zum Inhalt

Bachelor live: Klausuren in der Corona-Zeit

Ein Porträt-Foto von Hannes

Autor:
Hannes

Rubrik:
studium

09.09.2020

Nach etlichen Zoom-Calls, Vorlesungspodcasts und durchgelesenen PDF näherte sich das Semester langsam seinem großen Finale: Die Prüfungsphase stand mal wieder vor der Tür.
Im Vorfeld hatte meine Uni, die TUM, so einige Neuregelungen vorgenommen, um der speziellen Situation gerecht zu werden. So wurde unter anderem die Credit-Hürde, die man eigentlich nach dem zweiten Semester zu nehmen hatte, ausgesetzt, gleichzeitig war die Teilnahme an Prüfungen nur noch freiwillig. Die gravierendsten Maßnahmen waren jedoch die, die während einer Prüfung selbst getroffen wurden. In den vorangegangenen Wochen wurde auf dem Parkplatz der Uni ein großes Zelt aufgebaut, witzelnd stellten wir uns vor, wie darin nach der Prüfung Bier ausgeschenkt und damit das ausgefallene Oktoberfest ersetzt werden würde. Ganz so feuchtfröhlich sah die Realität dann aber nicht aus. Von Ordnern wurde man erst zu einer bestimmten Uhrzeit eingelassen, dann angehalten, sich an Waschrinnen die Hände zu waschen. Einzeln betrat man das Zelt, natürlich mit Maske und setzte sich an einen Einzeltisch. Dieser war mit einem großen Bogen Papier bedeckt, um Schmierinfektionen zu vermeiden. Nach der Prüfung wieder einzelnes Hinausgehen und Einwerfen der Blätter in dafür vorgesehene Kisten.
Die meiste Zeit des Semesters hatte ich ja in einer Art Fernstudium verbracht und reiste auch erst zwei Wochen vor der ersten Prüfung nach Freising. Inzwischen zweifelte ich auch, ob meine derzeitige Wohnsituation in einer 9er-WG noch die richtige für mich war. Prophylaktisch trug ich mich deswegen in die Warteliste für einen Wohnheimplatz ein.
Abgesehen davon und von der andauernden Lernerei hatte die Prüfungsvorbereitung dennoch schöne Seiten: Viele meiner Kommilitonen waren jetzt auch in der Stadt, regelmäßig trafen wir uns, um gemeinsam zu lernen und zu quatschen.
Nach zwei Wochen intensiver Vorbereitungszeit kam dann als erstes Informatik und Statistik, danach Schlag auf Schlag die restlichen Prüfungen innerhalb von weiteren zwei Wochen: Blattbestimmung, Bäume Europas, Ökoklimatologie, Waldinventur. Die enge Taktung machte es oft schwierig, sich richtig vorzubereiten, vor allem bei den späteren Klausuren, die ich in der Vorbereitungsphase eher stiefmütterlich behandelt hatte, kam ich sprichwörtlich „ins Schwitzen“. Doch dank Altklausuren und viel stumpfem Auswendiglernen hatte ich dann doch nach jedem abgegebenen Test das Gefühl, eine solide Leistung abgeliefert zu haben.
Als alles geschrieben war, ließ ich mit meinen Kommilitonen das Semester an der Isar ausklingen. Der Stress der letzten Wochen war zumindest für den Moment vergessen.