Rubrik:
studium
15.01.2021
Autor:
Conny
Rubrik:
studium
15.01.2021
Neulich saß ich abends an meinem Laptop und beantwortete ein paar E-Mails, die tagsüber eingetroffen waren. Nachdem ich alle geschrieben und abgeschickt hatte, schaute ich auf die Anzeige mit der Nummerierung. 2.308 Konversationen zählte mein Postfach. Rund 94 Prozent waren belegt. Es war mal wieder an der Zeit, etwas auszumisten. Gelegentlich lösche ich jüngere Mails, die ich nicht mehr brauche und wenn ich das Gefühl habe, die Übersicht zu verlieren. Den Papierkorb sowie den Spam- und Werbungsordner entleere ich regelmäßig. Ein Kommilitone von mir hingegen löscht laut eigner Aussage keine einzige E-Mail.
Seit ich angefangen habe zu studieren bekomme ich jede Woche mehrere Mails von meiner Hochschule. Durch die digitale Lehre hat sich das intensiviert.
Deshalb fing ich an, die erste Seite meines Postfachs zu entrümpeln. Pro Seite werden mir 50 Konversationen angezeigt. Da ich gerade nichts Besseres zu tun hatte, ging ich auch die nächste Seite durch und die nächste und die nächste… Ohne es bewusst forciert zu haben, geriet ich in einen regelrechten Lösch-Rausch. Erstaunlich schnell waren die ersten 100 Mail-Verläufe entfernt. Nach einer Stunde wechselte ich die Taktik. Ich überlegte, wer mir regelmäßig schreibt und ließ mir über die Suchfunktion alle Mails der betreffenden Absender anzeigen. Besonders große Produzenten digitalen Mülls: DHL, Wetransfer und das wöchentliche Update unserer Studierendenvertretung. Und ja, auch jeder neue Abiblog-Text produziert einen neuen E-Mail-Verlauf. Auch davon trennte ich mich. Ich wechselte wieder zum chronologischen Vorgehen. Ohne den geringsten Schmerz zu verspüren, knackte ich die 500er-Marke an gelöschten Mails. Danach brauchte ich eine Pause. Zwei Stunden waren vergangen und ich wusste, ich muss die Aktion an diesem Abend noch zu Ende führen, bis an die Quelle allen Übels vordringen: die älteste noch erhaltene Mail meines Postfachs (empfangen am 16.10.2015).
Je länger ich vor dem Rechner saß, desto großzügiger setzte ich die Haken. Auswahl – Löschen. Auswahl – Löschen. Auswahl – Löschen. Nach über vier Stunden war das Werk vollbracht. Ich hatte 1.003 Mails gelöscht. 1.305 Konversationen blieben mir noch und ganz ehrlich, selbst davon war bestimmt die Hälfte ein Fall für den Papierkorb. Doch stellenweise spürte ich dann doch so etwas wie digitale Nostalgie und verschonte die eine oder andere Mail.
Zu guter Letzt ließ ich mein bereinigtes Postfach durch ein Statistik-Tool analysieren. Funfacts zum Schluss: Durchschnittlich beantworte ich meine digitale Post nach 20 Stunden und einer Minute. Rekord Antwortzeit im Jahr 2020: 39 Sekunden.
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