Volkswirtschaftslehre:
„Ich habe eine Leidenschaft für Zahlen“
Juliane Götze (20) studiert Volkswirtschaftslehre an der Universität Halle. Die hier behandelten Themen lagen ihr schon in der Abiturzeit.
Das Substantiv „Saftladen“ kann abwertend gemeint sein. Was erwähnt sein soll, um zu differenzieren – nämlich zu solchen Läden, die schlicht Saft verkaufen. Und an einem solchen war Juliane Götze beteiligt. Ihre Erfahrungen aus dieser Beteiligung brachte die 20-Jährige ins Planspiel „The Fresh Connection“ ein, das sie gemeinsam mit anderen Studierenden entwickelt hat. Bei diesem Spiel geht es um den Zusammenhang zwischen internationalen Lieferketten sowie die Produktion und Vermarktung in einem Unternehmen für Saftherstellung.
„Da haben wir uns zwar eher auch mit betriebswirtschaftlichen Fragestellungen beschäftigt, trotzdem hat man dabei gelernt, wie in der Wirtschaft viele Faktoren einander beeinflussen und darum geht es in meinem Fach hauptsächlich“, erklärt sie. „Den Blick auf das große Ganze zu richten und zu verstehen, wie sich wirtschaftspolitische Entscheidungen zum Beispiel auf den Bankensektor oder die privaten Haushalte auswirken.“ Ihr Fach, das ist die Volkswirtschaftslehre (VWL). Juliane Götze studiert es im 6. Semester an der Universität Halle (Bachelor).
Juliane Götze
Foto: privat
Nicht nur an die Arbeit am Planspiel erinnert sie sich gern; auch eine Veranstaltung, in der es um Wirtschaftsethik ging, hat ihr gut gefallen. Dabei wurde über Wirtschaftstheoretiker und deren Kernthesen gesprochen, wo man diese in der Realität findet und ob sie funktionieren, unmoralisch sind und welche Auswirkungen sie haben. „Da haben auch verschiedene Aspekte außerhalb der VWL mit reingespielt, aus der Philosophie und der Ethik.“
Ihr Studium ist ein modularer Studiengang – es gibt Pflicht- und Wahlmodule. Im ersten Semester bekommen die Studierenden einen Musterstudienplan, an dem sie sich orientieren können. Mit den Wahlmodulen können sie individuelle Schwerpunkte und Interessen vertiefen. Zu den Pflichtmodulen gehören unter anderem Statistik, Mathematik sowie Mikro- und Makroökonomie. Vermittelt wird der Stoff überwiegend in Vorlesungen, außerdem gibt es Übungen und Tutorien, die auf die Prüfungen vorbereiten.
„Für die Vorlesungen kann man sich gut schon vorher einlesen, denn die meisten Professoren veröffentlichen ihre Skripts vorab, dann ist man gut vorbereitet und kann in der Vorlesung Fragen stellen und mitdiskutieren“, erklärt Juliane Götze. Die meisten ihrer Prüfungen sind schriftliche Klausuren, eher selten werden Vorträge oder kürzere Seminararbeiten verlangt. Einige der Vorlesungen finden in Englisch statt, außerdem ist ein Großteil der Fachliteratur in englischer Sprache verfasst.
An ihrem Studium schätzt sie, dass man sich mit den Wahlmodulen Wissen aus angrenzenden Fächern wie Politik und Wirtschaftsinformatik, aber auch aus ganz anderen Bereichen wie Agrarwissenschaften aneignen kann. „Ich selbst habe eine große Leidenschaft für Zahlen“, erzählt Juliane Götze, die auch eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Statistik innehat. Entsprechend hat sie ihre Schwerpunkte in Rechnungswesen, Statistik und empirische Wirtschaftsforschung gewählt. „Man sollte die Bedeutung von Mathe und Statistik für die VWL nicht unterschätzen“, berichtet sie von ihrer Erfahrung. „Man muss nicht alles können, dafür geht man ja an die Uni, um es dort zu lernen, aber ein Grundinteresse sollte man schon mitbringen.“
In der Oberstufe gefiel Juliane Götze besonders das Fach Wirtschaft und Recht, darin hat sie 2018 unter anderem ihre Abiturprüfung abgelegt. Schon damals war ihr klar, dass sie das auch studieren möchte. Die Universität Halle hat sie wegen ihres guten Rufs in VWL und wegen der Nähe zu ihrer thüringischen Heimat im Saale-Holzland-Kreis gewählt. An ihrem Studienfach begeistert sie besonders, dass man im Studium immer mehr Aha-Effekte hat: „Mit dem VWL-Wissen, das man schon hat, versteht man immer besser gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge und internationale Verflechtungen.“
Das Interesse für das Studienfach Volkswirtschaftslehre sollte keinesfalls an der Hörsaal-Tür enden, findet Juliane Götze. „Man sollte sich schon grundsätzlich für wirtschaftspolitische Fragestellungen interessieren und da auch tagesaktuell auf dem Laufenden sein. Damit kann man dann übrigens auch bei Prüfungen gut punkten.“ Hilfreich können auch Werkstudentenjobs sein oder sich hochschulpolitisch einzubringen: „Ich arbeite zum Beispiel im Fachschaftsrat mit.“ An vielen Wirtschaftsfakultäten werden auch studentische Unternehmensberatungen angeboten, berichtet sie. Das sei eine ebenso gute Gelegenheit zum Sammeln von Praxiserfahrungen. An ihrer Uni gibt es zum Beispiel zudem einen Börsenkreis: „Dort beobachtet man gemeinsam den Finanzmarkt, es werden Fahrten zur Börse organisiert und auch Nicht- Mitglieder können dort einen Börsenführerschein erwerben.“
Aufgrund ihrer Affinität zur Mathematik und Statistik sieht sich Juliane Götze zukünftig am ehesten im Bereich Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung oder im Controlling. Zunächst möchte sie aber, wenn sie voraussichtlich im September ihre Bachelorarbeit abgegeben hat, ein Masterstudium anschließen. Gerne würde sie in Halle weiterstudieren und vor allem ihre Kenntnisse im Rechnungswesen noch vertiefen.
Volkswirtschaftslehre (VWL), auch als Nationalökonomie bezeichnet, ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften. Im Gegensatz zur Betriebswirtschaftslehre, die die Abläufe in einzelnen Unternehmen erforscht, beschäftigt sich die VWL mit der Untersuchung und Erklärung gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge auf nationaler und internationaler Ebene, der Verbindung von Wirtschaft und menschlichem Handeln und der Verknüpfung von Wirtschaft und Staat.
An vielen Universitäten und Hochschulen wird der Studiengang in VWL auch Economics genannt, weitere Bezeichnungen sind Ökonomie oder politische Ökonomik. Man kann VWL im Bachelor studieren oder aufbauend/vertiefend im Master. Weiterhin gibt es duale Studienmöglichkeiten.
Video: Volkswirtschaftslehre
Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.
Hinweis zur Barrierefreiheit: Bitte den Video-Player aktivieren, um Untertitel aufrufen zu können.
Weitere Filme findest du auf der abi» Videoübersicht.
BERUFENET
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Volkswirt/in)
www.arbeitsagentur.de/berufenet
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland
www.studienwahl.de
Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte
www.bdvb.de
Vereinigung beratender Betriebs- und Volkswirte
www.vbv.de
Vielen Dank für dein Feedback zu dieser Seite! Deine Kritik oder dein Lob zu abi.de kannst du uns gerne auch ergänzend über „Kontakt“ mitteilen. Deine abi» Redaktion