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Logopädie: „Der therapeutische Ansatz liegt mir“

Louisa Schmidt (20) hat einen zeitintensiven, doch erfüllenden Studiengang gewählt: Logopädie mit Bachelorabschluss und integrierter Ausbildung. Mittlerweile hat sie vier Semester studiert, drei Praktika absolviert und denkt über die Zeit nach dem Studium nach.

Jemand zeichnet etwas an die Tafel

Mit Logopädie kam Louisa Schmidt erstmals durch ihre Großmutter in Berührung: „Sie trug ein Cochlea-Implantat, eine Hörhilfe, und wurde daraufhin logopädisch therapiert, worin ich immer wieder Einblicke bekam“, berichtet die 20-Jährige. Über ihre Studienwahl hat sie dennoch lange nachgedacht. „Die Entscheidung brachten die Hochschul-Tage zur Studiums- und Ausbildungsfindung in Würzburg, wo der Bachelorstudiengang Logopädie vorgestellt wurde.“

Bei dem Studienfach blieb die Schweinfurterin, entschied sich allerdings für ein Studium an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg. Sie schaute sich das Modulhandbuch an und entdeckte viele interessante Aspekte: sprachliche, aber auch medizinische. „Anders als Pädagogen, die erziehen, helfen Logopäden Menschen, mit Störungen umzugehen: sie therapieren. Dieser Ansatz liegt mir“, sagt sie.

Wer die Bachelorarbeit schreibt, darf arbeiten

Foto von Louisa Schmidt Foto von Louisa Schmidt

Louisa Schmidt

Im Wintersemester 2018/19 begann Louisa Schmidt ihr dreieinhalbjähriges Studium mit integrierter Ausbildung. Dabei kooperiert die FAU mit der Berufsfachschule für Logopädie Erlangen. Nach dem sechsten Semester wird sie das Examen zur Staatlich geprüften Logopädin ablegen, danach steht die Bachelorarbeit an. In der Zeit dürfen die Studierenden bereits als Logopäd*innen arbeiten, was einige auch tun.

Hierfür brauchen sie etwas, was während des ganzen Studiums wichtig ist: ein gutes Zeitmanagement. Das Studium führt zwar zum Bachelor, orientiert sich aber strukturell an der schulischen Ausbildung. „Man hat zum Beispiel statt der Semester- nur die Schulferien, in denen man teils noch Praktika machen muss“, berichtet Louisa Schmidt. Die Praktika wollen wiederum gut vorbereitet und mit den Lehrveranstaltungen abgestimmt sein. Für die Studentin die richtige Methode: „Ich habe Ausbildung und Studium der Logopädie verglichen und das Studium gewählt, weil viele Aspekte hier tiefgreifender und wissenschaftlicher behandelt werden.“

Auf die Theorie folgt stets Praxis

In den klassischen Lehrveranstaltungen, die etwa die Hälfte der Studienzeit ausmachen, befassen sich Louisa Schmidt und ihre Kommiliton*innen mit logopädischen Fächern, wie Sprachentwicklungsstörungen, Stimmstörungen oder Stottern. Die übrige Zeit entfällt auf medizinische Fächer und sogenannte Bezugswissenschaften zur Logopädie, wie Anatomie, Pädiatrie, Soziologie oder Linguistik. „Das Besondere bei den logopädischen Fächern ist: Es folgt einem Semester Theorie stets die entsprechende Praxis, in der man auf Grundlage des theoretischen Wissens einen praktischen Therapieansatz erstellt und in der Praxis der Berufsschule am realen Patienten durchführt“, erklärt die 20-Jährige.  

Weitere Praxiserfahrungen können die angehenden Logopäd*innen während der drei Pflichtpraktika erwerben. Louisa Schmidt tat dies in einer Kita, einer neurologischen Reha-Einrichtung und einer logopädischen Praxis. „Das Ziel des dritten Praktikums war, in fünf Wochen rund zwanzig Therapien selbst durchzuführen, um noch einmal neue Störungsbilder kennen zu lernen und andere therapeutische Erfahrungen zu machen.“ Sie fand es hilfreich, mit unterschiedlichen Logopäd*innen in der Praxis zu arbeiten, deren verschiedene Herangehensweisen und therapeutische Konzepte zu erleben.

Arbeit mit Kindern könnte Schwerpunkt werden

Patient*innen Hand in Hand mit den erfahrenen Berufskolleg*innen therapieren zu können, ist ein Grund, warum die junge Frau sich für die Zeit nach dem Studium nahezu für eine Tätigkeit in einer Praxis entschieden hat: „Wir lernen im Studium die gesamte Bandbreite an Störungen kennen, die man logopädisch behandeln kann. Ich möchte mein Wissen dazu erweitern und Berufserfahrungen sammeln.“ Andere werden in einer Klinik arbeiten oder ein Masterstudium anschließen.

Louisa Schmidt kann sich gut vorstellen, die Arbeit mit Kindern zu einem Schwerpunkt zu machen: Im letzten Praktikum ist sie auf das Thema verbale Entwicklungsdyspraxie gestoßen, eine Entwicklungsstörung kindlichen Sprechens, die durch eine mangelhafte Aussprache gekennzeichnet ist. „Kinder, die darunter leiden, können viele Laute nicht korrekt mit dem Mund ansteuern, da die Planung von Sprechbewegungen gestört ist“, erklärt sie. „Die Wörter, die sie auszusprechen versuchen, klingen so total entstellt.“ Diesen Kindern könne man helfen, indem diese Abläufe der einzelnen Laute immer wieder wiederholt und trainiert werden – und zwar täglich. Auch könne man beispielsweise das Kind gezielt im Gesicht berühren und es so dabei unterstützen, den Laut hervorzubringen. „Ein sehr zeitaufwändiges Verfahren, das sich aber lohnt.“  

Video: Logopäde/Logopädin

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