Rubrik:
studium
20.03.2024
Autor:
Melissa
Rubrik:
studium
20.03.2024
Nachdem die Klausuren endlich geschafft sind, haben die Semesterferien begonnen. Bereits am Anfang meines Psychologiestudiums war mir klar, dass ich diese ersten Semesterferien dazu nutzen möchte, ein Praktikum zu machen. Die fachlichen Inhalte im Semester haben mir zwar wirklich Spaß gemacht, aber ich war mir unsicher, wie der Kontakt zu psychisch erkrankten Menschen tatsächlich für mich sein würde. Ich hatte Angst, dass mir diese Arbeit zu nahegeht und ich mich nicht abgrenzen kann. Dass ich dem Druck nicht gewachsen bin. Dementsprechend habe ich mich direkt nach Studienbeginn für ein Praktikum in einer psychiatrischen Klinik beworben und auch ziemlich schnell einen Platz in der Nähe meines Wohnortes bekommen.
Letzte Woche war es dann soweit. Mein erster Arbeitstag stand bevor. Ich war unfassbar aufgeregt, ich war vorher noch nie in der Klinik gewesen und hatte kaum Informationen über die nächsten vier Wochen, die ich hier verbringen sollte. Nicht einmal meine Arbeitszeiten hatte man mir vorher sagen können. Deshalb war ich nervös, wie sich alles entwickeln würde, wie die Zeit werden würde, ob es mir wohl gefällt. Dort angekommen, war es zum Glück überhaupt nicht schlimm. Das Personal war sehr freundlich und ich habe mich auch im Team direkt wohl und willkommen gefühlt, sodass die erste Zeit wie im Flug vergangen ist. In den ersten zwei Wochen durfte ich bereits sehr viel erleben und würde sagen, dass ich schon einen guten Einblick bekommen habe, was es heißen kann, Psychotherapeut*in zu sein. Ich durfte Gespräche begleiten, Therapien anschauen, mit den Patient*innen in Kontakt treten, was wirklich spannend war.
Dabei konnte ich ziemlich schnell einige Dinge lernen, die ich so nicht erwartet hätte. Selbst heutzutage weiß man nur wenig über viele psychische Erkrankungen. Bei vielen kennt man nicht die genaue Ursache, es ist meistens sehr kompliziert. Eine Erklärung allein ist nicht ausreichend, um eine Erkrankung zu verstehen, denn es gibt meistens vielen Einflussfaktoren, die eine Rolle spielen. Dementsprechend komplex sind auch die Geschichten der einzelnen Patient*innen, die in die Klinik kommen, sodass es oft schwierig ist, während eines kurzen Aufenthaltes überhaupt etwas zu verändern. Eine weitere Erkenntnis ist, dass man nicht allen Patient*innen helfen kann. Die Verbesserung hängt stark davon ab, wie sehr die Patient*innen die eigene Erkrankung annehmen, ob man auch an sich arbeiten möchte. Ist das nicht gegeben, ist es fast unmöglich, langfristig zu helfen, was mich immer wieder betroffen macht.
Nichtsdestotrotz macht die Arbeit Spaß. Es macht mir Spaß zu sehen, dass es Menschen gibt, die Fortschritte machen, ihr Leben in die Hand nehmen wollen. Es freut mich jedes Mal, wenn diese Menschen die Hoffnung in ihrem Leben wiederfinden können. Wieder etwas Lebenswertes darin sehen. Und auch wenn es nicht schön ist, muss ich lernen, zu akzeptieren, dass es eben auch Menschen gibt, die sich ihrer Krankheit nicht stellen wollen oder können, aus welchen Gründen auch immer. Das liegt nicht immer in der Hand des Behandelnden.
Nach den ersten zwei Wochen konnte ich also erleichtert feststellen, dass ich zumindest bisher nicht abgeschreckt bin, sondern dass es mir Spaß macht. Ich habe gemerkt, dass ich mich abgrenzen kann, dass ich der Aufgabe grundsätzlich gewachsen bin, auch wenn es noch sehr viel zu lernen gibt, weshalb ich mich umso mehr auf die nächsten Semester freue. Deshalb bin ich froh, dass ich mich getraut habe, so früh schon ein Praktikum zu machen, ohne Vorwissen, denn so habe ich nun ein bisschen mehr Sicherheit, das Richtige gewählt zu haben und gleichzeitig umso mehr Vorfreude, auf das, was da noch kommt.
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