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Alternativen im Medizinstudium: Wenn es mit dem Studienplatz nicht klappt

Wer keinen Studienplatz in Humanmedizin ergattert, muss den Traum Arzt oder Ärztin zu werden nicht gleich aufgeben – auch an privaten Hochschulen, bei der Bundeswehr oder im Ausland besteht die Möglichkeit, ein Medizinstudium zu absolvieren. Daneben können eine Ausbildung oder ein anderes Studienfach im medizinischen Bereich Alternativen darstellen.

Krankenpfleger mit einer Patientin im Rollstuhl

Eine Möglichkeit für Bewerberinnen und Bewerber, die bei der Studienplatzvergabe leer ausgehen, ist ein Medizinstudium im Ausland. Viele entscheiden sich etwa für Österreich, wo statt der Abiturnote das Ergebnis des Aufnahmetests MedAT-H über den Bewerbungserfolg entscheidet. Tschechien, Bulgarien, Frankreich und andere EU-Länder sind ebenfalls beliebte Studienorte für Medizin.

„Hierbei sollte einem allerdings bewusst sein, dass wahrscheinlich nicht wenige Kosten auf einen zukommen. Außerdem sollte die fremde Sprache kein Hindernis sein“, sagt Sophia Bayer, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar. In den meisten ausländischen Medizinstudiengängen wird auf Englisch gelehrt, in Frankreich ausschließlich in der Landessprache. Die Studienvoraussetzungen sind sehr unterschiedlich, ergänzt die Beraterin: „Mal zählt die Abiturnote, mal ein Zulassungstest oder die Zeugnisnoten in den naturwissenschaftlichen Fächern. Man sollte sich auf alle Fälle in der Berufsberatung informieren, welche Möglichkeiten es gibt.“

Keine Studienplatzgarantie an privaten Hochschulen

An privaten Hochschulen, wie der Universität Witten/Herdecke oder der Medizinischen Hochschule Brandenburg, die ebenfalls Medizinstudiengänge anbieten, gelten andere Bewerbungsbedingungen. Doch meist fallen hier hohe Studiengebühren an. An der Medizinischen Hochschule Brandenburg beispielsweise sind das 118.000 Euro zuzüglich Semestergebühren, wobei Studierende durch ein Klinikdarlehen 80.000 Euro erstattet bekommen können. Voraussetzung ist, dass Studierende im Anschluss an ihr Studium beim Darlehen gebenden Krankenhaus arbeiten.

„Wer sich an einer privaten Hochschule bewirbt, muss die Finanzierung des Studiums sicherstellen können. Das alleine ist aber noch keine Garantie für einen Studienplatz“, weiß Sophia Bayer. „Zwar kommen hier weniger Bewerber auf einen Studienplatz als an staatlichen Hochschulen, doch im Bereich Medizin haben die privaten Hochschulen ebenfalls nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen.“

Abiturnoten sind längst nicht alles

Für Abiturientinnen und Abiturienten ohne Bestnoten besteht außerdem in einigen Bundesländern die Möglichkeit, sich im Rahmen der Quote für Landärzte/Landärztinnen sowie in der Quote für Amtsärzte/Ärztinnen um einen Studienplatz zu bewerben. Voraussetzung ist, mindestens zehn Jahre als Ärztinnen bzw. Ärzte in einem unterversorgten Gebiet Deutschlands bzw. im öffentlichen Gesundheitsdienst zu arbeiten.

Die Bundeswehr bietet ebenfalls die Option, Medizin zu studieren. Wer sich bewirbt, durchläuft ein anspruchsvolles Auswahlverfahren. „Hier sollte man beachten, dass man in erster Linie Soldatin oder Soldat ist und sich für eine sehr lange Zeit über das Studium hinaus verpflichtet.“ 17 Jahre sind es insgesamt.

Während sich Bewerberinnen und Bewerber früher sicher sein konnten, einen Studienplatz in Medizin zu erhalten, wenn sie nur lang genug darauf warteten, gibt es durch das geänderte Zulassungsverfahren inzwischen keine Wartezeitquote mehr . (Siehe den Beitrag „Neuregelung bei der Studienplatzvergabe“.) „Eine Ausbildung im medizinischen Bereich, mit der die Wartezeit schon früher oft überbrückt wurde, ist trotzdem sinnvoll, da künftig zehn Prozent der Plätze über die sogenannte Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) vergeben werden. Dabei zählen nur notenunabhängige Kriterien wie etwa eine abgeschlossene relevante Berufsausbildung“, erklärt Sophia Bayer. Nicht zuletzt sammelt man in einer Ausbildung erste Berufserfahrung und erhält, zum Beispiel als Pflegefachkraft, Einblicke in den Krankenhausalltag. 

Ein bestandener Medizinertest wie der TMS erhöht die Chancen auf einen Studienplatz ebenfalls deutlich. Wer bei all den Kriterien die eigenen Chancen auf einen Studienplatz genauer bewerten will, nutzt das Angebot "MediRanger" des Studierendenauswahl-Verbunds. Für Interessierte im Bereich Zahnmedizin gibt es mit dem "DentiRanger" ein gleichwertiges Angebot. 

Alternative Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten

Neben der Überbrückungsmöglichkeit können eine Ausbildung oder ein anderes Studienfach eine dauerhafte Alternative zum Medizinstudium sein. „Wer gerne ‚am Menschen‘ arbeiten will, kann sich in die Pflege orientieren, aber auch in Richtung Psychologie oder Erziehung“, schlägt die Berufsberaterin vor.

Therapeutische Berufe wie Ergotherapeut/in, Logopäde/Logopädin oder Physiotherapeut/in bieten ebenfalls die Möglichkeit, medizinisch mit Menschen zu arbeiten. „Wer eher in die Naturwissenschaften will – etwa in die Forschung – für den könnten Studienfächer wie Biologie, Humanbiologie, Neurowissenschaften, Sportwissenschaften, Biochemie oder Pharmazie interessant sein. Aber auch eine Ausbildung als Medizinisch-technischer Assistent, Biologie- oder Chemielaborant ist denkbar. Darüber hinaus kann der Studiengang Gesundheitsmanagement eine spannende Option sein. Wer sich für Ingenieurwissenschaften interessiert, sollte sich die Medizintechnik ansehen. Auch hier arbeitet man nachher teilweise an Patienten, zum Beispiel bei der Herstellung von Prothesen.“