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Ausbildungsberufe in der IT – Interview: Konstant ist nur der Wandel

Was die stetig wandelnde Technik für IT-Berufe bedeutet, erklärt Leah Schrimpf, Referentin für Bildungspolitik & Public Affairs beim Branchenverband Bitkom.

Portrait von Leah Schrimpf

abi» Fachinformatiker/in ist der Klassiker unter den IT-Berufen. Wie unterscheiden sich die vier Fachrichtungen?

Leah Schrimpf: Die Inhalte und Anforderungen der verschiedenen Fachrichtungen sind sehr unterschiedlich, weshalb für viele Interessen etwas dabei ist. In der Anwendungsentwicklung zum Beispiel programmieren die Fachinformatikerinnen und -informatiker für den eigenen Betrieb oder für Kundenunternehmen Software, die auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten ist. In der Daten- und Prozessanalyse geht es darum, bestehende Arbeits- und Geschäftsprozesse zu optimieren und Schwachstellen zu beseitigen. In der Fachrichtung Digitale Vernetzung wird an der optimalen Verbindung unterschiedlicher Komponenten wie IT-Systemen, Maschinen, Geräten, Anlagen, Produkten und Menschen gearbeitet. Dann gibt es noch die Systemintegration, in der sich alles um Planung, Installation und Verwaltung von IT-Systemen dreht.

abi» Wie finde ich die richtige Spezialisierung für mich?

Leah Schrimpf: Allgemein gilt: Wer sich für Digitalisierung, IT und Technik begeistern kann, ist in dem Bereich gut aufgehoben. Gesamtwirtschaftlich fehlten 2022 etwa 137.000 IT-Fachkräfte, Tendenz in den letzten Jahren steigend. Am Ende kommt es sehr auf persönliche Präferenzen an – interessiere ich mich eher dafür, mit Zahlen und Daten zu arbeiten? Dann passe ich eventuell besser in den Bereich Datenanalyse. Interessiere ich mich für Hard- und Software, ist möglicherweise Anwendungsentwicklung oder Systemintegration etwas für mich. Allgemein gilt jedoch, dass alle informatischen Kompetenzen händeringend gesucht werden und sich an vielen Punkten überschneiden.

abi» Wie sehen Sie die Entwicklung der IT-Ausbildungsberufe?

Leah Schrimpf: Die Digitalisierung selbst sowie die Branche, die Aufgabenfelder und die möglichen Berufe sind extrem dynamisch. Das erleben wir durch das Entstehen und Auftauchen neuer Technologien, die gefühlt alles auf den Kopf stellen, fast täglich – durch ChatGPT etwa. Es ist wichtig und richtig, dass sich diese Anforderungen auch in der Entwicklung und Entstehung von Berufsbildern widerspiegeln. Zum Teil brauchen Prozesse zur Neuordnung und Neuentstehung von Berufsbildern aber noch zu lange, um eine dynamische Anpassung an die Anforderungen des Arbeitsmarkts zu ermöglichen. Daher ist es umso wichtiger, dass nicht nur diese Prozesse entschlackt und beschleunigt werden, sondern auch die strategische, konstruktive Zusammenarbeit zwischen ausbildenden Betrieben und berufsbildenden Schulen gefördert wird. Ein enger Austausch und Kooperation stellen sicher, dass die Bedarfe im Job auch wirklich vermittelt und abgebildet werden.

abi» Was muss man mitbringen, um mit diesen permanenten Veränderungen klarzukommen?

Leah Schrimpf: Sie führt dazu, dass es nie langweilig wird. Es kommen immer wieder neue Technologien und Entwicklungen ins Spiel, mit denen man sich auf neuen Wegen auseinandersetzen und mit ihnen umgehen muss. Kompetenzen wie Anpassungsfähigkeit, Neugier oder auch kritisches Denken sind feste Bestandteile der Berufsbilder, weil man im Umgang und in der produktiven Nutzung neuer Entwicklungen auf sie angewiesen ist. Man hat in den Berufen also eigentlich nie ausgelernt und befindet sich immer am Puls der Zeit.

Zur Person

Leah Schrimpf ist Referentin für Bildungspolitik & Public Affairs beim Bitkom, dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche.