Rubrik:
studium
11.05.2020
Autor:
Hannes
Rubrik:
studium
11.05.2020
Tatsächlich waren wir zur Frühstückspause um zehn mit dem ganzen Gewächshaus fertig und bekamen anschließend eine neue Tätigkeit. Bis zum Feierabend sollten wir Ackersalat schneiden. Verglichen mit dieser Tätigkeit war das Pflanzen von Rucola eine wahre Freude, jetzt kniete man durchgehend vornübergebeugt, um die kleinen, sich an den Boden duckenden, Salatpflanzen am Strunk abschneiden zu können. Da sie so eng gepflanzt worden waren, bewegten wir uns nur zentimeterweise vorwärts.
Als um siebzehn Uhr Feierabend war, atmete ich erleichtert auf, für den Rückweg nach Hause brauchte ich nun gefühlt doppelt so lange wie für den Hinweg, ich fühlte mich regelrecht zerschunden.
Morgens steckte mir der Schmerz immer noch in den Knochen. An der Gärtnerei angekommen erwartete mich die nächste Hiobsbotschaft: Heute sollten wir den ganzen Tag Ackersalat schneiden. Quälend langsam vergingen die Stunden: Die Vesper- und die Mittagspause sowie der Ausblick aufs Wochenende waren meine einzigen Lichtblicke an diesem Tag. Kurz vor dem Feierabend wurden wir vom Vorarbeiter informiert, das wir aufgrund der erhöhten Nachfrage auch am Samstag würden arbeiten müssen. Auch diese bittere Pille schluckte ich.
Tatsächlich gestaltete sich der Samstag deutlich angenehmer, wir ernteten Schnittlauch was deutlich weniger anstrengend war als meine bisherigen Tätigkeiten. Nachdem man ein Bündel Schnittlauch geschnitten hatte, musste man es aussortieren und säubern, was man – glücklicherweise – im Stehen verrichtete. So verging die Zeit bis zum Feierabend ziemlich schnell.
Doch auch jetzt bekamen wir wieder schlechte Nachrichten: anscheinend waren wir so weit hinter dem Zeitplan, dass der Chef für nächste Woche Zehn-Stunden-Schichten angeordnet hatte, und zwar ausgerechnet in den Ackersalat-Gewächshäusern. Zudem ging das Gerücht um, dass zum Teil auch an den Osterfeiertagen gearbeitet werden müsse.
Beim Mittagessen mit meiner Familie war Krisensitzung. Die Aussicht, nächste Woche
quasi durchgehend am Boden gebückt kleine Pflänzchen zu ernten, bereitete mir großes Unbehagen. Mein Körper legte so langsam sein Veto ein, genau wie meine Freundin, die ihre freie Zeit gerne mit mir verbringen wollte. Nach dem Essen rief ich im Büro an und kündigte, meine Zeit als Erntehelfer war früher als erwartet zu Ende.
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