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Bachelor live: München auf links

Ein Porträt-Foto von Conny

Autor:
Conny

Rubrik:
studium

20.02.2019

In Halle an der Saale, wo ich aufgewachsen bin, ist die Club- und Bar-Szene sehr alternativ – ein wenig schmuddelig, aber auch gemütlich. Mein aktueller Wohnort München ist da eher für das genaue Gegenteil bekannt: schicke Clubs, in denen man Hemd trägt und wo das Highlight des Abends die Konfettikanonen sind.
Bevor ich nach München zog hörte ich die Geschichte eines Designers, der einmal einen Auftrag in München hatte: Er sollte die Toiletten eines Clubs auf authentische Weise so aussehen lassen wie in einem Berliner Club. Das heißt die Wände beschmieren und Sticker und Kaugummis als Wandschmuck anbringen.
Bis zum vergangenen Wochenende hielt ich diese Geschichte für halbwegs exemplarisch und zutreffend für das Münchner Nachtleben. Als ich dann aber mit meinen Mitbewohnern ins „Kafe Marat“ ging, war ich davon nicht mehr überzeugt. Denn hier sehen die Toiletten tatsächlich so aus „wie in Berlin“. Die Wände sind schwarz gestrichen, überall kleben Sticker mit politischen Statements. Getreu des Mottos „für mehr Krach und Unordnung in unserer Stadt“ wird hier bester Underground-Punk gespielt. Und auch die Getränkepreise liegen weit unter dem Münchner Durchschnitt. Für das ausschließlich vegane und vegetarische Essen darf man so viel geben, wie es einem wert ist. Neben dem normalen Barbetrieb am Wochenende finden hier außerdem auch Vorträge, Konzerte und sonstige kulturelle Veranstaltungen statt. Dass es so einen Ort in München gibt, hat mich total überrascht. Ich habe mich aber sofort wohlgefühlt und mit meinen Mitbewohnern beschlossen, dass das nicht unser letzter Besuch war.
München ist vor allem für seine urigen Biergärten, das Oktoberfest oder die schicken und teuren Läden bekannt. Aber eine alternative Szene gibt es hier trotzdem, auch wenn man sie aktiv suchen muss. Trotz oder gerade wegen seiner konservativen Dominanz ist München auch eine Stadt der Gegenkultur und Weltoffenheit.