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Tierpflegerinnen und -pfleger betreuen Tiere aller Arten. Sei es im Zoo, in Tierheimen oder Tierpensionen, bei Tierärztinnen und -ärzten sowie in der Forschung. Sie versorgen Tiere mit Futter, kümmern sich um ihre Bedürfnisse und sorgen im Rahmen der Möglichkeiten für eine artgerechte Haltung. Im Tierheim beraten sie zum Beispiel Besitzerinnen und Besitzer und schließen Abgabeverträge mit ihnen ab. Was Tierpflegerinnen oder Tierpfleger für Tierheime oder Tierpensionen lernen und warum man sich für diesen Beruf entscheidet, beantwortet der abi» Podcast.
Die Ausbildung ist sehr, sehr weit gefächert, sie umfasst jetzt nicht nur das klassische Meerschwein bis Hund, sondern auch Pferde, Ziegen, Rinder zum Beispiel, genauso wie auch verschiedene Exoten.
Julia Rabanus arbeitet im Tierheim Koblenz.
Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung
abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast. Mein Name ist Klaus und ich habe mich heute mit Julia Rabanus unterhalten, die Tierpflegerin beim Tierheim Koblenz ist. Tierpflegerinnen und Tierpfleger betreuen Tiere aller Arten, sei es im Zoo, in Tierheimen oder Tierpensionen, bei Tierärztinnen und -ärzten oder auch in der Forschung. Sie versorgen Tiere mit Futter, kümmern sich um ihre Bedürfnisse und sorgen im Rahmen der Möglichkeiten für eine artgerechte Haltung. Im Tierheim beraten sie zum Beispiel auch Besitzerinnen und Besitzer und schließen Abgabeverträge ab. Was Tierpflegerinnen und Tierpfleger für Tierheime oder Tierpensionen in der Ausbildung lernen und wieso man sich für diesen Beruf entscheidet, hört ihr im abi» Podcast. Hallo Julia!
Julia Rabanus: Hi.
abi»: Wie bist du denn auf die Idee gekommen, die Ausbildung zur Tierpflegerin für Tierheime und Tierpensionen zu machen?
Julia Rabanus: Ja, das ist eine lange Geschichte tatsächlich, weil ich sehr lange sehr, sehr unsicher war, was ich mit meinem Leben mal so anfangen will, wenn ich mal groß bin. Und was aber von Anfang an vorhanden war, war die Affinität zu Tieren, die Liebe zu Tieren, das Interesse daran – und so ist das schlussendlich über ein paar Jahre gewachsen sozusagen.
abi»: Welche Voraussetzungen sollte man denn mitbringen, wenn man so eine Ausbildung anstrebt?
Julia Rabanus: Also, man braucht ein dickes Fell, man sieht viele Dinge, die anderen verborgen bleiben. Man hat durchaus auch mal verletzte Tiere oder schlecht behandelte Tiere. Man geht teilweise mit dem Veterinäramt in Sicherstellungen rein, also wo die Tiere weggenommen werden von ihren jetzigen Haltern. Da sieht man dann auch menschliches Elend. Das heißt, man braucht eine gewisse Resilienz. Man muss auch körperlich belastbar sein, weil der Job auch körperlich sehr anstrengend ist. Also, man kennt ja diese Schrittzähler, und dein Handy sagt, du hast am Tag 10.000 Schritte geschafft, die schaffe ich locker, eher 15.000 am Tag. Und man sollte auch, wenn man natürlich mit Tieren arbeitet, nicht der Typ sein, der sagt, ich mache den Job, weil ich finde ja Menschen doof. Die Motivation gibt es ja hin und wieder, dass man sagt, ich arbeite mit Tieren, weil Menschen sind nicht so meins, was ich auch nachvollziehen kann in Einzelfällen. Aber man arbeitet ja auch, oder man hat sehr viel mit Menschen zu tun. Also es geht ja um Vermittlung, und es geht halt auch darum, Menschen zu helfen, die in Not sind, und die sagen zum Beispiel, ich habe schon 1.500 Euro an Tierarztkosten bezahlt, aber ich kann nicht mehr. Ich muss das Tier hier abgeben, zum Beispiel, um dann zu gucken, ob man da nicht vielleicht Lösungen finden kann, dass die Menschen ihr Tier behalten können. Also, man hat schon viel auch mit Menschen zu tun, und man sollte auch ziemlich viel Empathie an den Tag legen, sowohl fürs Tier natürlich, aber auch für den Menschen.
abi»: Hast du im Arbeitsalltag denn mit allen möglichen Tieren zu tun oder bist du dann hauptsächlich bei den Katzen oder bei den Hunden?
Julia Rabanus: Also, ich bin jetzt die Bereichsleitung im Hundehaus und dementsprechend natürlich hauptsächlich für die Hunde verantwortlich. Aber die Ausbildung ist sehr, sehr weit gefächert, also die Ausbildung im Bereich Tierheim und Tierpension umfasst jetzt nicht nur das klassische Meerschwein bis Hund, sondern dazu zählen auch Pferde, Ziegen, Rinder zum Beispiel, genauso wie wir auch verschiedene Exoten behandelt haben in der Berufsschule, also das war damals in der Berufsschule. Mit denen habe ich jetzt im Arbeitsalltag keinen Kontakt, aber rein theoretisch könnte ich auch meine Ausbildung nehmen und sagen, hey, ich arbeite jetzt in einer Reptilien-Auffangstation.
abi»: Wie sieht denn dein Arbeitsalltag so allgemein aus als Tierpflegerin im Tierheim?
Julia Rabanus: Ja, also morgens geht es los mit Hunde raus aus den Zimmern und rein in die Ausläufe. Also, die Hunde kommen bei uns morgens immer erst mal raus vor die Tür zum Rennen, zum Flitzen, zum Geschäfte erledigen, und dann wird drinnen geputzt, und dann kommen die Hunde wieder rein, wo wir die Zimmer fertig haben, also alles sauber ist, und dann kommt die nächste Runde raus. Und so arbeiten wir uns durch das gesamte Hundehaus, sodass alles einmal komplett sauber ist.
Wir füttern mittags die große Hauptmahlzeit. Also bei uns gibt es nur einmal am Tag was Richtiges zu essen in Anführungsstrichen. Es gibt abends noch mal einen Snack, aber unser Hauptfutter gibt es bei unseren Hunden mittags, danach ist Mittagspause, danach geht es im Grunde noch mal so los. Die Hunde kommen auch am Nachmittag alle noch mal nach draußen, da wird dann halt nicht mehr geputzt. Weil im Idealfall sieht es noch passabel aus, wenn jetzt noch mal einer gemeint hat, er müsste das Beinchen heben, dann machen wir auch noch mal nachmittags sauber. Aber prinzipiell haben wir im Idealfall die Putzarbeit nur am Vormittag und nachmittags haben wir dann immer zwei Tage in der Woche geöffnet.
Da haben wir dann Besucher, die herkommen, sich mal informieren wollen, sich mal umschauen wollen, oder wir haben nachmittags auch die Vermittlungstermine, zwischendurch ist natürlich immer auch Gassizeit. Das heißt: Unsere Gassigeher können vormittags und nachmittags immer kommen zum Spazieren gehen, dann kommen alle Hunde wieder rein und es gibt dann einen Gute-Nacht-Keks, und die Kandidaten, die es brauchen, die kriegen noch mal ein zweites großes Essen, dann ist Feierabend.
abi»: Die Hunde bekommen auch wirklich viel Auslauf über den Tag.
Julia Rabanus: Ja, auf jeden Fall, also wir sind mindestens zweimal täglich draußen. Es ist natürlich immer so ein bisschen an den Typ angepasst. Also wir haben jetzt zum Beispiel so ein paar Kandidaten, die finden es draußen doof, die gehen dann frühs, vormittags länger raus, damit wir vernünftig putzen können. Aber dann gehen sie am frühen Nachmittag und am späten Nachmittag vielleicht jeweils noch mal zehn Minütchen noch mal Pipi machen. Aber auf jeden Fall kommen die alle mindestens zweimal täglich raus, ja.
abi»: Wie ist es denn mit verhaltensauffälligen Tieren? Wie gehen sie denn damit um, wenn sich ein Tier mit anderen Tieren nicht verträgt oder auch mit Menschen nicht?
Julia Rabanus: Ja, also bei den Hunden das große Stichwort Maulkorb, also Maulkörbe haben wir hier in allen Formen, Farben und Größen aus verschiedensten Materialien – und sie finden hier täglich Verwendung, weil wir viele Tiere mit Vorgeschichte haben, natürlich, wie das im Tierheim so üblich ist, und auch viele Tiere mit Verhaltensauffälligkeiten. Die Tiere werden dann entsprechend in den Situationen, wo es notwendig ist, abgesichert. Soll heißen, wenn ich zum Beispiel einen Hund zum Spazierengehen mit einem Gassigeher losschicke und weiß, der ist mit Hunden nicht verträglich, dann trägt der den kompletten Spaziergang einen Maulkorb. Ja, so gehen wir damit im Grunde um. So viel wie nötig, so wenig wie möglich, sage ich mal. Aber man sollte halt dann nicht vermessen werden und sich denken: Ach, das klappt schon dieses Mal ohne, das wäre schlecht, und das wäre dann auch nicht so gut für die eigene Sicherheit. Das ist das Wichtigste: Wir müssen gucken, dass wir weiterhin arbeitsfähig sind, dass wir für unsere Tiere da sein können, und dann kriegen die einen Maulkorb auf, wenn es notwendig ist und wir uns selbst schützen müssen.
abi»: Wie schwer ist es denn, so verhaltensauffällige Tiere zu vermitteln?
Julia Rabanus: Sehr schwer. Wie man sich vorstellen kann, gab es während der Corona-Zeit einen großen Zulauf an Hundeadoptionen, an Hundeinteressenten. Da sind sehr, sehr viele Hunde vermittelt worden, was sehr schön ist im ersten Moment. Aber was schwierig ist, ist, dass halt auch viele Hundeschulen geschlossen hatten, viele Menschen auch nicht mehr sagen können: Nee, du lässt es jetzt sein, und ich diskutiere das nicht mit dir. Wenn zum Beispiel ein niedliches Hündchen ankommt und sagt: Bitte streichel mich, und man knickt dann halt doch ein, dann hat der Hund wieder gewonnen. Jetzt die kurze Zusammenfassung sozusagen, wie halt solche Probleme entstehen können.
Daraus sind sehr viele Hunde entstanden, die Grenzen nicht annehmen können oder die genau wissen, wenn ich nur hartnäckig genug bin, dann weicht diese Grenze wieder auf, sozusagen, und viele Menschen arbeiten hart daran, jetzt mit ihren verhaltensauffälligen Hunden klarzukommen. Sind natürlich auch sehr viele, die auf irgendwelchen Abgabelisten stehen. Auch wir bekommen sehr viele Anfragen, ob wir verhaltensauffällige Hunde, Hunde mit Beißvorfall aufnehmen können, und wir können es aber nicht anfangen, weil wir haben ja schon solche, und so Gott will, werden die auch noch alt und bleiben uns noch eine Weile erhalten.
abi»: Mal ein Schwenk zu einem schöneren Thema. Was ist denn so das Spannendste an deinem Beruf und was ist die größte Herausforderung?
Julia Rabanus: Ja, sowohl als auch finde ich tatsächlich die Einsätze mit dem Veterinäramt am spannendsten und auch am herausforderndsten. Man sieht ja Dinge, da hätte man ja vorher nicht gedacht, dass es sie gibt. Wir waren zum Beispiel mal auf einer Sicherstellung, da ging es um ungefähr 60 Katzen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, also wie das schon im Hausflur gerochen hat, kann man sich ungefähr vorstellen. Ja also, das war einfach so verrückt zu sehen, wie Menschen und Tiere leben müssen, das war krass! Also, es war super spannend für mich, einfach weil es mich wahnsinnig interessiert hat, war auch so mein erster großer Einsatz sozusagen. Da war ich noch in der Ausbildung, und da kamen aus Ecken Katzen raus, das haben wir nicht erwartet, das war total verrückt, und das war dann auch sowohl spannend wie auch sehr herausfordernd.
abi»: Gibt es auch besonders schöne Ereignisse, an die du dich erinnerst?
Julia Rabanus: Ja, auf jeden Fall. Also, was immer super ist, auch wenn es eigentlich nicht so schön sein sollte – aber ich finde es einfach unglaublich niedlich –, sind die ja immerhin drei Kaiserschnitte, die ich jetzt schon miterlebt habe, bei Hunden. Einmal eine englische Bulldogge, einmal ein Bulldoggen-Mix und einmal ein Windhund. Das war jedes Mal total toll. Und was ich auch immer wieder toll finde, ist, wenn die Katzenkinder-Saison anfängt.
abi»: Vielen, vielen Dank für dieses schöne Interview.
Julia Rabanus: Ja, sehr gerne.
abi»: Wenn du dich für Berufe mit Tieren interessierst, findest du auf abi.de den Artikel „Ausbildungsberufe mit Tieren“ bei „Ausbildung > Berufsfelder > Landwirtschaft, Natur und Umwelt“ oder die Ausbildungsreportage „Tiermedizinischer Fachangestellter“ bei „Ausbildung > Berufsfelder > Gesundheit > Berufe mit Medizin“. Das war dein abi» Podcast, Redaktion und Produktion Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit Informationen zu Tätigkeiten und Zugangsvoraussetzungen einzelner Berufe (Suchwort: Tierpfleger/in)
Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.
In der Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du auch ganz gezielt nach Ausbildungsplätzen recherchieren.
Stand: 11.06.2024
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