Rubrik:
studium
03.07.2020
Autor:
Hannes
Rubrik:
studium
03.07.2020
Dank Online-Vorlesung war ich bis jetzt nicht gezwungen gewesen, nach Freising an die Uni zurückzukehren, sondern konnte ganz entspannt von zu Hause aus lernen.
Ich hatte nach meiner vorletzten Prüfung mein Zimmer mit nur einigen Dingen für den Polen-Urlaub verlassen, in der festen Überzeugung, bald für die noch ausstehende Bio-Klausur zurückzukehren. Durch Corona wurde diese aber abgesagt und ich hatte keinen Grund mehr, nach Freising zu gehen.
Zwei Monate später machte sich mein Mangel an kurzen Hosen jedoch langsam bemerkbar, auch wichtige Bücher und Unterlagen für die noch ausstehende Prüfung waren in meiner Studentenbude geblieben. Kurzerhand beschloss ich also, meiner zweiten Heimat einen Besuch abzustatten. Meine Freundin war wegen Corona von ihrem Praktikumssemester an der Grundschule befreit und begleitete mich.
Angekommen in meiner WG, traf mich beinahe der Zivilisationsschock. Nachdem ich in den Wochen zuvor nur Kontakt zu meiner Familie und zu meiner Freundin gehabt hatte, wirkte jeder Tag in Freising wie ein Party-Urlaub. Alle meine acht Mitbewohner waren da, und auch ehemalige Mitbewohner und Kommilitonen ließen sich blicken. Es war sehr schön, endlich mal wieder unter Leuten zu sein, neue Geschichten und Impulse zu hören, allerdings war die gesamte Atmosphäre für mein Lernverhalten nicht gerade zuträglich. Deshalb flüchtete ich immer wieder in die nahegelegenen botanischen Gärten und Wälder, um wenigstens mein Wissen über Blattmerkmale zu erweitern; dieses sollte am Ende des Semesters in einer Prüfung über etwa 130 Baum- und Straucharten abgefragt werden. Ich lernte die libanesische von einer Atlas-Zeder zu unterscheiden, machte mich mit den Besonderheiten eines Zuckerahorns vertraut und klapperte nach und nach alle bislang behandelten Baumarten ab.
Nachdem ich von diesen Möglichkeiten ausgiebig Gebrauch gemacht hatte, alle wichtigen Dinge eingepackt und alle Neuigkeiten gehört hatte, war es wieder an der Zeit, meine Chaos-WG zu verlassen. Die nächsten Wochen würde ich die einsame Ruhe meines heimatlichen Kinderzimmers auf jeden Fall wieder mehr genießen können.
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