstaltungen zur Auswahl.
In der Literaturwissenschaft gibt es etwa Seminare über einen Autor, eine Epoche oder ein Literaturmotiv. „Hier kann man sich an den eigenen Interessen orientieren“, erläutert Anna Riga. Sie hatte sich beispielsweise einmal für ein Seminar über Goethes Lyrik entschieden. Die Studierenden haben sich gruppenweise mit einigen Gedichten beschäftigt. „Die Metamorphose der Pflanzen“ war Thema in Anna Rigas Gruppe. Jedes Team hielt ein Referat und trug dabei mögliche Interpretationsansätze vor.
Die Neuere deutsche Literaturwissenschaft beschäftigt sich mit der Literatur seit Erfindung des Buchdrucks um 1450, verstärkt auch mit Inhalten aus der Medienwissenschaft. Alles, was zeitlich davor liegt, wird in der Älteren deutschen Philologie behandelt. Hier geht es um die Sprache und Literatur des Mittelalters – vom Minnesang über Heldenepen bis zum höfischen Roman.
Spannend fand Anna Riga zudem ein Seminar über „Beeinträchtigte Kindersprache“ aus der Sprachwissenschaft. In diesem Teilbereich der Germanistik wird die Gegenwartssprache unter die Lupe genommen. Grammatik oder Semantik – die Theorie von der Bedeutung der Zeichen – stehen unter anderem auf dem Lehrplan. „Zuerst habe ich erfahren, wie Kinder unter normalen Bedingungen sprechen lernen. Dann untersuchten wir, wie der Spracherwerb bei Sprachentwicklungsstörungen funktioniert, am Rande auch bei Autismus oder Down-Syndrom“.
Im Germanistik-Studium geht es also nicht ausschließlich um Texte und das Lesen. Dennoch ist laut Anna Riga klar: „Man sollte die Bereitschaft mitbringen, viel zu lesen, und generelles Interesse an Sprache und Literatur.“ Das war auch der Grund, warum sich die Saarländerin für diesen Studiengang entschieden hat.
Anna Riga beginnt in wenigen Monaten mit ihrer Bachelorarbeit. Sie hat sich für die Literaturwissenschaft entschieden und wird sich mit dem 1963 erschienenen Roman „Die Wand“ von Marlen Haushofer beschäftigen. Danach möchte sie den Master anschließen. Was und wo genau, steht noch nicht fest. Mit dem Masterabschluss rechnet sie sich bessere Chancen auf eine Tätigkeit im Verlagsbereich aus. Das interessiert sie beruflich gerade am meisten, insbesondere das Lektorat. Weitere Chancen mit einem Studienabschluss in Germanistik gibt es unter anderem im Journalismus, in der Kulturpolitik, Werbebranche sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Beim Berufseinstieg ist viel Eigeninitiative gefragt, denn das Studium bildet eben nicht auf eine bestimmte Tätigkeit hin aus. Dennoch liefert es auch praxisbezogenen Input, so wie das Seminar über literarische Neuerscheinungen. Anna Riga und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen haben dort selbst ausgewählte Bücher besprochen und eine Autorenlesung besucht. Mit einem freiwilligen Praktikum in einer Buchhandlung hat sie zusätzlich Praxisluft geschnuppert.
Der grundständige Bachelorstudiengang wird bundesweit an etwa 50 Universitäten angeboten. Häufig ist das Studium so strukturiert, dass es mit einem anderen Hauptfach oder einem beziehungsweise mehreren Nebenfächern kombiniert wird. Germanistik kann man auch auf Lehramt studieren. Hier schließt das Studium, je nach Bundesland, mit dem Staatsexamen oder dem Master of Education ab.
Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Germanistik).
www.arbeitsagentur.de/berufenet
In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden (Suchwort: Germanistik).
www.arbeitsagentur.de/studiensuche
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu den Studienmöglichkeiten in Deutschland und alle Infos rund ums Studieren.
www.studienwahl.de
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Stand: 20.08.2024
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