Lehramt Sonderpädagogik:
Pioniere der Sonderpädagogik gesucht
Lehrkräfte für Sonderpädagogik haben die Chance, das Schulsystem der Zukunft mitzugestalten – da sind sich David Scheer vom Verband Sonderpädagogik und Professorin Conny Melzer von der Universität zu Köln einig. Sie geben Tipps, wie man den passenden Studiengang findet.
Das Schulsystem befindet sich im Umbruch“, sagt Conny Melzer, Professorin für inklusive Bildung an der Universität Leipzig. Bundesweit nehmen die Bestrebungen zu, Kinder und Jugendliche mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf inklusiv zu unterrichten. Das bedeute aber nicht, dass Sonder- und Förderschulen komplett abgeschafft würden, so die promovierte Humanwissenschaftlerin: „Das wäre aus fachlicher Sicht auch kontraproduktiv.“ Doch die Inklusionsquote steige immer weiter.
Conny Melzer
Foto: Annette Bohn
Wer sich für das Lehramtsstudium im Bereich der Sonderpädagogik entscheidet, sollte zunächst herausfinden, in welchem Bereich er tätig werden will. Die Förderschwerpunkte, die gewählt werden können, sind so individuell wie die Bedürfnisse jedes Schülers: Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung, Sehen, Hören, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Unterricht kranker Schüler, Erziehung und Unterricht von Kindern im Autismus-Spektrum. Es sei sinnvoll, zunächst durch ein Praktikum herauszufinden, mit welchen Kindern man arbeiten will: „Es ist ein großer Unterschied, ob man mit jemanden umgeht, der aufgrund einer kognitiven Beeinträchtigung Lernschwierigkeiten hat oder mit einem blinden Menschen ohne andere Einschränkungen“, sagt Conny Melzer.
David Scheer
Foto: Peter Wachtel
Auch sollte man sich eingehend mit den Angeboten der Unis beschäftigen. Aufbau und Inhalt des Studiums unterscheiden sich je nach Bundesland und Hochschule erheblich. An manchen Standorten studieren im Bachelor alle Lehramtsstudierenden gemeinsam und spezialisieren sich erst im Master. In anderen wählt man sofort ein oder zwei Unterrichtsfächer sowie seine Förderschwerpunkte – zwei oder mehr, wobei nicht jede Hochschule jeden anbietet. Auf jeden Fall sollten Interessierte das Beratungsangebot der Universitäten nutzen und die Modulhandbücher anschauen.
Auch die Frage, ob man an einer Förderschule oder inklusiv arbeiten will, kann für die Wahl wichtig sein. „Gerade wer inklusiv arbeiten will, muss sich bewusst sein, dass er seine Schwerpunkte exemplarisch studiert und lernt, wie er sich in andere Bereiche einarbeiten kann“, sagt David Scheer, Professor für Pädagogik und Didaktik im sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Lernen an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Das Referendariat kann je nach Bundesland an einer Förderschule oder ganz oder teilweise an einer allgemeinen Schule mit entsprechendem Inklusionskonzept gemacht werden. David Scheer weist darauf hin, dass das Studium nicht zwangsläufig in die Schule führen muss. Weitere Tätigkeitsfelder sind etwa Beratungsstellen, Kitas oder Forschungseinrichtungen.
Offenheit, Kooperationsbereitschaft und Freude an der Zusammenarbeit mit Menschen müsse man als Lehrer und insbesondere als Sonderpädagoge mitbringen, sagen die Experten. Man beschäftige sich ganzheitlich mit den Schülern, sei also über den Unterricht hinaus für sie zuständig: Man erstellt Diagnosen und Förderpläne, ist „Problemlöser“, spricht mit Angehörigen und unterstützt in jedem Bereich – was gerade bei Kindern mit körperlichen Einschränkungen bedeuten kann, beim Anziehen, Essen und auf der Toilette zu helfen oder pflegerisch tätig zu werden. Essentiell sei aber vor allem eine konstruktive Fehlerkultur, weiß Conny Melzer: „Man muss erkennen, dass Fehler helfen – und herausfinden, wie sie für die individuelle Weiterentwicklung genutzt werden können.“
studienwahl.de
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland
www.studienwahl.de
BERUFENET
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
www.arbeitsagentur.de/berufenet
Verband Sonderpädagogik
Seit 1898 bestehender Verband, dessen Arbeit alle Aspekte der pädagogischen Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen beinhaltet
www.verband-sonderpaedagogik.de
vds-Bildungsakademie
Die vds-Bildungsakademie ist die Fort- und Weiterbildungseinrichtung des Verbands Sonderpädagogik (vds) mit Qualifizierungsangeboten an Kollegen aller Schulformen sowie an alle sonstigen Interessierten. Auf der Internetseite findet man unter anderem auch ein Positionspapier zum Berufsbild der Sonderpädagogen im inklusiven Kontext.
www.vds-bildungsakademie.de
Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik
Die dgs ist ein Fachverband von für die Sprachheilarbeit qualifizierten Personen. Sie setzt sich ein für die Interessen der von Sprachbehinderung bedrohten oder betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den Bereichen Frühförderung, schulische, ambulante und/oder stationäre Rehabilitation sowie Nachsorge.
dgs-ev.de
Praxis Förderdiagnostik
Blog zum Thema Förderdiagnostik mit fachwissenschaftlichen Inhalten für Pädagogen, Psychologen, Eltern und Erziehende
www.praxis-foerderdiagnostik.de
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