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Vom Erwachsenwerden

Schatten von Bloggerin Melissa.

Autor:
Melissa

Rubrik:
studium

16.08.2024

In meinem letzten Blogbeitrag habe ich über die Veränderungen nach dem Abitur und die Herausforderung des Erwachsenwerdens geschrieben. Heute möchte ich berichten, wie es mit diesen Gedanken weitergeht.

Nach dem Abitur hatte ich das Gefühl, dass plötzlich sehr viele Herausforderungen auf mich zukommen und habe mich damit oft überfordert und allein gefühlt, als müsste ich plötzlich wissen, wie das Erwachsensein funktioniert. Und das alles in einer Zeit, in der sich mein Leben auf den Kopf stellt. Ich bin umgezogen, habe angefangen zu studieren, wohne in einer neuen Stadt, mein soziales Umfeld verändert sich ständig, ich fühle mich nirgends zugehörig und manchmal unfassbar einsam und alleingelassen von der Welt. Zu meinen Freund*innen zu Hause gehöre ich nicht mehr so richtig, da ich nur so selten da sein kann. Sie knüpfen neue Kontakte, zu denen ich nicht mehr dazugehöre und wir entwickeln uns auseinander, weil unsere Leben so verschieden sind.

Gleichzeitig fällt es mir schwer, neue Bindungen aufzubauen, und ich habe einfach das Gefühl, dass es mir nicht so richtig gelingen will, einen Anschluss zu finden, mit dem ich mich wohlfühle. Wenn ich abends nach Hause komme, vermisse ich das Gefühl von Sicherheit, von Zugehörigkeit, vermisse, Teil von etwas zu sein. Und das macht mich manchmal unfassbar traurig. Gleichzeitig bin ich so müde, müde von all den Entscheidungen, Aufgaben und Gedanken, die zu einem eigenständigen Leben dazugehören. Wann wasche ich? Was soll ich essen? Wann mache ich eine Steuererklärung? Mein Kopf ist voll von Gedanken, Aufgaben und Fragen und es fühlt sich so an, als würde ich nicht hinterherkommen, als würde ich all diesen Aufgaben hinterherrennen und trotzdem niemals fertig werden. Das ist wohl die Kehrseite der Medaille, die Kehrseite der neuen Freiheiten und Möglichkeiten, auf die ich mich nach dem Abitur so gefreut habe. Wie immer im Leben haben auch diese Freiheiten ihren Preis, der einfach dazugehört.

Nichtsdestotrotz bestimmen diese Zweifel und die Überforderung mein Leben (zum Glück) nicht. Es ist momentan wirklich ein toller Lebensabschnitt und meistens macht es mir unglaublich viel Spaß, so viele neue Dinge auszuprobieren und mich neu erfinden zu können. Trotzdem hätte ich mir nach dem Abitur gewünscht, dass ich gewusst hätte, dass das nur eine Seite ist und dass es eben manchmal auch schwer sein kann, plötzlich über das eigene Leben zu bestimmen und die Verantwortung zu tragen, auf sich allein gestellt zu sein. Ich hätte mir gewünscht, dass ich mich viel öfter getraut hätte, nach Hilfe zu fragen, wenn ich überfordert bin. Denn so alleingelassen ich mich oft fühle, umso mehr merke ich, dass ich damit nicht allein bin und dass es absolut normal ist, nicht alles zu wissen und zu können.

Wenn ich meinem früheren Ich nach dem Abitur etwas mitgeben könnte, so würde ich sagen, dass sich das Erwachsenwerden manchmal wie Laufen lernen anfühlt. Es ist anstrengend, kann unfassbar überfordernd sein und man fällt das ein oder andere Mal hin. Und trotzdem erweitert das Laufen den Horizont und eröffnet unglaublich viele tolle Möglichkeiten, die vorher so weit weg waren, wenn man sich traut, den Weg zu gehen und nicht aufgibt, wenn man einmal gefallen ist. Ich würde sagen, dass es nicht immer leicht ist und dass es auch schwere Tage gibt, aber dass ich mein jetziges Leben trotzdem unfassbar gern lebe. Und dass es wichtig und gut ist, die Träume aus dem Abitur mit ins Leben zu nehmen, auch wenn das nicht immer einfach ist.