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Ausbildung live: Ambulante Pflege 2

Ein Porträt-Foto von Maria

Autor:
Maria

Rubrik:
ausbildung

28.10.2022

Ein weiterer Vorteil an der ambulanten Pflege, gerade für mich als Schülerin, ist der Kontakt mit vielen verschiedenen Krankheitsbildern. Ich konnte in diesem Einsatz viel lernen über den Umgang mit Blasenkathetern, die durch die Bauchdecke gehen, über künstliche Darmausgänge, chronische Wunden, Kompressionsverbände und vieles mehr. Natürlich gibt es solche Fälle auch auf Station, aber dann doch eher vereinzelt und es kann auch passieren, dass in dem Stress wenig Zeit überbleibt für eine intensive Anleitung.

Und hier komme ich zu einem weiteren Privileg, das man als Azubi in der Pflege hat, nämlich die Eins-zu-Eins-Betreuung. Ich war rund um die Uhr mit einer mir zugeordneten Pflegekraft unterwegs, die mir ihr Handeln immer erklären, meins beobachten und im Anschluss beurteilen konnte. Dadurch, dass man bei einem Patienten explizit zu Hause war und nicht ständig etwas hatte, was einem dazwischenkommen könnte, ergaben sich sehr oft ideale Anleitungssituationen. Im Auto, auf der Fahrt zum nächsten Klienten, bot es sich dann an, noch mal gemeinsam über die Anleitung zu reflektieren.

Auch die Fähigkeit im Hinblick auf Patientenbeobachtung verstärkt sich bei der ambulanten Pflege. Da man die Patienten jeden Tag sieht, muss man ein viel genaueres Auge auf Veränderungen der Haut, des Allgemeinzustands, der Atmung etc. haben und versuchen, diese möglichst früh zu erkennen und zu behandeln, bevor es zu weiterem Schaden kommt.

Außerdem ist mir noch mal stärker bewusst geworden, wie wichtig es ist, immer eine professionelle Distanz zu den Klienten zu halten. Mir ist es nie passiert, dass ich einem Patienten emotional zu nah gekommen bin, aber wenn man jemanden über eine lange Zeit regelmäßig versorgt, kann ich mir vorstellen, dass manche Menschen vielleicht anfangen könnten, eine Bindung aufzubauen. Gerade dann, wenn man sich generell mit dem Betroffenen gut versteht. Würde dann aber der Patient in einen schlechteren Zustand verfallen oder zum Beispiel der Sterbeprozess einsetzen, wäre das für die Pflegekraft wahrscheinlich eine totale psychische Belastung und hätte zudem auch Einfluss auf die Pflegehandlung, was keinesfalls passieren sollte.

Auch wenn ich an einigen Tagen den Alltag auf Station vermisst oder den immer wiederkehrenden Tagesablauf zwischenzeitlich als etwas monoton empfunden habe, bin ich echt froh, diesen Einsatz gehabt zu haben. Ich habe mich im Team total wohlgefühlt und konnte zum einen eine große Menge Fachwissen mitnehmen, habe aber zum anderen auch sehr viel über den zwischenmenschlichen Umgang dazugelernt. Zwar glaube ich nicht, dass ambulante Pflege langfristig etwas für mich wäre, dennoch würde ich jedem empfehlen, zumindest mal in diesen Fachbereich hineinzuschauen.