Rubrik:
beruf & karriere
02.02.2021
Autor:
Eva
Rubrik:
beruf & karriere
02.02.2021
Nach drei Wochen Homeschooling mit Förderschülern und Förderschülerinnen wird mir mehr und mehr bewusst, wie wichtig der geregelte Schulalltag vor Ort für die Schülerinnen und Schüler wird. Meine Klasse und ich treffen uns täglich um 10 Uhr in Microsoft Teams. Ich stelle den aktuellen Tagesplan mit meiner Betreuungslehrkraft vor und die Schüler bearbeiten Aufgaben. Wir bleiben weiterhin online falls es Fragen oder technische Probleme gibt. Wir kontrollieren welche Aufgabe welcher Schüler bearbeitet und sehen sofort, wenn jemand nichts arbeitet. Zudem plädieren wir zwischendurch auf Handhebungen, damit das „Zocken“ nebenher unterbunden wird. Vermehrt bemerken wir, dass die Heranwachsenden unter Schlafstörungen leiden. Ein Schüler klagt täglich, nachts nicht geschlafen zu haben. Er schafft es nicht den Fernseher auszuschalten und könne zudem eh nicht einschlafen. Eine weitere Schülerin verpasst regelmäßig Teamssitzungen. Ihre Mutter erklärt besorgt, dass ihre Tochter unter Schlafstörungen leidet, nachts wach ist und tagsüber tief und fest schläft. Den Schülern und Schülerinnen fehlt der geregelte Tagesablauf. Vor allem an Förderschulen benötigen die Heranwachsenden feste Strukturen, die sie durch das Homeschooling nur bedingt wahrnehmen. Weiterhin werden Arbeitsaufträge nur teilweise erledigt. Das kann zum einen daran liegen, dass die Schüler diese allein nur schwer bewältigen können und sich nicht trauen nachzufragen. Zum anderen könnte ihnen der nötige Druck fehlen, der über Bildschirme nur schwer ausgeübt werden kann. Mein Resümee ist, dass das Homeschooling für Sonderschüler eine echte Zumutung ist. Vielen täte ein Schulbesuch gut, schon allein um einfach ein paar Stunden aus dem häuslichen Umfeld rauszukommen. Als Referendarin habe ich im Moment genug Arbeit mit Vorbereitungen, doch erfreulicherweise keinen Stress. Ich spare mir allein durch den fehlenden Fahrtweg zwei Stunden Zeit am Tag, die ich für mich oder meinen Unterricht nutzen kann. Weiterhin kann ich mich gezielter in Themen einarbeiten, ausprobieren und Wert auf Details legen, was mir im regulären Schulalltag kaum gelingt. Dennoch fehlt mir der Kontakt zu meinen Schülerinnen und Schülern sehr. Ich habe Angst, nicht genug Erfahrung im Umgang mit den Heranwachsenden für das kommende Schuljahr sammeln zu können und hoffe auf baldige „Normalität“.
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