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Berufseinstiegsprogramme: Referendariat, Volontariat oder Traineeprogramm?

Die einen steigen nach dem Studium direkt in den Beruf ein, die anderen absolvieren zunächst ein Berufseinstiegsprogramm, bevor sie durchstarten. Die gängigsten davon nennen sich Referendariat, Volontariat und Traineeprogramm. Was sind die Unterschiede?

Eine junge Frau sitzt in einem Büro und schreibt etwas auf Papier.

Nach ihrem Bachelorstudium in Betriebswirtschaft an der Universität Trier und einem BWL-Masterstudium in Dänemark mit Schwerpunkt Innovation und Organisationsentwicklung stellte sich für Lina Dewes die Frage: Wie geht es nun weiter? „Ich fühlte mich noch nicht bereit für einen Direkteinstieg. Daher habe ich nach Alternativen gesucht.“

Bei Dr. Oetker in Bielefeld fand sie den passenden Startpunkt für ihre Karriere: ein Traineeprogramm mit dem Schwerpunkt Corporate Entrepreneurship and Business Innovation – genau die Themen, mit denen sie sich schon im Masterstudium beschäftigt hatte. „Das Gute an einem Traineeprogramm: Man arbeitet noch nicht fest in nur einer Abteilung, sondern hat Zeit, das Unternehmen und den Berufsalltag in verschiedenen Bereichen kennenzulernen“, sagt Lina Dewes.

  • Ein Foto von Lina Dewes

    Das Gute an einem Traineeprogramm: Man arbeitet noch nicht fest in nur einer Abteilung, sondern hat Zeit, das Unternehmen und den Berufsalltag in verschiedenen Bereichen kennenzulernen.

    Lina Dewes, hat sich für ein Traineeprogramm entschieden

Vorbereitung auf den Beruf

18 Monate dauert das internationale Traineeprogramm bei Dr. Oetker. Je nach Schwerpunkt durchlaufen die Trainees verschiedene Abteilungen. Lina Dewes hat im Innovationsmanagement eine virtuelle Messe für Kuchen und Desserts mitkonzipiert. Im internationalen Marketing hat sie am Relaunch der Unternehmens-Webseite für alle Länder mitgearbeitet. Und im Bereich „People and Culture“ war sie in den Rekrutierungsprozess für neue Trainees involviert.

Eine Station im Ausland – in Lina Dewes’ Fall Belgien – ist ebenfalls Teil des Programms. Ebenso zählt ein Projekt, das die Trainees im Auftrag der Geschäftsführung bearbeiten, zu den festen Bausteinen. „Hinzu kommen Schulungen und Trainings zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung sowie ein Einsatz in der Produktion“, berichtet die Trainee.

Ihr gefällt es besonders gut, dass sie überall in Projekte eingebunden ist und sowohl strategisch als auch praktisch arbeitet. „Anfangs musste ich mich erst in meine Rolle als Trainee im Unternehmen einfinden“, sagt die 26-Jährige. „Auch das Zeitmanagement einer Vollzeitstelle musste ich lernen.“ In welchem Bereich bei Dr. Oetker sie nach den 18 Monaten letztlich arbeiten wird, entscheidet sich zum Ende des Programms.

Traineeship als Karrierestart in der Wirtschaft

„Der Einstieg über ein Traineeprogramm wird vor allem von Wirtschaftsunternehmen angeboten“, erklärt Sebastian Dorow, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit in Oberhausen. „Es bereitet die jungen Menschen in der Regel auf Führungspositionen im technischen oder kaufmännischen Umfeld vor.“ Zwischen sechs und 24 Monaten dauert solch ein Traineeship meist. Oft besteht das Programm aus verschiedenen Stationen im Unternehmen und Weiterbildungen. „Das Traineeprogramm ist nicht formalisiert“, betont Sebastian Dorow. Daher sollte man sich vor einer Bewerbung gut informieren, was das Einstiegsprogramm beinhaltet und ob es zu den eigenen Vorstellungen passt. Die Vergütung ist in der Regel recht gut, weil das Unternehmen in seine künftigen Führungskräfte investiert.

Referendariat als Vorbereitungsdienst

Weit formaler ist das Referendariat. „Wer Lehramt oder Jura studiert, muss ein Referendariat absolvieren – das ist Pflicht“, führt der Berater weiter aus. Angehende Lehrerinnen und Lehrer gehen dazu an Schulen, angehende Juristinnen und Juristen unter anderem zu Gerichten und in Anwaltskanzleien.

Die Lehramtsreferendariate dauern zwischen 12 und 24 Monaten, abhängig vom Bundesland, die juristischen in der Regel 24 Monate. Beamtenanwärterinnen und -anwärter im Schuldienst erhalten eine Vergütung abhängig vom Bundesland, der Besoldungsgruppe und gegebenenfalls der Familienzulage.

Erste Schritte in der Medien- und Kulturbranche

Schließlich gibt es noch das Volontariat, das vor allem im Kulturbereich und in Medienunternehmen angeboten wird. „Um einen Volontariatsplatz zu bekommen, muss man meist Praktika vorweisen oder vorher als freier Mitarbeiter oder Werkstudent im Unternehmen gearbeitet haben“, sagt Sebastian Dorow. Die ein- bis zweijährigen Volontariate sind begehrt und öffnen den Weg in die Medien- und Kulturbranche. Oft erhält man im Volontariat nur ein geringes Gehalt. Bei tarifgebundenen Unternehmen liegt es unter Umständen etwas höher.

Welches Einstiegsprogramm am Anfang der Karriere steht – und ob überhaupt – hängt also in der Regel vom angestrebten Beruf ab. „Oft stellen sich die Weichen bereits mit der Wahl des Studienfachs“, sagt Sebastian Dorow. „Entsprechend früh sollte man über seine beruflichen Ziele nachdenken.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet  

Deutscher Journalisten-Verband DJV

www.djv.de 

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW

Alles Wissenswerte zum Vorbereitungsdienst nach Abschluss des Lehramtsstudiums
www.gew.de/vorbereitungsdienst