Arbeitsmarkt Architektinnen und Architekten:
Architektur braucht Leidenschaft
Stabile Nachfrage statt Überangebot an Fachkräften: So präsentiert sich seit einigen Jahren der Arbeitsmarkt für Architektinnen und Architekten. Auch der Andrang auf die Studienplätze ist konstant hoch.
„Architektur ist so viel mehr als spektakuläre Entwürfe“, sagt Eva Girzalsky. Bei der Umsetzung eines Entwurfs gehe es neben der Gestaltung um die technische, zeitliche und wirtschaftliche Seite. Die 27-Jährige weiß, wovon sie spricht, schließlich betreute sie direkt nach ihrem Abschluss an der TH Köln als Junior-Projektleiterin unter anderem die Realisierung eines Stadtteilzentrums. Sie musste Ideen einbringen, Entwürfe besprechen, Materialien auswählen und dabei immer die Kosten und den Zeitrahmen im Blick behalten – eine große Verantwortung. Ebenso wichtig wie gutes Zeitmanagement ist es, Überzeugungsarbeit leisten zu können. Bauherrinnen und Bauherren, Behörden sowie Ingenieurinnen und Ingenieure müssen nämlich mit fachlichen Argumenten gewonnen werden.
Eva Girzalsky
Foto: privat
„Räume gestalten zu können, ist etwas Faszinierendes“, findet Eva Girzalsky. Das geht nicht nur ihr so, da sich das Studium der Architektur großer Beliebtheit erfreut. Seit Jahren bewerben sich mehr Interessierte für ein Architekturstudium als es Studienplätze gibt. Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger lag dabei zuletzt stets zwischen 6.000 und 7.100, wobei in den vergangenen 20 Jahren der Frauenanteil konstant gestiegen ist. Im Wintersemester 2021/22 waren unter den 7.044 Studienanfängerinnen und -anfängern 4.545 Frauen.
Der Arbeitsmarkt für Architektinnen und Architekten ist eng mit der Entwicklung der Baubranche verknüpft. Diese sorgte trotz der Coronapandemie für eine weiter steigende Erwerbstätigkeit. Doch der Konkurrenzkampf ist hoch, was laut dem Bund Deutscher Architekten vor allem kleine Büroeinheiten mit bis zu vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Einzelbüros zu spüren bekommen.
Insgesamt hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen zehn Jahren spürbar verbessert. „Im Vergleich zu 2011 gibt es um ein Fünftel mehr erwerbstätige Architektinnen und Architekten. Das Stellenangebot bewegte sich 2021 gemessen an den neu gemeldeten Arbeitsstellen mit 4.400 Jobofferten etwa auf dem Niveau von vor der Coronakrise“, sagt Claudia Suttner, Arbeitsmarktexpertin der Bundesagentur für Arbeit. Durchschnittlich gab es 2021 im Monat rund 1.400 Arbeitsstellen zu vermitteln. „Gleichzeitig waren im Jahresdurchschnitt rund 2.500 Architektinnen und Architekten arbeitslos registriert: „Dies entspricht einem leichten Minus von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, so Claudia Suttner. Zu dieser Entwicklung hätten unter anderem die hohen Absolventinnen- und Absolventenzahlen der vergangenen Jahre beigetragen: „Weil aber gleichzeitig die Beschäftigung deutlich gestiegen ist, blieb die Arbeitslosenquote, die wir zusammen mit dem Bauingenieurwesen betrachten, bei niedrigen 2,1 Prozent.“
Bundesweit weist der Mikrozensus rund 129.000 Architektinnen und Architekten aus, von denen etwa jede/r Dritte selbstständig tätig ist. Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist die Dichte der Praktizierenden hierzulande enorm hoch. Laut einer Mitgliederbefragung der Architektenkammern befinden sich die meisten Architekturbüros in Großstädten oder in deren Einzugsgebieten. Lediglich ein Drittel hat sich im ländlichen Raum angesiedelt. Zwar beschäftigen die Büros im Mittel nur 4,8 Personen, was aber durch Kooperationen mit anderen Büros kompensiert wird. Nur zwei Prozent der Umsätze wurden im Ausland erwirtschaftet, sechs Prozent der Büros sind generell im Ausland tätig.
Die Umfrage, die alle zwei Jahre durchgeführt wird, belegt zudem, dass Teilzeitarbeit bei den Architektinnen und Architekten auf dem Vormarsch ist. Dennoch sind Überstunden weiterhin ein großes Thema: 65 Prozent der Beschäftigten gaben an, regelmäßig Überstunden zu leisten. Aber im Vergleich zu 2012 oder 2014 würden mittlerweile bei 71 Prozent der Befragten die Überstunden durch Freizeit oder zusätzliche Vergütung ausgeglichen.
Neben Architekturbüros können Architektinnen und Architekten bei Bauämtern in Städten und Kommunen oder anderen Institutionen des öffentlichen Dienstes arbeiten, darunter etwa die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Auch Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften, die Mietwohnungen bauen und verwalten, brauchen Architektinnen und Architekten.
BERUFENET
Das Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Architekt/in)
www.berufenet.arbeitsagentur.de
studienwahl.de
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen über Studienmöglichkeiten in ganz Deutschland.
www.studienwahl.de
Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit
Die Studiensuche hilft dir bei der optimalen Auswahl deines Studienorts oder Studienfachs. (Suchwort: Architektur)
www.arbeitsagentur.de/studiensuche
Video: Studium Architektur
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