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FAQ: Ab in die Forschung: Energiespeicher entwickeln

Um den Klimawandel aufzuhalten, braucht es neue Energiekonzepte. Innovative Speichertechnologien sind ein Baustein. Daran forschen weltweit interdisziplinäre Teams. Hast du Interesse, beruflich daran mitzuwirken? Krischan Ostenrath, Projektleiter der Infoplattformen „Energiewende schaffen“ und Koordinator beim Netzwerk Grüne Arbeitswelt vom Wissenschaftsladen Bonn, erklärt in diesem FAQ, wie das gelingen kann.

Jemand holt mit einer Pinzette einen Lithiumstreifen aus einem Glas.

Was sollte ich studieren, wenn ich neue Speichertechnologien voranbringen will?

Ein Porträtfoto von Krischan O. Ein Porträtfoto von Krischan O.

Krischan Ostenrath

Faszinieren mich große Pumpspeicherwerke, die überschüssige Wind- oder Sonnenenergie aus dem Stromnetz aufnehmen? Oder will ich Druckluftspeicher in der Erde oder Schwungräder entwickeln? Mit Wasserstoff als Energieträger oder mit Batterien für Elektroautos experimentieren? Alle, die sich mit Energiespeichern beschäftigen, stellen fest, dass es ganz unterschiedliche Verfahren gibt, beispielsweise elektrische, elektrochemische, mechanische und thermische Speicher.

Je nach Gebiet brauche ich andere Kompetenzen. Es kommen also viele Studiengänge infrage, zum Beispiel im Ingenieurwesen: Elektro- und Energietechnik, Maschinenbau, Chemieingenieurwesen, aber auch Bauingenieurwesen. Außerdem sind Geologinnen und Geologen für Speicherlösungen in der Erde genauso gefragt wie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler in Physik und Chemie, die eher an grundlegenden Fragen forschen.

Wie finde ich den Studiengang, der am besten zu mir passt?

Im ersten Schritt sollte man sich die Frage stellen: Was genau fasziniert mich an Speichertechnologien? Ist es das Verfahren, das die Energie umwandelt, oder das Medium, das die Energie speichert? Oder geht es mir gar nicht um eine bestimmte Technologie, sondern darum, die Energiewende voranzutreiben? Dann könnte auch ein Wirtschaftsingenieurwesen-Studium oder „Energiemanagement“ das Richtige sein.

Wenn ich mir darüber im Klaren bin, kann ich mich auf Portalen wie Studienwahl, Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit oder Hochschulkompass nach Studiengängen umschauen. Das Curriculum, normalerweise zu finden auf der Webseite der jeweiligen Hochschule, informiert darüber, wie die Inhalte gewichtet sind und ob etwa „Energietechnik“ an der Hochschule A wirklich etwas anderes ist als „Elektrotechnik“ an der Uni B. Oder ob „Klimaschutz und Klimaanpassung“ an der Hochschule C mir die Grundlagen vermittelt, um etwa später Forschungsprojekte zu managen.

Sollte ich mich schon im Bachelor spezialisieren?

Wer ganz genau weiß, was er oder sie später machen möchte, der kann ganz gezielt einen spezifischen Bachelorstudiengang wählen, zum Beispiel an einer Hochschule, die genau zu Fragestellungen der Speichertechnologie lehrt und forscht. Für alle anderen empfiehlt es sich, sich breiter aufzustellen, etwa mit einem klassischen Ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Studiengang. Dieser muss dann nicht „Erneuerbare Energien“ oder „Energietechnik“ heißen. Darauf kann man sich im Master noch spezialisieren.

Manchmal öffnet eine Spezialisierung die Türen zum ersten Job, während es Generalistinnen und Generalisten etwas schwerer haben könnten, ihre erste Stelle zu finden. Allerdings sind die Nischen für Spezialistinnen und Spezialisten sehr klein, und manchmal, wenn sich eine Technologie als Sackgasse erweist, muss man sich umorientieren.

Welche Interessen und Fähigkeiten sollte ich mitbringen?

Neugierde und technische Offenheit sind sehr wichtig, da noch nicht klar ist, welche Speichertechnologien das Rennen machen. Bleibt Strom unser Energieträger Nummer eins oder wird es Wasserstoff? Noch wird intensiv geforscht, ob und was sich rechnet und sich im industriellen Maße skalieren lässt. Man muss seine Augen also offen halten, viel in einschlägigen naturwissenschaftlichen Magazinen lesen und bereit sein, immer wieder in eine neue Richtung zu denken.

Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen, sich durchsetzen können, ist in der Forschung ebenfalls gefragt. Entwicklungsarbeiten sind mühsam und mit Rückschlägen verbunden. Außerdem hängt viel von Fördergeldern ab, die je nach politischen Entscheidungen wegbrechen können. Man sollte also auch kein Problem damit haben, gegebenenfalls ins Ausland zu gehen, um weiterforschen zu können. Die Teams an wissenschaftlichen Einrichtungen sind sowieso meist international aufgestellt. Man sollte also neben Mathe und IT auch in Englisch fit sein und am besten im Studium schon mal internationale Luft schnuppern.

Wie sehen die Arbeitsmarktchancen aus?

Weltweit lautet die Devise: weg von den fossilen Brennstoffen. Geforscht wird viel, marktreif ist noch sehr wenig. In Deutschland stehen Energiespeicher erst seit Kurzem auf der Agenda. Der Arbeitsmarkt hier ist momentan also (noch) sehr klein. Wie sich dies zukünftig entwickeln wird, hängt davon ab, ob es gelingt, sich international durchzusetzen. Wer aber bereit ist, ins Ausland zu gehen, wird seinen Weg gehen. Denn gut ausgebildete Leute, die für innovative Ideen brennen, sind auch in Taiwan oder in den USA gefragt.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit für Berufe bietet über 3.000 ausführliche Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Energie).
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen über die Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

Die Studiensuche hilft dir bei der optimalen Auswahl deines Studienorts oder Studienfachs. (Suchwort. Erneuerbare Energien)
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Energiewende schaffen und Grüne Arbeitswelt

Medienprojekt des Wissenschaftsladen Bonn (WILA) mit anschaulichen Porträts von Studiengängen, Ausbildungen und Berufen rund um die Energiewende
www.energiewende-schaffen.de
www.gruene-arbeitswelt.de

Projektträger Jülich (PtJ) am Forschungzentrum Jülich

Seite mit einer guten Übersicht über Forschungsprojekte, die derzeit zum Thema Energiespeicher und Erneuerbare Energien in Bund und Ländern sowie europaweit laufen bzw. bereits abgeschlossen wurden.
www.ptj.de

Agentur für Erneuerbare Energien (AEE)

Im Themenpapier „Energiespeicher: Technologien und ihre Bedeutung für die Energiewende“ gibt die AEE eine gute Zusammenfassung der Zusammenhänge zwischen Energiewende und Speicher.
www.unendlich-viel-energie.de

Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES)

An der Regensburger Forschungsstelle befassen sich etwa 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit energietechnischen und energiewirtschaftlichen Fragestellungen im Bereich Energiespeicher und Energiesystemanalyse.
www.fenes.net

Geladen – der Batteriepodcast

Im Podcast, produziert vom Helmholtz-Institut Ulm (HIU) und dem Exzellenzcluster Post-Lithium-Storage (POLiS) am Standort Ulm und Karlsruhe, sprechen Forscherinnen und Forscher über Batteriethemen, Elektromobilität und die Energiewende.
geladen.podigee.io

Energiesystemforschung

Webseite vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit Informationen über aktuelle und abgeschlossene Forschungsprojekte rund um den Bereich «Energie»
www.energiesystem-forschung.de 

Bundesverband Energiespeichersysteme (BVES)

Hier gibt es interessante Informationen über Unternehmen und Organisationen, die sich mit der Speicherung von Energie beschäftigen.
www.bves.de

Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)

Interessenvertretung der Branche mit Infos zur wirtschaftlichen Bedeutung der Erneuerbaren Energien: Wind, Sonne, Biomasse, Wasserkraft und Geothermie
www.bee-ev.de

Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)

Zusammenschluss der deutschen Unternehmen im Bereich Energie- und Wasserwirtschaft. Die Seite liefert einen guten Überblick über energiepolitische Fragestellungen, die es zu klären gilt, um die Energiewende in Deutschland voranzubringen.
www.bdew.de