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Bachelor live: Wie mich meine Lehrkräfte geprägt haben

Ein Porträt-Foto von Rosie

Autor:
Rosie

Rubrik:
studium

02.11.2021

Ich habe 12 Jahre meines Lebens in der Schule verbracht. Ich habe dort wahrscheinlich sogar mehr Zeit verbracht als mit meinen Eltern. Lehrer haben dadurch eine Erziehungsaufgabe. Sie müssen als Vorbild, als Ansprechperson wirken und sollten niemals den Einfluss unterschätzen, den sie auf ihre Schüler haben. In der Grundschule hatte ich eine sehr strenge Lehrerin.  Doch sie hat etwas wundervolles getan. Hinten im Klassenzimmer hat sie ein Bücherregal aufgestellt und jede Woche kam ein neues Buch dazu. Sie hat uns immer erzählt, um was es in den Büchern ging, ein Stück vorgelesen und dann an der spannendsten Stelle aufgehört. Dann hat sie gefragt, wer es dann als erstes lesen möchte. Alle haben sich gemeldet und „Ich, ich!“ geschrien. Sie hat uns von klein auf motiviert zu lesen. Ich lese immer noch gerne und einen Großteil meines Allgemeinwissens habe ich vom vielen Lesen.

Das Gymnasium war anfangs ein wenig schwer für mich, vor allem als ich dann in die Pubertät kam. Alles begann sich zu verändern, aber irgendwie blieb ich dabei zurück. Meine Leistungen in der Schule waren gut, aber ich habe mich oft sehr allein und leer gefühlt. Dann habe ich einen wunderbaren Ethik-Lehrer bekommen, der mich unheimlich motiviert hat. Wir haben viel über Moral gesprochen, über gut und schlecht und ob es das überhaupt gibt. Unser Lehrer hat uns nicht einfach nur darüber erzählt, sondern er hat das auch selbst vorgelebt. Das hatte eine solch beeindruckende Vorbildfunktion auf mich, dass es mich als Menschen bis heute geprägt hat.

Jugendliche brauchen solche Leitfiguren, vor allem wenn die Eltern arbeiten und man mehr Zeit in der Schule verbringt als mit ihnen. Ein guter Lehrer ist keiner, der sagt das Rauchen schlecht ist und uns Bilder von schwarzen Lungen in Biologie zeigt, den man danach aber am Schultor an seiner Zigarette ziehen sieht. Es ist auch keiner, der vorne am Tisch sitzt, den Stoff durchmacht und durch uns hindurchsieht. Einer dem es eigentlich egal ist, was wir machen. Aber Kinder wollen gesehen werden, sie brauchen konstruktive Kritik und Feedback, nicht nur auf dem Papier. Ein guter Lehrer ist jemand der inspiriert, motiviert, ermutigt und uns Flügel gibt. In der Oberstufe hatte ich eine furchtbar schlechte Mathelehrerin. Sie hat uns den Stoff zwar erklärt und uns die Lösungen gegeben, aber sie ist nie wirklich auf uns eingegangen. Doch das ist nicht das, was sie zu einer schlechten Lehrerin macht. Sie hat nicht an uns geglaubt. Sie hat uns nicht ermutigt. Sie hat nicht einmal versucht uns Flügel zu geben. Auf der anderen Seite hatte ich einen tollen Deutschlehrer, der wirklich dafür gebrannt hat, was er getan hat. Das hat mich unglaublich inspiriert. Auch in Geschichte hatte ich einen tollen Lehrer, der versucht hat, alle von uns zu sehen und mit einzubeziehen. Alle von ihnen haben mich nachhaltig beeinflusst.