Inklusive Pädagogik & Heilpädagogik:
Barrieren nachhaltig abbauen
Ginge es nach Megan Bonk, würden alle Menschen selbstbestimmt und gleichberechtigt miteinander leben. Genau deshalb hat sich die 23-Jährige für den Bachelorstudiengang „Inklusive Pädagogik & Heilpädagogik“ in Ludwigsburg entschieden.
„Ich habe ein Jahr lang als Schulassistentin in einer Förderschule gearbeitet und erlebt, dass es noch ein sehr langer Weg hin zur Inklusion ist“, sagt Megan Bonk. „Die Schule hat sich zwar bemüht, inklusiv zu denken und die Kinder fit für den regulären Arbeitsmarkt zu machen.“ Allerdings hat die 23-Jährige erfahren, dass Schüler*innen mit Mehrfachbehinderungen im Unterricht oftmals nicht mitgenommen wurden. In ihrem Studium „Inklusive Pädagogik & Heilpädagogik“ an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg macht sie sich nun intensiv Gedanken darüber, wie Barrieren für alle benachteiligten Menschen abgebaut werden können.
Das ist eine komplexe Fragestellung, an die sich Wissenschaft, Politik und Gesellschaft seit in Kraft treten der UN-Behindertenrechtskonvention 2008 Stück für Stück herantasten. Ziel ist es, Teilhabe am Leben zu ermöglichen, ohne Menschen mit Behinderungen in Sonderinstitutionen aus der Gesellschaft auszuschließen. „Das eine ist, das Individuum bestmöglich im Sinne seiner eigenen Wünsche und Interessen zu unterstützen und zu fördern“, sagt Megan Bonk. „Das andere ist, unsere Gesellschaft so umzugestalten, dass alle selbstbestimmt leben können.“
Aktuell ist Megan Bonk im dritten Semester. In einer Art Klassenverbund mit 22 Mitstudierenden durchdringt sie in Fächern wie Heilpädagogik, Soziologie, Psychologie, Recht, Sozialpolitik, Ethik und Kulturtheorien die komplexen Wechselwirkungen einer inklusiven Gesellschaft. Fächer wie „Organisation und Management“ sowie Beratung folgen in höheren Semestern.
„Auch die Vorlesungen fühlen sich bei uns wie Seminare an. Wir diskutieren viel und tauschen uns aus. In Hausarbeiten gehen wir einzelnen Aspekten, zum Beispiel, wie sich die Individualisierung auf die Rolle der Familie auswirkt, selbstständig auf den Grund“, schildert sie. Ein Tag in der Woche ist für solch forschendes Lernen, also für Hausarbeiten oder zur theoretischen Begleitung von Praxisprojekten reserviert. Einen weiteren Tag in der Woche arbeitet sie im Rahmen eines studienbegleitenden Praktikums in einem inklusiven Wohnprojekt für Erwachsene mit Behinderungen mit.
Die Verzahnung von Theorie und Praxis spielt im Studium von Anfang an eine große Rolle. 150 Stunden Vorpraktikum sind Zugangsvoraussetzung. In Workshops entwickeln die Studierenden zudem Konzepte, etwa für inklusive Musik-, Kunst- oder Medienangebote. Das fünfte Semester ist ein Praxissemester. „Um die Stellen müssen wir uns selbst kümmern. Ich würde gerne in einem Hospiz oder bei einem Inklusionsprojekt auf städtischer oder politischer Ebene mitarbeiten“, erzählt die Studentin.
Megan Bonk fühlt sich durch das Studium schon jetzt gut vorbereitet auf verantwortungsvolle Aufgaben wie diese. Sie zählt die persönlichen Eigenschaften auf, die ihr helfen, mit schwierigen Situationen klar zu kommen: „Empathie für benachteiligte Menschen, die Motivation, etwas verändern zu wollen, und eine hohe Frustrationstoleranz, wenn trotz Überzeugungsarbeit an einer alten Denke festgehalten wird.“
Dass der soziale Bereich genau ihr Ding ist, hat Megan Bonk gemerkt, als sie in ihrer Schulzeit in einem Kinder- und Jugendzentrum mitgearbeitet hat.
Mit dem Bachelor in der Tasche möchte sie so schnell wie möglich beruflich einsteigen, etwa in der Gemeinwesenarbeit, in einer Bildungseinrichtung, in der Kinder- und Jugendhilfe oder in einer Klinik oder Rehabilitationseinrichtung. Eine weitere Möglichkeit ist die wissenschaftliche Laufbahn. „Ich bin eher praktisch veranlagt, könnte mir aber nach ein paar Jahren Berufserfahrung vorstellen, noch meinen Master zu machen“, sagt sie
Ob Barrieren abbauen für Menschen mit Behinderungen, berufliche Rehabilitation nach Krankheit oder Unfall, Resozialisation von Straffälligen, Unterstützung nach Flucht und Migration: In Deutschland gibt es rund 30 grundständige und 25 weiterführende Studiengänge, die auf eine Arbeit mit oder für benachteiligte Menschen vorbereiten. Je nach Schwerpunkt und Lösungsansatz heißen die Studiengänge etwa (Früh-)Förder-, Heil-, Inklusions-, Rehabilitations- oder Sonderpädagogik. Sie fokussieren entweder auf die Bedürfnisse eines Individuums und/oder auf die Veränderung gesellschaftlicher Aspekte.
An der Universität Erfurt nennt sich der Zwei-Fach-Bachelor beispielsweise Förder- und Inklusionspädagogik, an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Technischen Universität Dortmund Rehabilitationspädagogik und an der Hochschule Nordhausen Heilpädagogik/Inclusive Studies. Die meisten Studiengänge gibt es an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Studiengänge mit dem Namen „Sonderpädagogik“ führen häufig in ein Lehramt.
BERUFENET
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
www.arbeitsagentur.de/berufenet
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung.
studienwahl.de
Vielen Dank für dein Feedback zu dieser Seite! Deine Kritik oder dein Lob zu abi.de kannst du uns gerne auch ergänzend über „Kontakt“ mitteilen. Deine abi» Redaktion