Medizin studieren – FAQ:
Wie verbessere ich meine Chancen auf einen Studienplatz?
Sabine Najib, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit Osnabrück, und Markus Stieg, Arzt an der Berliner Universitätsklinik Charité, geben Tipps für das Auswahlverfahren in den Studiengängen Human-, Zahn- und Tiermedizin.
Sabine Najib: Es gibt mehrere schulnotenunabhängige Kriterien, die beim Auswahlverfahren der Hochschulen (ADH) und der Zusätzlichen Eignungsquote (ZEQ) je nach Uni unterschiedlich gewichtet werden. Dazu zählen eine Berufsausbildung, ehrenamtliches Engagement, ein Freiwilligendienst, Berufstätigkeit oder Preise aus Wettbewerben und Auswahlverfahren. Am meisten gewertet werden in der Regel die fachspezifischen Studiereignungstests, allen voran der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) oder der Hamburger Naturwissenschaftstest (HAM-Nat). Mit einem guten Ergebnis lassen sich die Chancen meist erheblich verbessern.
Markus Stieg: Um seine Chancen zu verbessern, sollte man auf jeden Fall den TMS machen. Über ihn kann man an der Charité bis zu 60 der beim ADH maximal erreichbaren 100 Punkte erreichen. Bei der ZEQ werden bis zu 50 von 100 Punkten für den TMS vergeben. Wie viele Punkte man bekommt, hängt vom Testergebnis ab. Wichtig ist: Man sollte sich frühzeitig über Termine – es gibt zwei pro Kalenderjahr – und Anmeldefristen informieren. Und vorher trainieren. Im Grunde handelt es sich um einen Intelligenztest. Man kann das Ergebnis signifikant verbessern, wenn man gut vorbereitet ist, allein schon, weil man dann weiß, was einen erwartet. Auf der TMS-Internetseite gibt es Infos zu Anmeldung, Ablauf und Aufbau des Tests. Außerdem findet man dort eine Broschüre, die Beispielaufgaben enthält, sowie Buchtipps zur Vorbereitung.
Sabine Najib: Die Unis in Hamburg, Magdeburg und Greifswald setzen statt des TMS den HAM-Nat (Hamburger Auswahlverfahren für medizinische Studiengänge) ein. Einige wenige Unis führen bei Zahn- und Humanmedizin zusätzlich zum TMS Interviews durch. Die Uni Heidelberg hat zudem den Test für Interaktionelle Kompetenzen Medizin (IKM) integriert. Tipps findest du auch im Beitrag zu Medizinertests auf abi.de.
Sabine Najib: Ja. Einige Unis verteilen Punkte für Preise in bildungsbezogenen Wettbewerben – da kann man einfach mal eine Lehrkraft an der Schule fragen, ob sie bei der Teilnahme unterstützt. Dienste und ehrenamtliches Engagement etwa beim Deutschen Roten Kreuz oder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft können ebenfalls hilfreich sein. Damit muss man früh beginnen: Es müssen mindestens zwei Jahre nachgewiesen werden. Nach der Schule kann man zudem einen einschlägigen Freiwilligendienst machen.
Markus Stieg: Der Vorteil bei ehrenamtlichem Engagement und bei Freiwilligendiensten, vor allem im medizinischen Umfeld: Man erhält Einblicke in den späteren Arbeitsalltag und kann besser abschätzen, ob der Beruf als Medizinerin beziehungsweise Mediziner wirklich zu einem passt. Außerdem sammelt man wertvolle Lebenserfahrung.
Markus Stieg: Nein, berücksichtigt werden nur Ausbildungen und Berufserfahrung im medizinischen Bereich, da diese in Theorie und Praxis mit dem angestrebten Studium in Verbindung stehen. Es gibt Listen, auf denen die anerkannten Berufe aufgeführt sind. Bei der Human- und Zahnmedizin gibt es viele Überschneidungen, bei beiden findet man beispielsweise Pflegefachmann/-frau, Notfallsanitäter/in, Biologie- und Chemielaborant/in, Medizinische/r Technologe/Technologin sowie Operationstechnische/r Assistent/in.
Sabine Najib: Das ist verschieden. Beim ADH und der ZEQ gibt es am meisten Punkte für das Testergebnis. Eine einschlägige Berufsausbildung findet fast überall Beachtung, Preise wiederum spielen manchmal keine Rolle. Broschüren der Stiftung für Hochschulzulassung informieren über Kriterien und Punktevergabe.
(Anmerkung der Redaktion: Seit einiger Zeit gibt es für Studieninteressierte die Möglichkeit, über das Portal des Studierendenauswahl-Verbunds die Chancen auf einen Studienplatz in der Zahn- oder Humanmedizin bewerten zu lassen.)
Sabine Najib: Zehn Bundesländer vergeben einige Studienplätze in Humanmedizin über die Landarztquote. Sie soll dem Mangel an Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern in ländlichen Regionen entgegenwirken. Die Auswahlkriterien unterscheiden sich; Medizinertests und Berufserfahrung spielen in der Regel eine Rolle und meist gibt es Auswahlgespräche. Das Abi muss nicht so spitzenmäßig sein wie bei der „normalen“ Bewerbung.
Wer über die Quote einen Platz bekommt, verpflichtet sich, nach Studium und Facharztausbildung mindestens zehn Jahre im jeweiligen Bundesland in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Man sollte sich eine Bewerbung gut überlegen und bedenken, dass die Arbeitsbelastung in einer landärztlichen Praxis oft besonders hoch ist. Ein wichtiger Hinweis: Man bewirbt sich zwar direkt bei den Bundesländern, muss sich aber auch bei hochschulstart.de registrieren.
Die Quote für den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) gibt es derzeit in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Wer darüber einen Platz erhält, verpflichtet sich, mindestens zehn Jahre als Amtsärztin beziehungsweise -arzt zu arbeiten. Die Bewerbung verläuft ähnlich wie die im Rahmen der Landarztquote.
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