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Die Lehrer von morgen: Meine beiden Fachrichtungen

Foto von abi>> Bloggerin Hannah

Autor:
Hannah

Rubrik:
studium

12.03.2020

Bei uns Sonderpädagogen findet das Referendariat an zwei Schulen statt. Das ist auch ganz logisch: Wir haben schließlich auch zwei sonderpädagogische Fachrichtungen studiert. In der Fachrichtung (FR) Sprache habe ich jedoch doppelt so viele Seminare belegt wie in der FR Lernen. Im Referendariat ist das Verhältnis angepasst: In der FR Sprache unterrichte ich das gesamte Referendariat über, die FR Lernen kommt nur für das letzte halbe Jahr dazu.
Seit Januar bin ich nun für einige Stunden in der Woche an einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Dort unterrichte ich eine 7. Klasse. Es ist gar nicht so leicht, zwischen den beiden Schulen und Altersstufen mit den verschiedenen Themen und Problemlagen zu wechseln. Ich komme nicht so gut damit klar, zwei Baustellen zu haben. Ich habe zwei Kollegien, bin an Schulen in zwei verschiedenen Städten mit zwei verschiedenen zuständigen Schulämtern. Das fühlt sich einerseits so viel auf einmal an und andererseits verpasse ich doch immer irgendwo etwas.
In meiner Klasse in der FR Sprache lassen mich die Schüler ab und zu spüren, dass ich weniger Zeit mit ihnen verbringe. Manche sind auf Konflikte aus, andere fordern mehr Aufmerksamkeit ein. In der neuen Schule läuft es dagegen ganz gut. Einmal in der Woche geht die Klasse auf einen Bauernhof, um dort mitzuarbeiten. Außerdem wirke ich an der Druckerei-AG mit. Die praktischen Themen machen mir besonders viel Spaß, aber auch sonst entwickle ich einen guten Draht zu den Jugendlichen. Die acht Stunden reichen dafür meiner Meinung nach aber überhaupt nicht aus – vor allem, weil alles so schnell geht. Ich hatte direkt nach einem Monat schon meinen ersten Unterrichtsbesuch und Anfang Mai wird schon die Prüfung sein. Zum Glück habe ich eine tolle Mentorin, die mich unterstützt. Manchmal frage ich mich, ob ich die feste Stelle lieber noch nicht hätte, weil es mir an der anderen Schule auch gut gefällt. Aber ich glaube, es ist so genau richtig. Ich genieße die Erfahrung in der FR Lernen und ich werde dort wahnsinnig viel mitnehmen können für meine berufliche Zukunft. Ich arbeite gern mit den Schülern in der FR Lernen, aber manche Situationen fühlen sich eine Nummer zu groß für mich an. In der FR Lernen kommen fast alle Schüler aus schwierigen Familienverhältnissen. An der Schule sind Drogen ein großes Thema, es gibt häufig Schlägereien, teilweise haben die Schüler auch Ärger mit der Polizei. Es ist schwer zu akzeptieren, dass man die Biografien dieser Schüler nur marginal verändern kann. Ein wenig kann man dazu beitragen, indem man eine verlässliche Bezugsperson ist, ihre Ressourcen fördert, sie motiviert und an sich selbst glauben lässt. Ich bin wahnsinnig froh, diese wichtige Arbeit bis zum Sommer machen zu dürfen. Und vielleicht werde ich auch irgendwann in die FR Lernen zurückkehren. Aber für den Anfang fällt es mir bestimmt leichter, in der FR Sprache zu starten.