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Fachkraft in der Entwicklungszusammenarbeit: Lernen, verstehen, unterstützen

Julius Murke (31) arbeitet für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kamerun an einem Projekt zur Stärkung des Gesundheitssystems. Der Mediziner hat sich nach einem Praktikum im Kongo für die Entwicklungszusammenarbeit entschieden.

Eine Frau desinfiziert sich ihre Hände mit Desinfektionsmittel.

Wie können mehr Menschen in Kamerun über Verhütungsmethoden aufgeklärt werden und Zugang zu modernen Kontrazeptiva erhalten? Wie hoch ist die Zahl der Frauen, die für eine Geburt ins Krankenhaus gehen? Wo muss die Infrastruktur noch ausgebaut, wo über sexuell übertragbare Krankheiten informiert werden? Mit solchen Fragen beschäftigen sich Julius Murke und seine Kolleginnen und Kollegen, die in Kameruns Hauptstadt Yaoundé an einem Projekt zur reproduktiven und sexuellen Gesundheit der Bevölkerung arbeiten.

Daten als Basis für das Projekt

Ein Porträt-Foto von Julius Murke. Ein Porträt-Foto von Julius Murke.

Julius Murke

Julius Murke ist seit März 2021 in Kamerun und unterstützt dort als Berater bei der Gesundheitsberichterstattung die Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums. „Es geht darum, mit Softwaresystemen die Datenqualität zu optimieren, um am Ende die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu verbessern“, erklärt der 31-Jährige. Zu den Daten gehört beispielsweise die Anzahl der Frauen, die moderne Geburtshilfe in Anspruch nehmen. „Eine kontinuierliche Datenerhebung ist die Basis für die weitere Arbeit: Wo sollte verbessert, wo müssen Prioritäten gesetzt, wo muss sofort reagiert werden?“

Software, Datenerhebung, Statistik: Dass Julius Murke sich damit auskennt, verdankt er unter anderem den zahlreichen Online-Fortbildungen, die er nach seinem Medizin-Studium an der Charité in Berlin absolviert hat. Darunter waren Kurse zu Finanzmanagement, Konfliktlösung und Teamführung. Auch beim Trainee-Programm der GIZ legte er einen Schwerpunkt auf Digitalisierung und Verwaltung und nahm an Schulungen über Beratungskompetenzen teil.

Herausforderungen global angehen

Nach einem Praktikum in einem Krankenhaus im kongolesischen Goma, einer Krisenregion, war ihm endgültig klar, dass seine berufliche Zukunft womöglich in der Entwicklungszusammenarbeit liegt. Die Entscheidung, nicht als Arzt zu arbeiten, sei ihm nicht leicht gefallen. Doch seit der Weltwirtschaftskrise habe er die Überzeugung entwickelt, dass viele Herausforderungen, vor denen die Menschen stehen, nur global angegangen werden können. „Ich hatte den Drang, etwas zu verändern. Dafür musste und muss ich viel lernen“, sagt der Mediziner.

Deswegen gründete er mit Kommilitoninnen und Kommilitonen während seines Studiums die Nichtregierungsorganisation (NRO) „Young Leaders for Health“, eine interdisziplinäre Plattform für junge Menschen, die sich auf dem Gebiet der globalen Gesundheit engagieren, und besuchte neben Medizin Kurse zu Wirtschafts- und Politikwissenschaften. Diese Erfahrungen brachten ihn schließlich dazu, sich bei der GIZ zu bewerben, für die er vor seiner Zeit in Kamerun bereits in Deutschland und in Nepal gearbeitet hat. Das Verstehen- und Lernen-Wollen und ein starker Veränderungswille seien essenziell für die internationale Zusammenarbeit. Das gilt auch für das Zwischenmenschliche. „Die Menschen in Kamerun gehen sehr verbindlich miteinander um, sie sind oft sensibler und aufmerksamer als man das in Deutschland gewohnt ist“, berichtet Julius Murke.

Dass man bei der Arbeit nicht nur über Sachthemen, sondern stets auch auf der Beziehungsebene miteinander kommuniziere, sei eine Umstellung. Und im Privaten? „Ich sage mir immer: Ich mache hier eben das, was man hier gut machen kann.“ Fußballspielen, tanzen, gegrillten Fisch essen – und bei allem sein Französisch verbessern. Eben stets dazulernen: „In der internationalen Zusammenarbeit gibt es keine Grenzen: Man kann immer noch mehr geben – und immer wieder Neues lernen.“