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Wie kommt die Milch von der Kuh zu uns nach Hause? Das erklärt ein Blick auf die Lieferketten, die heutzutage international vernetzt und sehr komplex sein können. Warenströme müssen gut geplant und aufeinander abgestimmt sein – all das sorgt für spannende Berufsmöglichkeiten.
Ein Brot in der Bäckerei kaufen, das gehört für die meisten Menschen zum Alltag dazu. Doch woher kommt eigentlich das Getreide dafür? Und wer war alles an der Entstehung beteiligt? Antworten auf diese Fragen bietet ein Blick auf die Lieferkette. Sie beschreibt die Prozesse, die erforderlich sind, um ein Produkt herzustellen und zur Kundschaft zu liefern (siehe Animation „Entlang der Lieferkette: vom Feld in den Laden“).
Eine Landwirtin oder ein Landwirt etwa bezieht über den Großhandel Vorprodukte wie das Saatgut und Düngemittel, um den Acker bewirtschaften und die Ernte einfahren zu können (Beschaffung). Das fertige Getreide wird dann über Getreidegroßhändler an eine Mühle verkauft und dort zu Mehl verarbeitet (Produktion). Das Mehl wiederum wird durch den Großhandel an die Bäckerei vertrieben, die daraus Brot backt und an Endkundinnen und -kunden verkauft (Vertrieb).
„Eine Lieferkette besteht aus mehreren Gliedern und kann von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung, die Logistik und den Transport bis hin zum Verkauf alles umfassen. In der Regel sind daran mehrere Akteure beteiligt“, fasst Dr. John Bötticher, Mitglied im Präsidium des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), zusammen. Der Großhandel beliefert beispielsweise das Handwerk, die Industrie und den Einzelhandel. „Für jedes Produkt gibt es einen Großhändler, der eine Vielzahl von Herstellern als Lieferanten hat und dadurch eine große Produktpalette im Angebot“, führt er weiter aus.
Eine Lieferkette besteht aus mehreren Gliedern und kann von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung, die Logistik und den Transport bis hin zum Verkauf alles umfassen. In der Regel sind daran mehrere Akteure beteiligt.
Dr. John Bötticher, Mitglied im Präsidium des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA)
Ist man in der Planungsebene einer Lieferkette tätig, muss man sich mit vielen Menschen im und außerhalb des Unternehmens absprechen. Man muss auch dann Entscheidungen treffen, wenn eine Situation unsicher erscheint.
Paul Stallmeister, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster
Heutzutage ziehen sich Lieferketten häufig um den gesamten Globus. Steht eine Fabrik in Asien still oder kommt ein Frachter nicht so schnell wie geplant ans Ziel, kann es in vielen Ländern zu Engpässen kommen. „Lieferketten sind internationaler und komplexer geworden – und damit auch anfälliger für Störungen“, sagt Dr. Paul Stallmeister, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster. Für Unternehmen bedeutet das mehr Unsicherheit und höheren Planungsaufwand.
Gleichzeitig eröffnen diese komplexen Systeme zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten in verschiedenen Berufen, die mit Lieferketten – auch Supply Chains genannt – im Zusammenhang stehen.
Mit der Beschaffung etwa beschäftigen sich Fachkräfte wie Industriekaufleute oder Kaufleute im Einzelhandel. Sie kümmern sich unter anderem darum, dass Rohstoffe oder (Vor-)Produkte eingekauft werden. In der Produktion wiederum findet man oft technische Berufe. Dazu zählen Verfahrensmechaniker/innen, Produktionstechnologinnen und -technologen sowie Süßwarentechnologinnen und -technologen. Aber auch Köchinnen und Köche, Bäcker/innen und Tischler/innen gehören zu den Menschen, die Rohstoffe zu Produkten verarbeiten.
Um den Vertrieb hingegen, also den Verkauf von Produkten über verschiedene Plattformen, den Versand und die Bezahlung, kümmern sich unter anderem Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement. „Das ist unser Kernberuf“, sagt John Bötticher. „Sie kaufen Waren in großen Mengen ein und verkaufen sie weiter an Einzelhandels-, Handwerks- oder Industriebetriebe. Sie handeln Liefertermine sowie Lieferbedingungen aus, schließen Transportverträge ab, erledigen Zollformalitäten, überwachen Sendungen und bearbeiten den Zahlungsverkehr.“ Dabei nutzen Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement verschiedene Beschaffungs- und Vertriebswege, auch das Internet. „Damit sind sie an verschiedenen Stellen in der Lieferkette einsetzbar“, weiß John Bötticher. „Speziell für den Onlinehandel gibt es das relativ neue Berufsbild der Kaufleute im E-Commerce.“
Berücksichtigt man bei der Supply Chain noch die Warenlogistik, kommen der zweijährige Ausbildungsberuf Fachlagerist/in sowie die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik hinzu. „Hier hat man direkt mit der Ware zu tun, lagert Waren ein, stellt Lieferungen zusammen und kümmert sich um den Versand“, erklärt John Bötticher. „Die Belieferung der Kunden mit dem Lkw übernehmen oft Berufskraftfahrer.“
Abhängig vom Beruf variieren die Interessen und Fähigkeiten, die man mitbringen sollte. „Ist man in der Planungsebene einer Lieferkette tätig, muss man sich mit vielen Menschen im und außerhalb des Unternehmens absprechen“, sagt Berufsberater Paul Stallmeister. „Man muss auch dann Entscheidungen treffen, wenn eine Situation unsicher erscheint.“ Außerdem müsse man gut verhandeln können und gewinnorientiert denken.
John Bötticher vom BGA fasst die Anforderungen an Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement zusammen: „Sie sollten kontaktfreudig sein und gern auf Menschen zugehen.“ Sie müssen gut planen, organisieren und beraten können, Eigeninitiative zeigen und gern im Team und im Büro arbeiten. Außerdem sollten sie eine Fremdsprache beherrschen.
Nach der Ausbildung können Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement in unterschiedlichen Bereichen arbeiten: im Einkauf, Verkauf, Marketing oder in der Logistik. „Wer mag, kann sich weiterbilden und spezialisieren, zum Beispiel zum Handelsfachwirt, Fachwirt im E-Commerce, Betriebswirt, Fachwirt Vertrieb, Einkauf und Logistik. Oder man schließt ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Handel oder Logistik an“, führt John Bötticher die Möglichkeiten auf.
Stand: 17.06.2024
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