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Finnougristik: Finnisch-ugrische Sprachen und Kulturen studieren

Tjark Rörsch hat Finnougristik an der Universität Hamburg studiert. Der 25-Jährige findet Sprachen und Kulturen faszinierend – vor allem, wenn sie so exotisch sind wie die der finnisch-ugrischen und sibirischen Völker.

Wörterbücher zu verschiedenen Sprachen im Regal einer Buchhandlung.

Wer das erste Mal von Finnougristik hört, denkt bestimmt sofort an Finnland, an die für unsere Ohren recht ungewöhnliche Sprache und außergewöhnliche Kultur. Das ist nicht falsch. Doch steckt hinter Finnougristik sehr viel mehr, als manch einer – dazu zählte einst auch Tjark Rörsch – denkt. „Zwar steht in der Sprachausbildung Finnisch neben Ungarisch schwerpunktmäßig im Mittelpunkt, doch geht es im Bachelorstudium um alle finnisch-ugrischen beziehungsweise uralischen Sprachen, Literaturen und Kulturen“, erklärt der Student.

Zum Verständnis: Die finnisch-ugrische Sprachfamilie ist nach der indogermanischen die zweitgrößte in Europa und setzt sich aus dem Finnischen, Ungarischen und Estnischen sowie einer Vielzahl an weiteren kleineren Völkern beziehungsweise Sprachen zusammen, die vor allem in Russland gesprochen werden. Die Völker der uralischen Sprachfamilie sind geografisch über große Gebiete Ost- und Nordeuropas sowie in Sibirien verteilt.

  • Ein Foto von Tjark R.

    Am liebsten würde ich anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Hochschule arbeiten, um selbst Finnougristik-Forschung zu betreiben.

    Tjark Rörsch

Sprachkenntnisse kein Muss

Gerade das Exotische an diesen Sprachen, die teils vom Aussterben bedrohten Kulturen und die Geschichte dieser Völker sowie die Beziehungen zu anderen Sprachen und Kulturen machen für Tjark Rörsch den Reiz des Studiums der Finnougristik aus. Der von der Universität Hamburg (UHH) angebotene Bachelorstudiengang, der neu in „Sprachen und Kulturen finnisch-ugrischer und sibirischer Völker“ unbenannt worden ist, hat eine Regelstudienzeit von sieben Semestern und kann als Haupt- oder Nebenfach studiert werden.

In den ersten Semestern lernen die Studierenden Grundlagen der empirischen Sprachwissenschaften (z. B. Morphologie) und der Kulturwissenschaften (z. B. Religionsethnologie) und es stehen Sprachpraxis Finnisch/Ungarisch sowie uralische und sibirische Sprachen auf dem Stundenplan. „Sprachliche Vorkenntnisse können natürlich nicht schaden, sind aber kein Muss. Ich selbst hatte in der Schule nicht unbedingt ein Händchen für Sprachen. Die Faszination, auch für die jeweiligen Kulturen, kam bei mir im Studium von selbst,“ erzählt Tjark Rörsch.

Vom Klimawandel bedrohte Völker

„Spannend fand ich zum Beispiel den Einfluss des Klimawandels auf das indigene Nomadenvolk der Nenzen, die in Nordsibirien beheimatet sind. Ihre Rentierherden leiden unter den klimatischen Veränderungen, etwa weil auftauender Permafrostboden und schnelle Änderungen der Wetterlage Probleme mit den Weidegründen verursachen.“

Im fünften und sechsten Semester gibt es drei Vertiefungsmodule: Sprachanalyse im Vergleich, Sprachliche und kulturelle Diversität sowie Sprachdokumentation und bedrohte Sprachen. „Mit Blick auf die kleinen Völker betreiben wir im Prinzip eine Art Rettungswissenschaften“, sagt der 25-Jährige schmunzelnd, der gerne Werbung für sein Studienfach macht.

Zukunft in der Finnougristik-Forschung

Seine berufliche Zukunft sieht Tjark Rörsch idealerweise im universitären Umfeld. Das hat den Studenten der UHH primär dazu veranlasst, den Masterstudiengang „Ethnolinguistik bedrohter Sprachen – Uralische Sprachen und Kulturen“ anzuhängen. Aktuell befindet er sich im dritten von insgesamt vier Semestern. Schwerpunkte dieses hoch wissenschaftlichen Studiengangs: die Wechselwirkung von Sprache und Gesellschaft sowie kulturelle Phänomene. „Am liebsten würde ich anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Hochschule arbeiten, um selbst Finnougristik-Forschung zu betreiben.“ Ob in der Wissenschaft, Kultur, Verwaltung oder Wirtschaft – Absolvierende der Finnougristik können in vielen Bereichen beruflich Fuß fassen. Typischerweise kommen Museen oder Bibliotheken als Arbeitgeber infrage, genauso bietet sich zum Beispiel eine Tätigkeit als Übersetzer für den Sprachbegeisterten an – sei es hierzulande oder in einem der Länder mit den ungewöhnlichen Sprachen und außergewöhnlichen Kulturen.

Finnougristik studieren

Finnougristik wird derzeit an zwei Hochschulen in Deutschland als grundständiges Studium angeboten. Dazu zählen die Universität Hamburg (Sprachen und Kulturen finnisch-ugrischer und sibirischer Völker) und die LMU München (Finnougristik). Zulassungsbeschränkungen gib es nicht. Verwandte Studiengänge sind zum Beispiel Fennistik, Skandinavistik und Finnisch-Ugrische Philologie. Das Studium wird teilweise in Form von Kombinations-Bachelorstudiengängen angeboten.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Finnougristik)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit mit Informationen rund ums Studium
www.studienwahl.de

Studiensuche

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden. (Suchwort: Finnougristik)
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufe.tv