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Evangelische Theologie: Man muss nicht fromm sein

Viel lesen, viel reflektieren und gute Kontakte zu den Kommilitoninnen und Kommilitonen – so sieht für Julius Graf-Klotz das Studium der Evangelischen Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg aus. Später kann der 26-Jährige Pfarrer werden, Religion unterrichten oder auch in den Journalismus gehen.

Aufgeschlagene Bibel auf einem Altar.

Julius Graf-Klotz ist ein sozialer Mensch. Ein Studium ohne vielfältige Kontakte zu anderen Studierenden kann er sich nicht vorstellen, deshalb gefällt ihm die Evangelische Theologie. „Wir sind hier 12 bis 15 Semester, man verbringt also eine lange Zeit zusammen. Man kann sich austauschen, auch im Privaten", erzählt der 26-Jährige, der selbst im zwölften Semester studiert.

  • Portraitbild von Theologie-Student Julius Graf-Klotz.

    Dieses Bild, das ich von einem Pfarrer hatte, der sonntags in der Kirche predigt, hat sich inzwischen verändert. Durch das Studium habe ich viele andere Berufsoptionen kennengelernt.

    Julius Graf-Klotz, Student der Evangelischen Theologie

Textarbeit steht im Zentrum

Die sozialen Kontakte sind ein wichtiger Ausgleich für ihn, denn in der Theologie heißt es sonst: lesen, lesen, lesen. „Es ist schon sehr anspruchsvoll", sagt Julius Graf-Klotz. „Man muss viel lernen, viel Zeit mit sich selbst verbringen, viel mit Papier und Stift oder vor dem Bildschirm arbeiten. Da muss man schon mit Motivation rangehen."

Der Studiengang Evangelische Theologie lässt sich in Grundstudium und Hauptstudium aufteilen, was mit Bachelor und Master vergleichbar ist. „Im Grundstudium lernt man zum Beispiel die drei Sprachen, die man für Theologie braucht: Latein, Altgriechisch und Bibelhebräisch. Manche haben Glück und haben eine der Sprachen schon in der Schule gelernt."

Theologie ist vielfältig

Später im Studium können die Studierenden einen Schwerpunkt setzen, zum Beispiel in Kirchengeschichte. Andere Fachbereiche beschäftigen sich damit, wie Kirche heute funktioniert oder wie der Pfarrberuf aussehen sollte. In Erlangen gibt es auch eine Professur für Kirchenmusik, einen Lehrstuhl für christliche Archäologie und das Fach Christliche Publizistik. „Da unterscheiden sich die möglichen Schwerpunkte von Uni zu Uni", erzählt Julius Graf-Klotz.

Außerdem sind im Studium zwei Praktika vorgesehen. „Das erste findet im Grundstudium statt. Da kann man für einen Monat eine Kirchengemeinde kennenlernen. Das zweite Praktikum kann man ganz frei wählen", weiß der Theologiestudent, der sich für die Gehörlosengemeinde in Nürnberg entschieden hat. Andere gehen zum Beispiel in die Gefängnis- oder Bundeswehrseelsorge.

Im Hauptstudium existiert die Möglichkeit, den Religionsunterricht zu begleiten und zwei Unterrichtseinheiten selbst zu gestalten. Außerdem müssen die Studierenden selbst einen Gottesdienst halten.

Fokus auf die Wissenschaft

Julius Graf-Klotz ist in einem sehr christlichen Umfeld aufgewachsen. Besonders fromm müsse man für das Theologiestudium allerdings nicht sein. „An sich spielt das keine Rolle, weil es ein sehr wissenschaftliches Studium ist." Die Voraussetzung für das Hauptstudium ist allerdings eine Kirchenmitgliedschaft – zumindest wenn man das kirchliche Examen ablegen will. In rund einem Jahr ist es für den 26-Jährigen so weit. Er kann dann ins Vikariat gehen, den kirchlichen Vorbereitungsdienst, der mit dem Referendariat für Lehrkräfte vergleichbar ist.

„Dieses Bild, das ich von einem Pfarrer hatte, der sonntags in der Kirche predigt, hat sich inzwischen verändert. Durch das Studium habe ich viele andere Berufsoptionen kennengelernt." Julius Graf-Klotz könnte alternativ in den Journalismus gehen, in die Politik oder in die Privatwirtschaft. „Wobei die meisten Studierenden natürlich entweder den Pfarrberuf wählen oder später Religion unterrichten."

Evangelische Theologie studieren

An 19 Universitäten und zwei kirchlichen Hochschulen gibt es in Deutschland den Studiengang Evangelische Theologie. An manchen davon sind die Abschlüsse Bachelor und Master möglich, an anderen werden nur der Magister als wissenschaftlicher Abschluss und das kirchliche Examen für angehende Pfarrerinnen und Pfarrer angeboten.

Alternativ gibt es den Studiengang Evangelische Theologie beziehungsweise Religionslehre auf Lehramt, der mit einem Staatsexamen abgeschlossen wird und auf den Lehrberuf vorbereitet. Je nach Schulart muss Religion mit einem anderen Unterrichtsfach kombiniert werden.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Evangelische Theologie). www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Das Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung informiert zu Themen rund ums Studium. www.studienwahl.de

Studiensuche

Mit der Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du herausfinden, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden (Suchwort: Evangelische Theologie). www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Studiencheck

Das Portal der Bundesagentur für Arbeit bietet studiengangspezifische Wissenstests (Checks) für Studieninteressierte an. Die Checks prüfen die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an einer bestimmten Hochschule. www.studiencheck.de

Beruf trifft Kirche

Informationsseite der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Berufsfeldern in der Kirche. www.beruf-trifft-kirche.de/berufe