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Timo Seewald (26) möchte seine spät entdeckte Leidenschaft für Musik zum Beruf machen. Zu welchem? Da will er sich noch nicht festlegen. Dafür studiert er Dirigieren mit Schwerpunkt Chorleitung an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken.
Für Timo Seewald steht heute Kleingruppenunterricht auf dem Stundenplan: Er sitzt an einem der vier Klaviere im Raum, vor den anderen platzieren sich weitere Studierende. Eine Kommilitonin am Dirigierpult gibt den Einsatz. Unter ihrer Leitung spielen sie zusammen das vorbereitete Stück, direkt im Anschluss folgt die Diskussionsrunde: Was wollte der Komponist mit der Musik vermitteln? „Das Spannendste an dem Gruppenunterricht ist der Austausch“, findet der Bachelorstudent. „Jeder interpretiert anders und so lernt man an der Musik Seiten kennen, die man vorher noch nicht gesehen hat.“
Was steckt in der Musik? Sie zu durchdringen und daraus seine Erkenntnisse sowie seine eigene Version zu erarbeiten, macht großen Spaß.
Timo Seewald, Dirigieren-Student
Musik lesen und verstehen zu können spielt für angehende Dirigentinnen und Dirigenten eine große Rolle. Dafür verbringt Timo Seewald Stunden an seinem Schreibtisch und beschäftigt sich im Selbststudium mit den Noten: „Was steckt in der Musik? Sie zu durchdringen und daraus seine Erkenntnisse sowie seine eigene Version zu erarbeiten, macht großen Spaß“, berichtet der Musiker. Dafür lernt er im Studium die theoretischen Grundlagen zu Musiktheorie, Gehörbildung und Musikgeschichte.
Sein Bachelorabschluss wird ihn qualifizieren, sowohl Chöre als auch Orchester zu leiten. Für seinen Schwerpunkt Chorleitung sind die Proben mit dem Studierendenchor unerlässlich: „Wir singen mit, um die notwendigen Fähigkeiten selbst zu erlernen“, erzählt er. „Immer mal wieder leiten wir dann zur Übung auch eine Probe.“ Praktische Erfahrung sammelt der Student bei der Leitung eines katholischen Kirchenchors. Hier übt er, was es noch als Chorleiter braucht, etwa Management und Organisation.
Der Zugang zum Studiengang erfolgt über eine umfangreiche Eignungsprüfung: Chor und Orchester dirigieren, vorbereitete und vom Blatt gespielte klavierpraktische Übungen sowie schriftliche und mündliche Tests in Musiktheorie und Gehörbildung. „Die Prüferinnen und Prüfer wollen sehen, ob man die Musik lesen kann und verstanden hat“, weiß der angehende Dirigent. „Dabei geht es aber eher um Persönlichkeit und kreative Umsetzung, als um Perfektion.“ Um die Prüfung zu bestehen, sind ein gutes Gehör, Vorkenntnisse in Musiktheorie sowie das Beherrschen eines Instrumentes oder des Singens Voraussetzung.
Allerdings muss man dafür nicht seit frühester Kindheit Musik machen. Auch Timo Seewald entdeckte seine Fähigkeiten als Musiker erst spät. Mit 17 Jahren spielte er das erste Mal auf der Posaune seines Großvaters und studierte daraufhin zunächst Musik auf Lehramt in Saarbrücken. Professoren der Hochschule ermutigten ihn dazu, Posaune und später Dirigieren zu studieren.
Obwohl der 26-Jährige noch als Erstsemester zählt, steht für ihn schon bald die Bachelorarbeit an. Viele Leistungen aus seinem Lehramtsstudium wurden ihm angerechnet. Normalerweise sind acht Semester vorgesehen, um eine persönliche und künstlerische Entwicklung zu ermöglichen.
Seine berufliche Zukunft möchte Timo Seewald nicht vorhersagen: „Da mein Studienleben nicht so verlief wie geplant, lasse ich auch mein Berufsleben auf mich zukommen. Mein großer Wunsch ist es, einmal die Matthäuspassion von Bach mit großartigen Künstlerinnen und Künstlern aufzuführen.“ Dann kann er auch den wohl lebendigsten Aspekt seines Berufes genießen: im Konzert Emotionen durch die Musik zu transportieren und mit Applaus belohnt zu werden.
Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit listet unter dem Suchwort „Dirigieren, Chorleitung (Bachelor)“ insgesamt 20 Studiengänge, darunter 6 grundständige und 14 weiterführende Angebote. Die Studiengänge werden von Musikhochschulen angeboten und haben unterschiedliche Schwerpunkte: So gibt es spezielle Studiengänge zur Chorleitung, etwa an der Hochschule für Musik in Weimar. Andere legen den Schwerpunkt auf das Orchesterdirigieren, wie die Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Wer beides lernen möchte, wird beispielsweise an der Hochschule für Musik in Würzburg fündig.
Stand: 27.09.2024
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