zum Inhalt

Das größte Geschenk

Schatten von Bloggerin Melissa.

Autor:
Melissa

Rubrik:
orientieren

22.12.2022

Für mich ist Weihnachten immer eine der schönsten Zeiten im Jahr. Es ist so gemütlich und einfach schön, gemeinsam Dinge mit der Familie zu unternehmen, Kekse zu backen, Filme zu schauen und Spiele zu spielen.

Seit mein Vater vor drei Jahren verstorben ist, ist alles ein wenig anders. Für mich ist die Zeit immer noch etwas ganz Besonderes, aber es ist sehr viel anstrengender, denn viele Dinge, die er bisher gemacht hat, mache ich nun. Meine Mutter kann das alles überhaupt nicht allein stemmen, sie gibt ihr Bestes und arbeitet jeden Tag hart dafür, dass wir ein tolles Leben haben. Aber einen Vater ersetzen kann sie nun mal nicht. Deshalb versuche ich meinen Geschwistern und meiner Mama trotzdem eine schöne Weihnachtszeit zu bescheren. Ich möchte einfach meinen Teil dazu beitragen, dass es uns allen gut geht.

Ein großer Teil meines Urlaubs ist dieses Jahr dafür draufgegangen. Und so toll es auch ist, wenn das Haus schön aussieht und so viel Spaß mir die einzelnen Dinge auch machen, merke ich trotzdem, dass ich müde bin. Ich bin erschöpft und manchmal wünsche ich mir, dass ich einfach mal zu Weihnachten ein Kind sein kann. Dass jemand anders das Essen an Weihnachten kocht, dass jemand anders die Bescherung vorbereitet, dass jemand anders alles aufräumt, dass jemand anders den Baum aufstellt, dass jemand anders jede Woche frische Kekse backt. Es fühlt sich einfach alles so verdammt unfair an. Warum wir? Warum? In solchen Momenten würde ich am liebsten schreien. Das Schlimmste daran ist, dass ich nicht mal jemandem die Schuld geben kann. Niemand kann das Loch füllen, meinen Vater ersetzen oder mein Leben vor seinem Tod wiederherstellen. Es wird nie wieder so sein wie davor.

Manchmal fühle ich mich damit so allein gelassen. Nach drei Jahren hat so gut wie jeder vergessen, dass der Schmerz um diesen Verlust nie ganz gelindert werden kann. Dass sich das Leben für uns alle drastisch verändert hat. Dass mir ein Stück Kindheit geraubt wurde. Ich trage das alles mit mir herum. Jeden Tag. Mal ist es präsenter und mal mehr im Hintergrund, aber es ist immer da. Und besonders jetzt, wo alle so scheinbar glücklich sind, gemeinsam mit ihrer Familie, ist es schwer zu verstehen, warum es ausgerechnet mir so gehen muss. Am schlimmsten finde ich, wenn Freunde erzählen, wie nervig ihre Familien manchmal sind, besonders an Weihnachten. Ich meine klar, nicht jede Familie ist einfach und jeder trägt sein eigenes Päckchen, aber ganz oft habe ich das Gefühl, dass es viel zu selbstverständlich ist, dass unsere Familie, unsere Eltern, Geschwister oder Großeltern immer da sind. Die Erkenntnis, dass sich das auch schnell ändern kann, kommt bei vielen erst zu spät. Ich habe mir fest vorgenommen, dass mir das niemals passieren wird. Genau deshalb freue ich mich auch auf das Weihnachtsfest, denn obwohl ein Platz unterm Baum immer leer sein wird, tragen wir meinen Vater im Herzen bei uns und verbringen unsere Zeit gemeinsam. Unser Vater hat uns so vieles mitgegeben, dass nun in uns weiterlebt. Den Geist meines Vaters in meiner Familie zu sehen ist einfach magisch und beschert mir Freude. Deshalb ist es nach wie vor eine schöne Zeit, auch wenn es manchmal schwer ist.

In all dem Weihnachtstrubel ist mir daher auch wieder deutlich geworden, wie wichtig es ist, dass wir uns gegenseitig mehr Zeit schenken. Im Alltag geht das oft unter, jeder muss noch dies oder jenes erledigen und eh man sich versieht, hat man seine Liebsten eine lange Zeit nicht gesehen. Dabei ist die gemeinsame Zeit zu kostbar, man weiß nie, wann es vorbei ist. Deshalb ist mein einziger Weihnachtswunsch an mich selbst dieses Jahr, dass ich mir mehr Zeit nehme. Für all die Menschen, die mir am Herzen liegen. Für gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse. Das ist, was ich mir selbst und allen anderen  wünsche.