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ab(i)checken: Mobilität der Zukunft

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Wir befinden uns in einer großen Verkehrswende, die beeinflusst, wie wir uns fortbewegen. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zur emissionsfreien und nachhaltigen Mobilität ist dabei eine treibende Kraft. Dadurch entstehen neue Berufsbilder, altbekannte Tätigkeiten ändern sich und in der Forschung widmen sich Projekte neuen Themen. Wie sich Mobilität entwickeln wird und welche Studienfächer und Berufe gefragt sind, erzählt Patrick Mennig vom Fraunhofer IESE im abi» Podcast.

  • Portrait von Patrick M.

    Wenn wir ehrlich mit uns selber sind, brauchen wir eigentlich gar keine neuen Lösungen, sondern müssen die Lösungen, die theoretisch schon da sind, auch tatsächlich raus in die Praxis bringen.

    Patrick Mennig leitet die Abteilung »Digital Innovation Design« am Fraunhofer IESE

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung.

abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Klaus, und heute geht es bei uns ums Thema „Mobilität der Zukunft“. Dafür habe ich mich mit Patrick Mennig unterhalten, der beim Fraunhofer IESE als Departement Head für Digital Innovation Design arbeitet. Wir befinden uns in einer großen Verkehrswende, die beeinflusst, wie wir uns fortbewegen. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zur emissionsfreien und nachhaltigen Mobilität ist dabei eine treibende Kraft. Dadurch entstehen neue Berufsbilder, altbekannte Tätigkeiten ändern sich, und in der Forschung widmen sich Projekte neuen Themen. Wie sich Mobilität entwickeln wird und welche Studienfächer und Berufe gefragt sind, erfahrt ihr heute im abi» Podcast. Hallo Herr Mennig.

Patrick Mennig: Hallo, schönen guten Morgen.

abi»: Wagen wir mal den Blick in die Zukunft. Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen?

Patrick Mennig: Ja, das ist eine sehr große Frage, denn wir haben ja verschiedene Einflussfaktoren, die darauf eingehen, und ein ganz großes Thema, dem wir uns gegenübersehen, das ist die Frage der Klimakrise. Damit verbunden sofort die Frage: „Müssen wir jetzt alle Elektroauto fahren? Dürfen wir alle nur noch Zug fahren?“ Und aus dieser Sicht betrachtet wäre die richtige Antwort tatsächlich, wir sollten vielleicht so wenig wie möglich in Zukunft unterwegs sein.

abi»: Oh. Also statt Ersatz, einfach gar nicht mehr?

Patrick Mennig: Genau. Tatsächlich, wenn wir aus der reinen Frage der Nachhaltigkeit darauf schauen, müssen wir sagen, die nachhaltigste Mobilitätsform, die es gibt, ist die, die einfach gar nicht stattfindet. Da ist es schon fast egal, ob wir von einem Zug sprechen, ob wir von einem Bus sprechen, ob wir von einem Auto oder Elektroauto sprechen. Aber das ist natürlich vollkommen unrealistisch, denn unser ganzes Leben ist natürlich danach ausgerichtet, dass wir auch mobil sind und dort Mobilitätszwecke und Bedürfnisse haben, die wir erfüllen müssen.

abi»: Was sind denn so die Alternativen für zukünftige Fortbewegung?

Patrick Mennig: Wenn wir ehrlich mit uns selber sind, haben wir fast alles, was wir uns vorstellen können, auch schon heute da, denn wir fahren heute Auto. In ganz vielen Fällen ist das Auto halt das praktischste und auch das bequemste Verkehrsmittel, das wir haben, und dafür gibt es natürlich Alternativen, die wir in der Zukunft sicherlich sehen werden. Das heißt dann das Elektroauto oder vielleicht auch ein kleiner Roller oder vielleicht auch irgendwann mal die autonom fahrenden Autos, die da unterwegs sein werden. Aber in der Zukunft müssen auch andere Verkehrsformen, also eben zum Beispiel der Bus, zum Beispiel der Zug, die Regionalbahn, die Straßenbahn, all das sind auch ganz wichtige Verkehrsmittel, die wir in Zukunft brauchen werden, um den guten Mobilitätsmix hinzukriegen. Denn das eigene Auto ist eigentlich ein ziemlich ineffizientes Verkehrsmittel, und da ist vollkommen egal, ob das jetzt einen Elektroantrieb hat oder ob das ein Benziner ist.

abi»: Sie haben es jetzt gerade schon ein bisschen erwähnt, aber was treibt denn die aktuelle Verkehrswende explizit an?

Patrick Mennig: Der allergrößte Faktor, den wir natürlich spüren, das ist das Ziel, dass auch der Mobilitätsbereich, klimaneutral werden muss. Das ist ein ganz klares Ziel, dass wir auch in der Politik verankert haben. Dahinter steckt ein ganz, ganz großer Antrieb vieler Veränderungen, die wir sehen.

abi»: Wie ist denn der aktuelle Stand der Forschung zum Thema nachhaltige und emissionsfreie Mobilität?

Patrick Mennig: Das ist natürlich eine sehr breite Frage, denn da sind auch viele Forschungsfelder, die zusammenkommen. Wir selber gucken bei uns am Fraunhofer IESE aus der Sicht der digitalen Transformation auf das Thema, und da müssen wir sagen, wenn wir ehrlich mit uns selber sind, brauchen wir eigentlich gar keine neuen Lösungen, sondern müssen die Lösungen, die theoretisch schon da sind, auch tatsächlich raus in die Praxis bringen. Die Realität sieht eben so aus, dass wir immer noch im Bereich ÖPNV sehr, sehr zerklüftete Verkehrsverbünde haben, die teilweise sehr alte Computersysteme haben, wenn sie denn überhaupt schon besonders digital arbeiten, und es dann auch an Kleinigkeiten schon hapert, dass man gar nicht an die Fahrplaninfos besonders gut hinkommt, dass man auch die Systeme nicht besonders gut vernetzen kann, und all das wären aber Grundbausteine, die wir bräuchten, um natürlich dann auch besonders nutzerfreundliche Angebote von Mobilität schaffen zu können. Aus der anderen Sicht, wenn wir ein bisschen weiter raus denken, das Thema autonomes Fahren, da sehen wir in Deutschland auch Fortschritte. Also da müssen wir jetzt nicht nur rüber ins Silicon Valley gucken, sondern auch in Deutschland sehen wir, dass da die Hersteller und die Forscher immer mehr Fortschritte machen. Aber das ist nichts, was wir in den nächsten drei - vier Jahren wahrscheinlich in der breiten Masse sehen können. Da sind noch ganz, ganz viele Schritte, die wir gehen müssen und was wir heute eben erleben können, das sind die ersten Autos, die teilweise im Stau schon von alleine fahren können, bis zu einer gewissen Geschwindigkeitsbegrenzung das besonders gut hinkriegen. Wir werden es sehen, dass sie auf Autobahnen von alleine fahren können und dann Stück für Stück immer weiter sich auch in unser tägliches Leben, in alle Bereiche hinein bewegen.

abi»: Das, was Sie jetzt gerade erwähnt haben, sind so die Technologien, die auch schon frei und öffentlich zugänglich sind?

Patrick Mennig: Genau, das sind eigentlich Technologien, die wir in dieser Form auch heute schon sehen. Die sind sowohl in der Forschung verankert und werden dort natürlich auch weiterentwickelt. Aber die sind teilweise eben auch schon in Produkten, die wir erleben können. Auch das Thema Elektroauto ist eigentlich eines, das wir schon in der breiten Masse erleben können. Wir haben das große Problem, dass die Autos natürlich noch sehr teuer sind und dadurch sich schwertun, auch anzukommen. Aber es ist auch schon heute absolut möglich, mit dem elektrischen Auto ganz normal zu fahren, wie man es auch mit einem anderen Auto tut, und da gibt es einfach nichts, was einen dann besonders einschränken würde.

abi»: Was viele ja noch abschreckt beim Elektroauto, ist die Wahrnehmung, dass die Batterielaufzeit nicht für lange Strecken reicht. Was ist denn da der aktuelle Stand eigentlich?

Patrick Mennig: Ja, das ist ein sehr, sehr spannendes Problem. Dann natürlich hält die Batterie beim Elektroauto, je nachdem, welches Modell man nimmt, nicht ganz so lange wie der Tank eines normalen Verbrennungsmotors. Das ist aber auch eigentlich nicht schlimm, denn die Frage ist eher, was machen wir da draus? Ich selber fahre auch seit zweieinhalb Jahren elektrisch. Wir haben inzwischen fast 90.000 Kilometer elektrisch zurückgelegt, und das Spannende dabei ist, dass wir relativ selten auch unterwegs laden müssen, obwohl unsere Batterie jetzt gar nicht so groß ist und gar nicht so lange hält. Aber wenn man sich fragt, na ja, was mache ich denn eigentlich den lieben langen Tag mit meinem Auto, dann würden wir feststellen, dass die allermeisten Wege, die wir zurücklegen, relativ kurz sind, und solange die täglichen Pendelwege, die ich habe, innerhalb der Reichweite meiner Batterie liegen, dann habe ich mit dem Elektroauto überhaupt gar kein Problem, solange ich eine Lademöglichkeit habe, auf die ich gut zugreifen kann, und daran hapert es dann auch wieder. Also, es ist eigentlich gar nicht so sehr ein technologisches Problem, die Elektroautos an sich, sondern es ist eine Frage der Kontexte, die ich schaffen kann. Meine Lebensumstände, die ich habe. Habe ich vielleicht ein eigenes Haus? Dann tue ich mir sehr leicht, natürlich eine Ladestation bei mir anzubringen, aber wohne ich irgendwo zur Miete, oder bin ich auch irgendwo in der Stadt, wo ich vielleicht gar keinen eigenen Parkplatz habe? Dann wird es schwieriger. Und da sehen wir dann eben auch, es ist aus der Richtung meiner Meinung nach keine technologische Herausforderung, sondern es ist eine kommunikative Herausforderung einerseits den Menschen zu zeigen, dass es funktionieren kann und dass es gar kein so großes Problem ist, und andererseits aber auch eine Frage der Politik und des Gestaltungswillens und des -wollens, dass wir außen rum auch die Bedingungen schaffen, dass es funktionieren kann.

abi»: Bei uns auf abi.de geht es ja primär um Berufsorientierung. Deswegen meine Frage: Welche Berufe werden durch die Verkehrswende aktuell verstärkt benötigt, und welche entstehen vielleicht sogar dadurch?

Patrick Mennig: Etwas, das man vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat, was aber wahnsinnig gesucht wird, auch im Moment und sicherlich auch in Zukunft noch, das sind Busfahrerinnen und Busfahrer, die wahnsinnig gern gesehen werden, denn ganz, ganz viele Verkehrsbetriebe tun sich da schwer, Menschen zu finden, die andere Menschen dann auch gerne transportieren möchten. Aber darüber hinaus brauchen wir natürlich auch viele, viele andere Berufsbilder. Das Thema moderne Mobilität lässt sich aus ganz vielen Richtungen angucken. Wir können aus der Technologie Richtung drauf gucken. Dann brauchen wir Ingenieurinnen/Ingenieure, die sich mit den technischen Systemen auskennen. Wir brauchen Forscherinnen und Forscher, die auch die visuellen Systeme erforschen und die die Algorithmen bauen, damit unsere autonomen Autos in Zukunft auch tatsächlich sicher fahren können. Wir brauchen Menschen, die sich mit dem Thema der Digitalisierung auskennen. Also das kann sein, dass man ein Informatikstudium anstrebt oder auch alles, was dann außenrum in diesen Randbereichen stattfindet. Aber wir brauchen natürlich auch Menschen, die dieses System mit für uns gestalten, die die Nutzererfahrung dann entsprechend auch für uns gestalten. Und das können dann aber auch designorientierte Ausbildungen sein, die man da anstrebt, oder auch in die Psychologie-Richtung reingehen. Da kann man ganz, ganz viele Themen machen, und Mobilität ist so verbreitet in unserem Leben, dass es vielleicht sogar schwer ist zu sagen, was muss ich denn tun, damit ich nicht mit Mobilität in Kontakt komme.

abi»: Ja, vielen, vielen Dank für dieses schöne Interview.

Patrick Mennig: Gerne.

abi»: Wenn Ihr mehr zum Thema „Mobilität der Zukunft“ lesen wollt, schaut euch doch mal den Beitrag „Verkehr der Zukunft“ an bei „Orientieren > Was will ich? Was kann ich? > Ich will was machen mit...“ oder den Studiengang „Entwicklungsingenieur“ bei „Studium > Berufspraxis > Verkehr, Logistik“. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion, Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

BERUFENET

Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit Informationen zu Tätigkeiten und Zugangsvoraussetzungen einzelner Berufe.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.check-u.de

Fraunhofer IESE

www.iese.fraunhofer.de