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Einstieg in der IT in Deutschland: „Deutschland ist die Welt der Wissenschaft“

Schon als Schüler in Mexiko träumte Diego Lopez von einer Karriere in Deutschland. Heute arbeitet der 39-Jährige als Softwareingenieur bei Siemens in Fürth und entwickelt technologische Innovationen.

Diego Lopez in lab coat

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Albert Einstein ist schuld. Im Physikunterricht hörte Diego Lopez das erste Mal von ihm, las anschließend seine Biografie und war fasziniert. „Albert Einstein ist aus Deutschland, da möchte ich auch hin!“, verkündete er damals seiner Mutter. Jahre später hat er diesen Traum verwirklicht: Er lebt inzwischen in Bayern und arbeitet für Siemens in einem Software-Team, das unter anderem im Bereich der Mensch-Maschine-Interaktion tätig ist.

Nach der Schulzeit begann Diego Lopez ein Bachelorstudium in Ingenieurinformatik am Instituto Politécnico Nacional (IPN) in Mexiko-Stadt. Der Wunsch, nach Deutschland zu gehen, ließ ihn jedoch nicht los. „Deutschland ist die Welt der Wissenschaft, da wollte ich dabei sein“, erinnert er sich. Als er auf einer Hochschulmesse auf die Technische Universität Ilmenau stieß, war er besonders angetan: Sie bot als einzige Informationen auf Spanisch an.

  • Diego Lopez at a counter with electronic devices

    Die Menschen in Deutschland sind zurückhaltender als in Mexiko. Es dauert, bis sie Vertrauen fassen, aber dann können sehr enge Freundschaften entstehen.

    Diego Lopez, Softwareingenieur

Vom Masterstudium zum ersten Job

Diego Lopez bewarb sich für ein Masterstudium in Ingenieurinformatik und erhielt die Zusage – inklusive Einladung zu einem Sprachkurs. Um das Studium beginnen zu können, war B2-Niveau erforderlich. Da es fünf Monate dauerte, bis das deutsche Konsulat in Mexiko sein Visum ausstellte, nutzte er die Zeit für einen Sprachkurs am Goethe-Institut. Im November 2008 kam er schließlich nach Ilmenau, belegte weitere Sprachkurse und begann im September 2009 sein Studium.

„Ich hatte eine tolle Zeit in Ilmenau“, erzählt er. Die Hochschule sei international und offen gewesen. „Ich habe bewusst Kontakt zu Deutschen gesucht“, sagt er. Um die Sprache besser zu lernen, trat er einer Theatergruppe bei und spielte Mannschaftssport. „Die Menschen in Deutschland sind zurückhaltender als in Mexiko. Es dauert, bis sie Vertrauen fassen, aber dann können sehr enge Freundschaften entstehen.“

Während seines Studiums arbeitete Diego Lopez als studentische Hilfskraft und entwickelte eine App zur Nutzung von E-Autos. Über dieses Projekt kam er in Kontakt mit einem Solarunternehmen, bei dem er seine Masterarbeit über eine Photovoltaik-App schrieb. 2011 erhielt er dort eine feste Anstellung als Entwickler. 2014 wechselte er zu Siemens in Fürth und machte schnell Karriere in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung.

Heute arbeitet Diego Lopez an Human-Machine-Interfaces (HMI), die die Verbindung zwischen Mensch und Maschine ermöglichen. Besonders stolz ist er auf eine Weltneuheit, die er maßgeblich mitentwickelt hat: SIMATIC Unified Air, eine drahtlose HMI-Anwendung. „Das ist wie eine Brücke zwischen Maschinen und Menschen“, erklärt er. Die Technologie ermöglicht eine kontaktlose Interaktion mit Maschinen und kann mit mobilen Geräten wie Smartphones genutzt werden. Für diese Innovation wurde er bereits ausgezeichnet.

„Deutschland ist meine Heimat geworden“

„Mein Vorteil war, dass ich mit 22 hergekommen bin und mich so gut einleben konnte“, sagt Diego Lopez, der inzwischen fließend Deutsch spricht. „Ich werde nie ganz deutsch sein, aber das will ich auch nicht.“ Ihm gefällt es, zwei Kulturen zu vereinen. 2017 erhielt er die deutsche Staatsangehörigkeit. Heute lebt er mit seiner deutschen Partnerin zusammen, mit der er sein erstes Kind erwartet. „Deutschland ist meine Heimat geworden“, sagt er.

Sein wichtigster Tipp für Fachkräfte aus dem Ausland: „Lernt schnell die Sprache – das ist enorm wichtig.“ Ein Studium sei ein idealer Einstieg, da es gemeinsame Interessen schafft und Kontakte erleichtert. Außerdem rät er, sich nicht von großen Plänen einschüchtern zu lassen: „Ich habe mir immer Schritt für Schritt neue Ziele gesetzt. Erst den Sprachkurs, dann das Studium, dann einen Job …“