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Platz vier

Porträt von Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
orientieren

11.03.2024

Letztens war ich auf meinem ersten Pferderennen. Diese sind in Irland extrem populär und neben dem Interesse und der Begeisterung für Sport an sich, lieben die Menschen die Rennen als sozialen Treffpunkt. Meine Gastmutter hatte mich am Vortag gefragt, ob ich ihre Tickets haben möchte, da sie doch keine Zeit hatte. Also bin ich sehr spontan mit einem Freund zu dem Rennen gefahren. Wir beide haben absolut keine Ahnung von Pferderennen. Am Anfang (zugegebenermaßen am Ende auch noch) waren all die Fachbegriffe und Statistiken zu den einzelnen Pferden und Jockeys sehr verwirrend.

Das Rennevent, auf dem wir waren, hatte insgesamt sieben Rennen über den halben Tag verteilt, wobei ein Rennen im Durchschnitt sechs Minuten gedauert hat. Die Pausen dazwischen waren jeweils ungefähr eine halbe Stunde lang. Am Anfang waren diese dreißig Minuten noch ziemlich interessant: Wir sind herumgelaufen und haben uns alles angesehen (und versucht, so viel wie möglich zu verstehen, was eher weniger gut geklappt hat). Nach der dritten Pause hatten wir schon das gesamte Gelände angeschaut, aber erst die Hälfte aller Rennen gesehen, wodurch sich die Unterbrechungen sehr in die Länge gezogen haben. Wir haben unsere Zeit in den Innenräumen der Tribüne verbracht (da war es nämlich immerhin warm) und haben alle anderen beobachtet.

Diese „alle anderen“ haben die Pausen entweder genutzt, um Wetten abzuschließen, was ab fünf Euro Einsatz möglich war, oder um mit Freund*innen zu trinken. Oder beides zu tun, was auf die Mehrheit zugetroffen hat. Eine Wette habe ich tatsächlich auch abgeschlossen: Ich habe zehn Euro verloren, aber dafür war dieses Rennen mit Abstand das interessanteste, da ich total mitgefiebert habe. Am Ende ist „mein“ Pferd nur Vierter geworden, aber die Gewinnchance war ohnehin nicht sonderlich groß. Auch wenn die neunzig Euro, die ich für seinen Sieg bekommen hätte, natürlich schon schön gewesen wären. Aber ich konnte nun all die anderen Zuschauer*innen und deren teilweise sehr emotionalen Reaktionen total gut nachvollziehen.

Insgesamt habe ich diesen Tag sehr genossen: Ich liebe Sportevents generell, die Emotionen, die Begeisterung, das Mitfiebern und all das, und auch wenn wir relativ wenig verstanden haben, konnten wir uns trotzdem von der Stimmung mitreißen lassen. Ich werde vermutlich nie ein Riesenfan werden und diesen Sport regulär verfolgen, aber ich bin trotzdem total dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, zu dem Rennen zu gehen und ich diese Erinnerung nach meinem Jahr in Irland mit nach Hause nehmen kann.