Rubrik:
studium
28.03.2019
Autor:
Conny
Rubrik:
studium
28.03.2019
In den letzten zwei Wochen hatten wir ein Seminar, welches als Vorbereitung auf den Dreh unseres Zweitjahresfilms an der HFF München gedacht war. In dem Dreier-Team unseres Films sollten wir einen kurzen Übungsfilm drehen. Da wir vorhatten, etwas über Arbeitsprozesse auf hoher See zu drehen, war das auf den ersten Blick natürlich eine kleine Herausforderung. Aber um München herum gibt es ja viele schöne Seen und so kamen wir darauf, etwas über die Arbeit eines dortigen Fischers zu machen. Ein geeigneter Protagonist war nach ein wenig Internetrecherche schnell gefunden: Simon Rauch – ein Fischer, wie aus dem Bilderbuch mit weißem Rauschebart und urbayerischem Dialekt. Beim ersten Telefonat mit ihm war sofort klar, dass ich als Sachsen-Anhalter nicht das Interview führen würde, da ich kaum ein Wort verstanden habe. Deshalb übernahm die Gesprächsführung der einzige Bayer aus unserem Team.
Wir verabredeten uns mit dem Fischer an einem wunderschön sonnigen Tag. Mit Kamera und Tonangel bewaffnet fuhren wir mit der S-Bahn raus an den Ammersee, wo unser Protagonist bereits sein ganzes Leben lang wohnt und arbeitet.
In seinem Boot nahm er uns mit auf den See. Dort hatte er Netze ausgeworfen, die er in unserem Beisein einholte. In langen und ruhigen Einstellungen beobachteten wir die Arbeit und seine routinierten Handgriffe. Im anschließenden Gespräch erzählte er uns, dass er bereits mit sechs Jahren hart arbeiten musste. Förster oder Schauspieler wäre er geworden, falls es mit der Fischerei nicht geklappt hätte. Heute ist Simon Rauch einer der letzten Berufsfischer auf dem Ammersee, denn die Situation sei prekär. Reine Fischer würde es eigentlich nicht mehr geben. Dazu verdiene man daran zu wenig. Die Handvoll Fische, die er mit uns fing, warf er dann auch zurück ins Wasser. Die Ausfahrt hatte er im Grunde nur für uns und die Kamera gemacht, da gerade keine Fangsaison war. Ein wenig Schauspiel war also trotzdem dabei.
Nach Hause fuhr er dann mit einem BMX-Rad, was ein unglaublich kultiger Anblick war. Nur zwei Stunden waren wir mit ihm auf dem Boot und doch hatte ich das Gefühl, in dieser kurzen Zeit sehr viel von ihm und seiner Geschichte zu erfahren. Das war wirklich eine schöne Erfahrung.
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