zum Inhalt

Einstieg als Pflegefachkraft in Deutschland: Neuanfang in der Ferne

Ganz allein zog Fatemeh Raeika Vahedi (28) aus dem Iran nach Hamburg. Dort arbeitet sie als Pflegefachkraft und hat ihr Anerkennungsjahr bereits abgeschlossen.

Fatemeh Raeika Vahedi posiert vor einer Kirche.

Read this article in English

Die 28-Jährige verließ ihre Heimatstadt Rascht und zog nach Norddeutschland, wo sie nun für den Klinikkonzern Asklepios arbeitet. Der Konzern rekrutiert gezielt Fachkräfte aus Ländern, die mehr Pflegepersonal ausbilden, als sie benötigen – darunter die Türkei und der Iran.

„Es waren vor allem wirtschaftliche Gründe, weswegen ich den Iran verlassen und mir einen Job in einem anderen Land suchen wollte“, begründet Fatemeh Raeika Vahedi ihre Entscheidung. Obwohl sie arbeitete, wohnte sie noch bei ihrer Familie. Eine eigene Wohnung konnte sie sich nicht leisten. Ihr Vater und Bruder leben bereits in Norwegen, doch für sie kam das nicht infrage. „Mir ist es dort zu kalt und zu dunkel“, sagt sie lachend. Hamburg schien ihr eine gute Alternative. „Außerdem ist das Wetter hier ähnlich wie in meiner Heimatstadt“, erzählt sie.

  • Fatemeh Raeika Vahedi vor einem Hügel

    Mein Team ist international, viele Kolleginnen und Kollegen kommen aus verschiedenen Ländern. Ich habe viel über andere Kulturen gelernt.

    Fatemeh Raeika Vahedi (28), Pflegefachkraft

Klinikkonzern sucht Fachpersonal im Ausland

Sie informierte sich über Möglichkeiten, in Deutschland als Pflegekraft zu arbeiten, und fand eine Vermittlungsagentur, die internationale Fachkräfte mit deutschen Unternehmen zusammenbringt. Dazu gehören auch die Asklepios-Kliniken, die seit Jahren Personal im Ausland suchen.

Fatemeh Raeika Vahedi hatte an der Gilan-Universität in Rascht einen Bachelor in Krankenpflege erworben und ab 2021 in verschiedenen Kliniken gearbeitet, unter anderem in der Onkologie, die sich mit Krebserkrankungen befasst. Parallel lernte sie an einem privaten Institut Deutsch, da für eine Anstellung in Deutschland das Sprachniveau B2 erforderlich ist.

Vorstellungsgespräch online und per Video

Für ihre Bewerbung ließ sie ihre Zeugnisse übersetzen und beglaubigen. Die Vermittlungsagentur organisierte ein Video-Vorstellungsgespräch mit Asklepios. „Das war etwas nervenaufreibend“, erinnert sich die junge Frau, denn die Internetverbindung wurde immer wieder unterbrochen. Doch schließlich lief alles gut, und sie erhielt die Zusage – und damit ihr Arbeitsvisum.

Im Dezember 2023 kam sie in Hamburg an und begann auf der HNO-Station der Asklepios-Klinik Nord zu arbeiten. Sie absolvierte ihr Anerkennungsjahr, in dem sie klinikinterne Sprachkurse besuchte, um Fachvokabular und alltagstaugliches Deutsch für den Austausch mit Patientinnen und Patienten zu lernen. Seit Dezember 2024 ist sie offiziell anerkannte Pflegefachfrau.

Internationales Team

Die Sprache bleibt eine der größten Herausforderungen. „Es ist wichtig, dass ich alles gut verstehe, denn es geht ja um Patientinnen und Patienten.“ Doch sie macht positive Erfahrungen: „Die meisten sind sehr nett und verständnisvoll. Sie reden langsamer und loben mich für mein Deutsch.“

Auch auf ihrer Station fühlt sich Fatemeh Raeika Vahedi wohl. „Mein Team ist international, viele Kolleginnen und Kollegen kommen aus verschiedenen Ländern. Ich habe viel über andere Kulturen gelernt“, berichtet sie. Außerdem bringen alle eigene Erfahrungen mit, was bereichernd ist. Manchmal helfen ihre Sprachkenntnisse sogar im Arbeitsalltag: „Wenn Patientinnen oder Patienten kein Deutsch sprechen, übersetzen wir für die Ärztinnen und Ärzte.“

„Stolz, dass ich es geschafft habe“

Da sie ohne Familie nach Deutschland kam, fühlt sie sich manchmal einsam. „Es wäre einfacher, wenn man mit Familie oder Partner ins Ausland geht“, sagt sie. „Ich hätte jemanden gebraucht zum Reden und Weinen.“

So musste sie alles allein regeln: von der Wohnungssuche bis zu Behördengängen, bei denen ihr Arbeitgeber sie aber unterstützte. „Das war anstrengend, aber ich bin stolz, dass ich es geschafft habe.“

Nun plant sie ihre Zukunft in Deutschland. Sie möchte auf ihrer Station bleiben und ihr Deutsch weiter verbessern. „Vielleicht klappt es in ein paar Jahren auch mit der deutschen Staatsangehörigkeit“, sagt sie. Auch ihr Arbeitgeber setzt darauf, internationale Fachkräfte zu halten: Die Klinik unterstützt durch Weiterbildungen, individuelle Einsatzplanung und Hilfe beim Familiennachzug, um die langfristige Integration zu erleichtern.