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Bachelor live: Was ich vermisse

Ein Porträt-Foto von Conny

Autor:
Conny

Rubrik:
studium

11.05.2021

Seit fast zwei Jahren schreibe ich regelmäßig Tagebuch. In kurzen Stichpunkten halte ich darin fest, was an meinem Tag so alles passiert ist. In letzter Zeit blättere ich manchmal zurück und bin jedes Mal erstaunt, wie anders mein Leben vor der Pandemie tatsächlich war. Der Mensch vergisst schnell und gewöhnt sich an so vieles! Ich habe mal gelesen, es braucht circa ein Jahr, um einen fundamental neuen Umstand wie zum Beispiel eine neue Wohnung, eine neue Stadt oder eben ein Leben im Lockdown nicht mehr als neu zu empfinden. Ich habe das Gefühl, das stimmt.

Im Alltag werde ich oft sehr spontan an die Dinge erinnert, die mir fehlen. Ich trage diese Sehnsüchte nicht mehr wie zu Beginn der Pandemie vor mir her, sondern es sind Erinnerungen und Gefühle, die mich überkommen – meist vollkommen losgelöst von dem, was ich gerade mache. Hier eine Sammlung ohne Garantie auf Vollständigkeit:

Nach einem stressigen Tag voller Termine abends spontan in die Sauna gehen, ein Croissant to go zum Frühstück, bis spät in die Nacht auf Hausparties rumhängen, gerade so noch die letzte U-Bahn nach Hause schaffen, früh aufstehen müssen, sich im Fitnessstudio auspowern, jemanden zufällig wiedersehen, in temperierten Museen frösteln, wissen, welcher Wochentag ist, Bücher im Buchladen anlesen, sich rausputzen, ein Hemd anziehen, von einer Stadt treiben lassen, Wochen im Voraus Pläne schmieden, eine mit Zugtickets gefüllte Bahn-App, analoger Blickkontakt, das Löschen der Lichter vor dem Beginn einer Kinovorführung, vom Stehen und Springen schmerzende Beine nach einem Konzert, allerorts bedenkenloses Ein- und Ausatmen.