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Social Media ist längst mehr als nur Unterhaltung – es bietet jungen Menschen auch wertvolle Einblicke in Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten. Lehrkräfte und BO-Coaches können bei der Nutzung solcher Angebote unterstützen.
Wie finden Jugendliche und Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt zueinander? Damit befasste sich 2024 eine Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und der Bertelsmann Stiftung. „Dabei zeigte sich, dass Social Media mittlerweile eine der großen Schnittstellen ist“, sagt Dr. Regina Flake, Teamleiterin im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). „Zwei von drei Unternehmen nutzen Social Media, zwei von drei jungen Menschen tun das ebenfalls – allerdings häufig auf unterschiedlichen Kanälen.“
Viele Unternehmen setzen zu stark auf Facebook: 71 Prozent informieren dort über Ausbildungsplätze, obwohl nur 25 Prozent der Jugendlichen diese Plattform zur Suche nutzen. Ähnlich verhält es sich mit Instagram und TikTok: Beide Plattformen sind feste Bestandteile des digitalen Alltags junger Menschen, werden von Unternehmen jedoch bislang deutlich weniger genutzt. Auch YouTube wird unterschätzt: 47 Prozent der Jugendlichen verwenden die Plattform, aber lediglich 18 Prozent der Unternehmen sind dort aktiv.
2024 blieben bundesweit rund 70.000 Ausbildungsstellen unbesetzt, ebenso viele Jugendliche hatten laut Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zum Bilanzierungsstichtag am 30. September noch keinen Platz gefunden. „Ursachen sind vor allem, dass Bewerberinnen und Bewerber nicht in der Nähe eines geeigneten Unternehmens wohnen, ihre beruflichen Wünsche nicht passen oder ihnen schlicht die Qualifikation fehlt“, erklärt Regina Flake.
Zwei von drei Unternehmen nutzen Social Media, zwei von drei jungen Menschen tun das ebenfalls – allerdings häufig auf unterschiedlichen Kanälen.
Dr. Regina Flake, Teamleiterin im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
Marc-André Schnürer, Leiter des Social-Media-Teams der Bundesagentur für Arbeit (BA), empfiehlt, Jugendliche dort abzuholen, wo sie stehen. Lehrkräfte müssten dazu keine Social-Media-Fachleute werden. „Es gibt Trends, die sich von heute auf morgen entwickeln, die eine Woche dauern oder mal nur einen Tag. Da hinterherzukommen, ist schier unmöglich.“ Statt aufwendig zu recherchieren, sollte man Schülerinnen und Schüler konkret fragen, was sie zuletzt zum Thema Berufsorientierung auf Social Media gesehen haben – und das dann etwa auf Pinnwänden clustern und bearbeiten.
„Vielleicht folgt jemand einer Auszubildenden, die regelmäßig aus ihrem Alltag berichtet. In diesem Fall könnte man fragen: Was ist dir an ihren Aussagen aufgefallen? Was kam positiv, was negativ rüber?“, merkt Marc-André Schnürer an.
Ein Thema, das im Unterricht häufig aufkommt: Gehälter – auf TikTok besonders präsent. „In solchen Fällen können Lehrkräfte und BO-Coaches einen Faktencheck mit dem Entgeltatlas der BA durchführen“, empfiehlt Marc-André Schnürer. Auch Tools wie BERUFENET oder BERUFE.TV helfen, Aussagen aus Social Media zu prüfen oder zu vertiefen.
Vielleicht folgt jemand einer Auszubildenden, die regelmäßig aus ihrem Alltag berichtet. In diesem Fall könnte man fragen: Was ist dir an ihren Aussagen aufgefallen? Was kam positiv, was negativ rüber?
Marc-André Schnürer, Leiter des Social-Media-Teams der Bundesagentur für Arbeit (BA)
Anne-Christin Zeng und Konrad Schaller vom Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Berlin haben digitale Formate zur Studien- und Berufsorientierung praktisch erprobt – und dafür den Deutschen Lehrkräftepreis erhalten. Ihr Ziel war es, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit kritischer Quellenprüfung zu schaffen.
Jugendliche sollten aus der passiven Rolle herauskommen – besonders online. In Gruppen lassen sich etwa Kanäle und Inhalte recherchieren, die Einblicke in Berufe geben. „Durch – oder auch gerade trotz der – Algorithmen stößt man oft auf Inhalte, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte“, sagt Anne-Christin Zeng.
Statt nur zu konsumieren, sollten die Jugendlichen außerdem selbst aktiv werden: Interviews führen, Blogs schreiben, Podcasts oder Kampagnen gestalten. Für Konrad Schaller zählt dabei vor allem die inhaltliche Auseinandersetzung, nicht das Medium. „Ob das am Ende als Insta-Story, Podcast oder klassische Präsentation daherkommt, ist zweitrangig“, sagt er. „Wichtig ist, dass sich die Schülerinnen und Schüler kreativ mit dem Thema beschäftigen.“
Anne-Christin Zeng ergänzt: „Es geht nicht darum, die Schülerinnen und Schüler zu bespaßen oder jede neue Plattform sofort in den Unterricht zu holen. „Wir überlegen bei jeder Methode: Ist sie funktional? Was bringt sie den Jugendlichen für ihren Berufswahlprozess?“
Es geht nicht darum, die Schülerinnen und Schüler zu bespaßen oder jede neue Plattform sofort in den Unterricht zu holen. Wir überlegen bei jeder Methode: Ist sie funktional? Was bringt sie den Jugendlichen für ihren Berufswahlprozess?
Anne-Christin Zeng und Konrad Schaller, Trägerin und Träger des Deutschen Lehrkräftepreises
Digitale Methoden sind aber nur ein Baustein im Prozess der Berufsorientierung. Entscheidend bleibt weiterhin die Verbindung mit analogen Erfahrungen. Auch Regina Flake und Marc-André Schnürer sehen das so: „Nach wie vor ist das Praktikum die wichtigste Methode, sich selbst auszuprobieren“, verdeutlicht der BA-Experte. „Denn erst im direkten Kontakt mit der Arbeitswelt gewinnen junge Menschen Klarheit über ihre Wünsche und Fähigkeiten.“
Verdienstmöglichkeiten prüfen und Gehalt realistisch einschätzen
Im Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit finden Sie ausführliche Informationen über alle möglichen Berufe. Sie können über bestimmte Berufsfelder, aber auch über Tätigkeits- oder Studienfelder einsteigen.
Portal des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zu dualen Studiengängen und Ausbildungsangeboten mit Zusatzqualifikation
Kombinierte Jugend- und Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft und der Bertelsmann Stiftung
Stand: 02.05.2025
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