Arbeitgeber Mittelstand:
„Man bleibt kleben“
Mona-Lamia Schneider (28, Nachname von der Redaktion geändert) arbeitet als Versuchsingenieurin bei Delo Industrie Klebstoffe im bayerischen Windach. Ihr Arbeitgeber ist ein klassisches, mittelständisches Familienunternehmen und sie fühlt sich dort zu Hause.
„Delo habe ich während meines Masterstudiums der Mechatronik/Feinwerktechnik als Masterandin kennengelernt“, erinnert sich Mona-Lamia Schneider. Die persönliche Atmosphäre und die flachen Hierarchien haben sie begeistert. Zuvor war sie Werkstudentin bei einem großen Konzern – da sei es eher anonym zugegangen. „Bei Delo kenne ich alle 100 Kollegen in der Abteilung persönlich. Wir arbeiten über die Hierarchieebenen hinaus zusammen und es gilt das Motto: miteinander und füreinander.“
Mona-Lamia Schneider
Foto: DELO
Neben der familiären Atmosphäre schätzt die Versuchsingenieurin im Labor die Vielfalt ihrer Aufgabe und die Eigenständigkeit, mit der sie arbeiten kann. „Wir können Aufgaben selbst gestalten und uns individuell einbringen“, erklärt sie. Bei Delo verbindet sie Teamkultur mit Eigeninitiative und hat dadurch viele fachliche Entwicklungsmöglichkeiten. Ihre Entscheidung, in einem mittelständischen Unternehmen zu arbeiten, bereut sie nicht. „Sogar die Geschäftsführer kennen mich mit Namen“, sagt sie. „Man wird als Person gesehen, nicht als Position.“ Das ist für sie der entscheidende Unterschied zur Arbeit im Großunternehmen.
Ihr Arbeitgeber ist ein typischer Hidden Champion: Die Industrieklebstoffe des Unternehmens werden weltweit eingesetzt: in Autos, Mobiltelefonen und überall dort, wo anspruchsvolle Verbindungstechnik gefragt ist. Von der kleinen bayerischen Gemeinde Windach aus arbeitet Mona-Lamia Schneider daher auch an internationalen Themen und schult Kolleginnen und Kollegen an Standorten rund um den Globus. Mit 900 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 182 Millionen Euro im Jahr 2022 gehört Delo zu den größeren mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
„Zum Mittelstand zählen, unabhängig von der Unternehmensgröße, alle Unternehmen, bei denen die Inhaber oder ihre Familienangehörigen nicht nur die Mehrheit der Anteile halten, sondern auch die Geschäfte leiten“, erklärt André Pahnke, Wissenschaftler im Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn. Aus dieser Sicht sind auch Start-ups in Technologiesektoren Mittelstand, auch wenn sie sich häufig selbst nicht so wahrnehmen.
Andreas Pahnke
Foto: privat
Weltweit wird Deutschland um seinen starken Mittelstand beneidet. Nach Daten des IfM zählen dazu sowohl die unabhängigen, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die über 99 Prozent der deutschen Betriebe ausmachen, als auch die rund 3.700 großen Familienunternehmen. Im Jahr 2018 erwirtschafteten die KMU 34,4 Prozent des gesamten Umsatzes aller Firmen in Deutschland. Für André Pahnke ist der Mittelstand nicht nur eine volkswirtschaftliche Größe. Er erfüllt zudem eine wichtige gesellschaftliche Funktion. „Die private Vermögenssituation ist unmittelbar mit dem unternehmerischen Erfolg verbunden – im positiven wie im negativen Sinne“, erklärt er. Das prägt die Unternehmenskultur. „Die Unternehmen sind meist in ihrer Heimatregion fest verankert und übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft“, sagt André Pahnke. „Entsprechend sind für Familienunternehmen die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter, der Erhalt beziehungsweise die Schaffung von Arbeitsplätzen und ökologische Ziele deutlich häufiger sehr wichtige Unternehmensziele als für angestellte Manager. Dies führt dazu, dass sich im Mittelstand viele Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber identifizieren und bereit sind, sich entsprechend zu engagieren.“
Auch in Krisenzeiten spielt der Mittelstand eine wichtige Rolle. „Arbeitsplätze zu erhalten, ist für viele mittelständische Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Und sie vermitteln Verbindlichkeit und Verlässlichkeit.“ Entscheidende Werte in schwierigen Zeiten.
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