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Bachelor live: Das Puzzle

Ein Porträt-Foto von Conny

Autor:
Conny

Rubrik:
studium

17.04.2020

Nach zwei Wochen Ausgangsbeschränkung, gingen mir langsam die Aufgaben aus. Die Wohnung war blitzblank geputzt, meine Hausarbeit geschrieben und jedes Brettspiel einmal durchgespielt. Meine alten DVDs wurden des Abends zwar wieder herausgeholt, aber die Tage wurden doch lang, nicht zuletzt auf Grund des immer noch fehlenden WLANs.
Beim Einkaufen stieß ich mit meiner Freundin dann auf ein 1000-teiliges Puzzle. Damit lässt sich doch gut die Zeit rumbringen, dachten wir, nicht ahnend welches Unheil wir damit lostreten sollten. Wir entschieden uns für ein Motiv, auf dem unzählige Flaschen verschiedenster Getränkesorten abgebildet waren. Ja, unter anderem auch eine Biermarke, deren Namensvetter derzeit in aller Munde ist. Da dachten wir noch, dass das Bild fix zusammengesetzt sein wird.
Der Puzzle-Profi weiß, dass die Arbeitsfläche immer auf einer mobilen Unterlage eingerichtet werden sollte, um in den Pausen den Platz frei räumen zu können. Deshalb legten wir auf einem noch nicht aufgehängten Plakat los. Und zack, klebten wir fest wie eine wehrlose Fliege im Netz der Puzzle-Spinne. Die Sogkraft der kleinen Teilchen war wirklich immens. Ich hatte in meinem Leben bisher noch nie gepuzzelt, dafür holte ich jetzt einiges nach. Tagelang saßen wir zu zweit auf dem Boden und setzten Flasche um Flasche aus kleinen Kartonstückchen zusammen. Als die Knie- und Rückenschmerzen vom gebeugten Sitzen wuchsen, nahmen wir auf Decken und Sportmatten Platz. Das Einsetzen der Teilchen, das sanfte Klicken von Karton auf Karton, war ein gutes Gefühl. Richtig meditativ wirkte das Suchen nach Kronkorken und Versatzteilen von Flaschenettikets auf mich. Nach einer besonders ausgiebigen Puzzle-Session merkte ich gar beim zu Bett gehen, dass mir vor meinem inneren Auge Puzzleteile erschienen.
Mehr als eine Woche dauerte die Vollendung des Ganzen. Das letzte Teilchen durfte mein Mitbewohner einsetzen, der uns die letzten Tage im Wohnzimmer kniend und hockend erlebt hatte und den Verlauf schrittweise mitbekam.
Zu guter Letzt lag dem Puzzle noch ein Kleber bei, mit welchem man das Bild befestigen konnte. Wir strichen die Oberfläche damit ein und nachdem es ausgehärtet war, konnte man das Bild als Ganzes transportieren. Als Zeuge der Quarantäne wird es nun an unserer Kühlschranktür angebracht werden und darf die Küche verschönern.